Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben
Suze. Warte mal. Ich muss dir was sagen.« Als ich fertig war, bekam Suzes Gesicht ein breites Grinsen.
Im Klassenraum wartete sie schon auf Coco, die in Begleitung von Kim und Irina hereinkam. »Hey, Coco«, sagte Suze. »Ich hab was für dich.« An den Fingerspitzen ließ sie eine Banane runterbaumeln.
»Was soll ich denn damit?«, fragte Coco irritiert.
»Na, Bananen helfen doch gegen Durchfall«, sagte Suze. »Und du hast ja wohl öfter Durchfall, wie ich gehört habe. Zumindest, wenn du die Führerscheinprüfung machst.« Sie prustete los. »Da bist du ja schon zweimal durchgefallen.«
Volltreffer. Coco wurde puterrot.
»Was?«, rief Beatrix feixend. »Coco hat Durchfall? Du Arme!«
Fabienne und Deborah und all die anderen, die unter Coco gelitten haben, lachten sich kaputt. Es hagelte hämische Bemerkungen über Verdauungsprobleme, das Auto, das Coco zum bestandenen Führerschein bekommen sollte, und über Cocos gesunde Gesichtsfarbe. Coco saß auf ihrem Stuhl und starrte auf das Pult und war sichtlich froh, als der Unterricht anfing.
Am Nachmittag fand die Theateraufführung statt und ich hatte meine Eltern überredet zu kommen, um sich einen Eindruck von meiner neuen Schule zu machen. Justus würde auch da sein. Und im Anschluss an den ganzen Stress würde ich mit ihm reden. Ich stellte mir vor, wie ich ihn umarmen würde und küssen und wie glücklich er dann wäre und ich auch. Ja, Natascha, es wird Zeit, dass du einen Freund bekommst. Und zwar einen richtigen. Es würde bestimmt toll werden. Schließlich verstanden wir uns einfach blendend. Ich freute mich schon. Und war auch ziemlich aufgeregt. Aber erst mal stand ja noch die Aufführung an. Dann konnte ich mir noch überlegen, was ich zu ihm sagen sollte. Oder ob ich ihn einfach küssen sollte. Zum Glück war ich bei der Aufführung nur für die Requisiten zuständig und brauchte mich nicht von Merle nervös machen lassen, die durch die Garderobe huschte und alle wegen ihrer Textsicherheit löcherte, was die allgemeine Aufregung nur verstärkte.
»Merle, das hilft jetzt auch nichts mehr«, sagte Milena ruhig, die mit einem braunen Tweed-Ensemble und einem tannengrünen Seidentuch um die Schultern als Haushälterin zurechtgemacht war und die dunkelbraunen Locken gerade zu einem Dutt knotete. Die Haushälterin nahm man ihr trotzdem nicht ab. Dafür war sie viel zu blasiert.
Merle schaute beflissen auf ihr Klemmbrett und wandte sich an mich. »Natascha, hast du schon die Blumen geholt?«, fragte sie. »In Szene eins stehen doch Blumen auf dem Tisch.«
»Ich hol sie«, sagte ich und machte mich auf den Weg zum Requisitenraum. Unterwegs fiel mir ein, dass Söderberg jetzt lange genug Zeit gehabt hatte, um Vater Chengs Alibi zu überprüfen, und rief im Kommissariat an. Die von der Zentrale meinte, er wäre unterwegs, aber ich behauptete einfach, dass ich unheimlich wichtige Hinweise in Sachen Krötenjagd hätte, bis sie mir die Handynummer von Söderberg gab. »Natascha Sander hier«, meldete ich mich, als er abgenommen hatte.
»Wer?«, bellte er.
Ich räusperte mich. »Emma Peel.«
»Ah ja. Natürlich. Hätte ich mir ja denken können, dass Sie mich in den fünf Minuten Pause, die ich am Tag habe, stören.«
»Und war er es? Hat Lauras Vater sie umgebracht?«
»Sie sind wirklich unglaublich.« Er lachte schnaubend. Vielleicht würde ich sogar eine Verdienstmedaille kriegen oder so, dachte ich gerade, als sich sein Tonfall abrupt änderte und er mich anschrie: »Sie haben mich tatsächlich dazu gebracht, wichtige Personalressourcen zu verschwenden für die Jagd nach einem imaginären Mörder.«
»Also war er es nun oder nicht?«, fragte ich irritiert.
»Nein! Er ist am Sonntagabend mit dem China-Air-Flug aus Peking in Frankfurt gelandet. Er hat ein lupenreines Alibi. Darf ich jetzt endlich weiteressen?«, brüllte Söderberg und legte auf. Mist. Und dabei war ich mir so sicher gewesen. Ich musste irgendwas übersehen haben. Aber was? Gedankenverloren sammelte ich die Blumen ein, steckte sie in eine Vase und brachte sie auf die Bühne der Aula. Es war zwanzig nach fünf. In zehn Minuten würde das Publikum eingelassen werden. Doch da war schon eine Frau in der Aula, die sich die Fotos von früheren Theaterstücken an der Seite anschaute. Sie hatte kurze schwarze Haare. Gefärbt. Das erkannte ich auch aus der Entfernung sofort. Stumpf und strohig sahen sie aus und ich verstehe wirklich nicht, wie man auf die Idee kommen kann… in dem Moment
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