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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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tippte die Frau mit dem Zeigefinger auf eines der Fotos. Und zwar auf das Foto von Laura als Maria Stuart. Dabei ruckte sie mit dem Kopf wie eine debile Taube auf der Jagd nach Brotkrumen. Oh mein Gott. Es war diese Rike von der Party! Die Pepe-Expertin! Was machte die denn hier? Die war doch gar nicht auf unserer Schule. Ich stellte mich schnell hinter die Kulissenwand und spähte hindurch. Jetzt ging Rike die Treppe auf die Bühne hinauf, schob den Vorhang zur Seite, hinter dem sich die Tür befand, durch die man zu den Garderoben hineingelangte. Sie drückte sie auf und ging hindurch, als würde sie hierhergehören. Was hatte sie vor? Ich folgte ihr heimlich. Rike tat so, als wäre alles ganz normal. Wir kamen an Evelyn vorbei, die in ihr Textheft versunken auf und ab lief. Aber Rike beachtete sie nicht. Dann kam uns Merle entgegen, mit Klemmbrett und Walkie-Talkie schritt sie aufgeregt über den Gang. »Hey, wo finde ich denn Milena?«, fragte Rike. Und Merle, dieses hohle Nuss, sagte: »Die ist dahinten. Aber stör sie nicht, sie muss sich konzentrieren.«
    »Okay, danke«, sagte Rike und ging unbeirrt weiter. Am Ende des Ganges sah ich Milena, die sich an die Garderobenständer zurückgezogen hatte und ihren Auftritt durchging. Und in dem Moment wurde mir alles klar. Rike war besessen von Pepe. Und sie hatte von seiner Beziehung zu Laura gewusst. Deswegen hatte sie sie aus dem Weg geräumt. Und sie hatte gefragt, ob Milena auch auf der Liebfrauenschule sei. Und warum? Na klar! Sie wollte auch Milena aus dem Weg räumen. Rike war die Mörderin. Und ich hatte sie bisher gar nicht auf dem Radar gehabt! Rike war bis auf wenige Meter an Milena herangekommen, als ich schrie: »Milena, pass auf!«
    Doch da stürzte sich Rike auf Milena.

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    Nicht mit mir, dachte ich und setzte zum Spurt an. Schon hatte ich Rike erreicht und wollte sie zur Seite schubsen. Doch sie sprang nach links, ich stolperte über ihren Fuß, verlor das Gleichgewicht und knallte mit dem Kopf gegen einen Garderobenhaken. Dummerweise genau mit der Schläfe. Die Schläfe ist ein K.-o.-Punkt, weil dort verschiedene Nervenbahnen verlaufen, hatte Enzo erklärt. Ich ging zwar nicht k.o., aber der stumpfe Schlag hatte trotzdem heftige Folgen. Ich fühlte mich ziemlich benommen.
    »Was soll denn das?«, rief Milena.
    »Sie will dich…«, stammelte ich, aber mir wollte das richtige Wort nicht einfallen.
    »Halt die Schnauze«, kreischte Rike dazwischen. Sie packte Milena am Kragen und drängte sie nach hinten, Richtung Hinterausgang.
    »Lass mich los, du Irre«, befahl Milena. Endlich hatte ich mich so weit erholt, dass ich meine Arme und Beine wieder unter Kontrolle hatte. Sofort nahm ich die Verfolgung auf.
    »Wo ist er? Sag mir, wo er ist! Sag es mir, du…«, weiter kam Rike nicht, denn ich packte sie von hinten, legte meinen Arm um ihre Kehle und drückte zu, wie es Enzo mir gezeigt hatte.
    »La….«, röchelte sie. »N…« Sie ließ Milena los, die sich mit der flachen Hand über die Tweed-Jacke strich, als ob ihre größte Sorge sei, dass Rike dort ein paar Fussel hinterlassen könnte.
    »Wer ist das?«, fragte Milena pikiert. »Und was will sie von mir?«
    »Sie war es«, ächzte ich und hielt Rike weiterhin gepackt. Mein Kopf brummte immer noch. »Sie hat Laura umgebracht. Und jetzt will sie dich umbringen.«
    »Mich umbringen?« Milena zog die Stirn kraus. »Aber warum?«
    »Sie ist in Pepe verliebt. Oder besser gesagt: Besessen.«
    »Pepe?«, fragte Milena verwirrt. »Was weißt du von Pepe?«
    »Ich weiß alles«, sagte ich. »Hab alles rausgefunden. Wie ihr Naomi kennengelernt habt und wie Laura mit ihr zusammengekommen ist und du sauer warst, die Trennung wegen des Vaters, die Verwandlung in Pepe und so weiter. Ist eine lange Geschichte. Der Punkt ist der: Laura hat sich nicht selbst umgebracht. Rike war es! Aus Eifersucht!« Ich hatte während meiner Erklärung wohl meinen Griff gelockert, denn Rike meldete sich plötzlich wieder. »Was?«, fragte sie.
    »Halt jetzt mal den Mund«, sagte Milena, nahm energisch das fürchterliche tannengrüne Seidentuch von ihren Schultern und knebelte Rike kurzerhand damit. Alle Achtung. Die Prinzessin konnte durchaus rustikal sein.
    »Mmmmhhh«, machte Rike. Ich packte ihren Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken, sodass sie nicht entkommen konnte.
    »Das ist ja der Hammer«, sagte Milena. Irgendwie war sie gar nicht aus der Fassung. Vermutlich wegen der adligen Gene, die selbst bei Palastrevolten nicht

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