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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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ungerührt.
    »Was denn? Was für ein Riesenarsch du bist?«
    Er blieb ganz ruhig. »Nein«, sagte er. »Dass du dich überhaupt nicht wehren kannst, wenn dich ein Mann so von hinten packt.«
    »Du hast doch echt den Arsch auf!«, schrie ich. »Du sollst mich beschützen, nicht umbringen.«
    Mein Hals tat zwar schon nicht mehr weh, aber sauer war ich natürlich immer noch. Dass ich darauf reingefallen war! Und dass er mich so gedemütigt hatte! Ich hätte ihn am liebsten verprügelt. Aber er hatte mir ja gerade bewiesen, dass er viel stärker war. Ich würde ihn nicht in den Genuss bringen, mir das noch einmal demonstrieren zu dürfen. Wütend stampfte ich davon.
    »Wenn du hierbleibst, zeige ich dir, wie man sich gegen einen solchen Angriff wehrt«, sagte Enzo völlig ruhig.
    »Pah. Mir doch egal«, murmelte ich im Weggehen.
    »Sonst besorgt das mit dem Umbringen nämlich irgendwann ein anderer«, sagte Enzo, als ich schon fast an der Treppe war.
    Ich blieb stehen. Dieser eingebildete Oberlackaffe. Dieser ewige Besserwisser. Wieso konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich stand noch einen Moment unschlüssig an der Treppe. Dann drehte ich mich um und ging ins Kino. »Also gut«, brummte ich. »Wie geht das?«
    »Los, komm mit. Wir machen das im Fitnessraum.«
    »Aber beeil dich. Deine Anwesenheit ist eine Strafe.«
    »Dito«, gab er zurück. »Wenigstens habe ich das Glück, dafür bezahlt zu werden.«
    Wir gingen in den Fitnessraum, in die Mattenecke. Er stellte sich mir gegenüber auf. »Ein Verteidigungsrepertoire, das aus dem Tritt in den Schritt besteht, bringt nicht viel. Ich werde dir jetzt ein paar Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten zeigen, mit denen du dich gezielt gegen Angriffe wehren kannst.«
    »Ich mache nur mit«, sagte ich, »wenn du mir erzählst, was das für ein Typ war, der Barmann. Und warum er dir danken wollte.«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Enzo. »Er muss mich verwechselt haben. So und jetzt versuch mal, mich hier zu packen.« Er zeigte auf seinen Hals. Ich legte meine Hände auf seine Schultern. »Willst du mit mir tanzen oder mich erwürgen?«, fragte er.
    »Das weißt du doch«, sagte ich schob die Hände auf die nackte Haut seiner Kehle. Sie war warm. Aber noch ehe ich richtig darüber nachdenken konnte, hatte er meinen Arm gepackt und ihn verdreht.

25
    Am nächsten Tag hatte ich Muskelkater. Und ein neues Hobby. Nach anderthalb Stunden Selbstverteidigungstraining hatte ich mich tatsächlich dazu hinreißen lassen, Enzo zu sagen, dass das Spaß gemacht hatte.
    »Freut mich. Wenn du willst, legen wir öfter mal eine Trainingseinheit ein.«
    »Gerne«, hatte ich erwidert. »Aber nur, wenn du mich nicht mehr im Flur überfällst.«
    Er hatte gelacht. »Aber es muss doch realistisch bleiben.« Doch als er meine ernste Miene bemerkt hatte, hatte er schnell gesagt: »Geht klar. Mache ich nicht mehr.«
    In der Schule hatte ich dann das dringende Bedürfnis, meine neu erworbenen Kenntnisse einzusetzen und Coco in den Schwitzkasten zu nehmen, denn sie piesackte wieder in einer Tour meine Klassenkameradinnen. Erst nervte sie Suze mit Katzenwitzen, bis die irgendwann die Nerven verlor und schrie: »Dein Vater ist doch schwul!« Aber auch darüber konnte Coco nur lachen. Aber irgendwo musste auch Coco einen schwachen Punkt haben. Als dann noch die Sache mit dem Porträt passierte, nahm ich mir vor, ihn bei Gelegenheit zu finden. Solveig hatte Evelyn gemalt, in einem ihrer klassischen Outfits, an einem Tisch unter Palmen, im Hintergrund die Fassade eines barocken Gebäudes. Evelyn sah aus wie eine Filmschauspielerin in Cannes, wirklich klasse. Vor dem Kunstunterricht bei Beate Friedrichs wurde es herumgereicht, bis Coco es in die Finger bekam und mit Kuli dicke aufgespritzte Lippen und einen grotesken Atombusen drübermalte. Evelyn saß steif da, machte einen auf Stummfilmstar. Verdammt gute Selbstbeherrschung. Auch Solveig schien die Verschandelung ihres Kunstwerks nichts auszumachen, sie lachte sogar mit Beatrix darüber. Ich hätte Coco wahrscheinlich mit Edding einen Schnurrbart gemalt. Und zwar ins Gesicht. Solveigs Maltalent war auf jeden Fall außergewöhnlich, fand ich. Und das brachte mich auf eine Idee. »Hey Solveig«, sagte ich. »Dein Bild von Evelyn ist ja fantastisch – bis auf Cocos Gekrakel natürlich. Du hast es ja echt drauf.«
    »Danke.« Sie freute sich wirklich.
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?«, fragte ich. »Kannst du dir das mal ansehen und mir

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