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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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meinen Tisch und kritzelte weiter. Es dauerte aber noch eine ganze Weile, bis meine bärbeißige Kunstlehrerin wieder auftauchte, die Augen verräterisch gerötet.
    »Ah«, sagte ich. »Da sind Sie ja. Ich bin fertig.«
    Ich gab ihr das Blatt, auf dem ich einfach nur den einen Apfel ein bisschen grün schraffiert und dem anderen ein paar braune Flecken verpasst hatte. Sie nahm das Blatt entgegen, ohne mich anzusehen, und sagte: »Sie sollen zur Direktorin gehen.«
    »Wann?«
    »Jetzt!«
    »Jetzt?«
    Sie nahm das Klassenbuch und tat so, als ob sie wichtige Einträge machen müsste. »Gehen Sie«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    »Und wie viele Punkte geben Sie mir für meine Zeichnung?«
    Sie warf einen kurzen Blick auf das Papier. »Vier Punkte.«
    »Das sind doch keine vier Punkte!«, sagte ich. »Die Darstellung des Zeitverlaufs, hier deutlich zu sehen an dieser geschickten Kolorierung, ist…«
    »Gut, Sie bekommen sieben Punkte«, unterbrach sie.
    »Acht«, hielt ich dagegen. »Eigentlich sind es ja eher neun, aber mit acht würde ich mich auch zufriedengeben.«
    Sie seufzte. »Meinetwegen, acht«, sagte sie mit brüchiger Stimme. Ich wartete noch, bis sie die Zahl auf meinem Blatt notiert hatte, dann spazierte ich davon.
    Ich war auf einmal nervös. Ein Termin bei der Schuldirektorin bedeutete nichts Gutes. Besonders wenn einem der Schulverweis drohte. Kurz vor dem Direktorinnenzimmer kam ich an einer Reihe Fotos vorbei, auf denen das Schulorchester drauf war. Laura spielte versunken Violine. Vor ihr stand Pascal mit dem Dirigentenstock und betrachtete seine Schülerin mit seltsamem Glanz in den Augen. »Verdammt noch eins«, entfuhr es mir, denn plötzlich fiel mir ein, was mich an der Tätowierung gestört hatte. Einige Striche hatten einen etwas kräftigeren Farbton und diese leichte rötliche Schattierung einer frischen Tätowierung gehabt. Und zwar waren das die Striche gewesen, die Solveig Verzierungsstriche genannt hatte. Plus das schräge Bein des R. Wenn man also alle frischen Striche weglassen würde, wäre der Buchstabe kein R, sondern ein P.
    Meinhilde von Cappeln thronte auf ihrem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch, als ich reinkam. »Gott zum Gruße, Frau Direktor«, rief ich. »Was kann ich denn heute für Sie tun?«
    Sie sah mich an wie eine behaarte Spinne. »Nun, nach eingehender Prüfung der Schulstatuten hat der Vorstand eine bedauerliche Entscheidung bezüglich Ihres Schulverbleibs getroffen.« Sie legte eine kurze Pause ein, um bedeutungsschwanger einzuatmen.
    »An dieser Stelle würde ich Sie gerne unterbrechen«, sagte ich. »Es dürfte Sie vielleicht interessieren, dass unser Musiklehrer, Ihr Sohn Pascal von Cappeln, ein Verhältnis mit Laura Mayleen Cheng hatte.«
    Sie sog hart die Luft ein. »Wie bitte?«, fragte sie eisig.
    »Sie haben richtig gehört.« Ich lächelte sie an. »Welche Nachricht des Vorstands wollten Sie mir übermitteln?«
    Doch Meinhilde von Cappeln war offensichtlich der Faden abhandengekommen. Sie schwieg mit undurchdringlichem Gesicht.
    »Wenn Sie sich auf diesen Schreck erst einmal einen genehmigen wollen, nur zu«, sagte ich. »Das machen Sie doch ganz gerne mal, nicht wahr?« Sie hob langsam den Kopf wie ein Urzeitvieh in einem schlecht animierten Film und starrte mich an, als wollte sie mich mit einem Happs verspeisen. Ihre grauen Augen schimmerten gelblich.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie, aber unter ihrer harten Stimme hörte ich das Beben, das durch ihren Körper ging.
    »Ich möchte hier auf diesem katholischen Mädchengymnasium mit dem guten Ruf gerne mein Abitur ablegen«, sagte ich und lächelte.
    »Sie drohen mir, dass Sie diese Anschuldigungen öffentlich machen, wenn ich Sie von der Schule schmeiße?«
    »Nein«, sagte ich. »So was würde ich nie tun.« Ich meinte das ernst, aber offensichtlich fasste sie das sarkastisch auf und schüttelte angewidert den Kopf. »Noch so eine von der Sorte«, murmelte sie.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Raus hier.«
    Ich stand auf und zögerte. »Bin ich jetzt gefeuert oder nicht?«
    »Raus!«, kreischte sie.
    »Erst sagen Sie mir, ob ich gefeuert bin oder nicht. Wenn ich das nicht weiß, dann kann ich heute Nacht gar nicht gut schlafen, dann grübele ich und grübele ich, wie Sie sich denn jetzt entschieden hab…«
    »In Gottes Namen. Sie können bleiben.«
    »Prima. Es gefällt mir nämlich hier. Es ist so aufregend und…«
    »Raus jetzt.«
    »Wird gemacht, Frau Direktor. Schönen Tag noch.« Ich winkte ihr noch

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