Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben
wüsste ja jeder sofort, dass nur er es gewesen sein kann.«
Immerhin brachte ich Söderberg damit zum Nachdenken, denn er antwortete nicht sofort. »Es passt alles ganz genau!«, rief ich. »Los! Sie müssen ihn fragen, wo er an diesem Samstag zwischen achtzehn und zwanzig Uhr war!«
»Scheiße«, sagte Söderberg. »Sie gehen einem ganz schön auf die Nerven, wissen Sie das?«
»Natürlich weiß ich das«, sagte ich. »Aber Ihnen muss man ja auch auf die Nerven gehen, damit Sie Ihren Job machen.«
Er rollte mit den Augen. Meine Güte. Mit seinen Grimassen könnte er im Fernsehen auftreten. Aber ich hatte gesehen, dass der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht gehuscht ist. Na gut, der Schatten eines Hauchs eines Anflugs vielleicht. »Also, untersuchen Sie sein Alibi?«
Der Kommissar seufzte. »Mal sehen. Wenn ich hier in dem Laden irgendeinen finde, der ein paar Minuten Zeit hat.«
»Danke«, rief ich begeistert. »Sie sind auf dem richtigen Weg! Übrigens, haben Sie die Kröte schon geschnappt?«
»Welche Kröte?«
»Die, die Rentner umbringt.«
»Raus jetzt«, sagte er. »Bevor Sie sich da auch noch einmischen.«
Gut gelaunt verließ ich sein Büro. Mein Vater beendete gerade sein Telefonat. »Und wie ist es gelaufen?«, fragte er.
»Bestens«, sagte ich.
Er nickte zufrieden. »Jetzt hast du es der Polizei erzählt. Und von nun an wirst du dich raushalten und den Rest den Profis überlassen. Ist das klar?« Ich sparte mir eine Bemerkung über die Profis, die nicht einen Finger krumm gemacht und sich von einem Schulmädchen hatten helfen lassen.
»Kein Problem«, sagte ich fröhlich. »Wo ich doch den Fall gelöst habe.«
»Du bist wirklich erstaunlich«, sagte mein Vater und legte den Arm um mich. »Und trotzdem hast du Hausarrest.«
Wir gingen zum Parkplatz und er zeigte auf den Toyota, in dem Enzo wartete. »Du fährst mit ihm«, sagte er. »Ich muss los, Püppchen.« Er gab mir einen Kuss auf die Wange. »Und keine Dummheiten mehr, okay?«
»Okay«, sagte ich. »Wir sehen uns heute Nachmittag. Bei der Theateraufführung.« Er winkte mir und ich stieg zu Enzo ins Auto. Stumm startete er den Wagen. Sollte er ruhig brummig sein, ich hatte allen Grund für gute Laune. Ich hatte den Fall gelöst. Ich würde mit Justus zusammen sein. Das Kapitel Enzo war abgeschlossen. Ich hatte mich vertan. Ich war gar nicht in ihn verliebt. Konnte ich gar nicht! In so einen nachtragenden Wichtigtuer. Meine kleine Gefühlsverirrung gehörte der Vergangenheit an. Trotzdem war es an der Zeit für einen Waffenstillstand.
Ich beugte mich vor und sagte: »Ich bin dir übrigens nicht böse, dass du mich bei meinem Vater verpfiffen hast.«
Aber anstatt seine pikierte Miene abzustreifen und sich endlich wieder normal zu benehmen, sagte er gönnerhaft: »Oh. Das ist ja wirklich furchtbar gnädig von dir.« Der Satz triefte vor falscher Freundlichkeit. »Du meine Güte«, brachte ich hervor. »Kannst du nicht mal aufhören?«
»Womit?«
»Na, mit dieser miesepetrigen Laune. Das ist ja grässlich.«
»Ja, das ist wirklich grässlich«, äffte er mich nach. »Wie kann ich auch nur schlechte Laune haben? Als perverser Nazi ist das Leben doch immer sooo lustig.«
Ich blieb so ruhig, als hätte ich Beruhigungstabletten-Müsli zum Frühstück gegessen. »Ach, Enzo«, sagte ich wie zu einem kleinen Kind. »Sei doch nicht so stur.«
»Ach, Natascha«, sagte Enzo. »Wer von uns beiden ist denn stur?«
»Wie meinst du das?«, fragte ich irritiert. »Ich bin doch nicht stur!«
Er antwortete nicht.
»Was willst du denn noch von mir?«
»Gar nichts, Natascha. Absolut gar nichts.«
»Dann ist es ja gut.«
Ich kam zur großen Pause in die Schule. Während ich auf den Schulhof ging, überlegte ich, ob es noch zu früh war, Söderberg anzurufen und zu fragen, welches Alibi sich Lauras Vater hat einfallen lassen. Und natürlich wäre ich gerne beim letzten Akt dabei. Wenn die Handschellen zuschnappten und der Mörder in den Knast wanderte und man wusste, dass man für Gerechtigkeit gesorgt und die Welt wieder ein kleines bisschen besser gemacht hatte. Auweia. Ich sollte wirklich aufhören, Krimiserien zu gucken. Ich steckte mein Handy weg, als ich Suze und Coco sah, die sich mal wieder in den Haaren lagen. »Mann, Coco«, schrie Suze. »Irgendwann hau ich dir mal eins in die Fresse!«
Coco lachte höhnisch. »Und ich dachte immer, Katzenfrauen seien so friedlich.«
Suze dampfte stinksauer ab. Ich lief ihr hinterher. »Hey,
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