Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
toll«, mischte sich Rebecca ein. »Der Psychodoktor kann mir bestimmt ein neues Bein zaubern.«
»Sie muss in die Reha«, bekräftigte Dr. Klinger. »Je früher sie mit dem Prothesengebrauchstraining anfängt, umso besser.«
»Phhh. Das hättet ihr wohl gerne«, sagte Rebecca.
»Tschüss, Rebecca. Bis morgen«, sagte Dr. Klinger und zog mit seinen beiden jungen Kollegen ab.
»Schau mal, Becky, wer da ist!«, sagte Frau Terbrüggen verkrampft fröhlich. »Natascha ist extra wegen dir gekommen.«
»Hi Rebecca«, sagte ich. Aber Rebecca war zu sehr damit beschäftigt, auf alle Welt sauer zu sein, und antwortete nicht.
»Ich geh dann mal«, seufzte ihre Mutter, nahm ihren Mantel und schlich mit gebeugten Schultern hinaus.
»Bis später«, rief ich ihr nach. Kaum war sie drauÃen, klopfte es und eine verschüchterte Krankenschwester kam mit einem kleinen Paket herein.
»Hier, Rebecca, Post für dich. Und deine Haarspange«, sagte sie und huschte auf leisen Sohlen zu ihrem Bett. »Du hast sie wieder unter der Serviette auf dem Tablett liegen lassen. Wir hätten sie beinahe in den Müll geschmissen. Zum Glück habe ich sie noch gesehen. Sie ist wirklich schön.« Die Schwester legte die Spange mit der Stoffblume auf den Beistelltisch und übergab Rebecca das Päckchen, das sie im Nachtschrank verschwinden lieÃ. Aber nicht schnell genug, als dass ich nicht den Absender-Stempel erkennen konnte.
»Vielen Dank, Schwester Tülin.« Rebecca lächelte aufgesetzt. »Das ist wirklich sehr nett von dir«, schob sie sarkastisch hinterher. Aber Schwester Tülin bemerkte den bissigen Unterton nicht oder sie war einfach froh, dass Rebecca ihr nichts Gemeines an den Kopf warf, und sagte: »Gern geschehen. Ich bringe nachher noch den warmen Kakao, okay?«
»Sehr gerne«, sagte Rebecca honigsüÃ. Sobald die Tür geschlossen war, sackten ihre Mundwinkel nach unten. »Hinterhältiges Miststück.« Sie sah mich an und bellte: »Gib mir die Schokolade.« Sie lag auf ihrem Beistelltisch und sie hätte sich nur vorbeugen müssen.
»Geht das schon wieder los?«, fragte ich.
»Was soll die Anstellerei?«, sagte Rebecca.
»Um das Paket von O&U Security Electronics wegzulegen, konntest du dich ja auch vorbeugen.«
Sie sah mich verblüfft an. Dann setzte sie wieder ihre Wutfratze auf und ätzte: »Du bist doch wohl gute Fee geworden, um allen zu beweisen, was für ein groÃartiger Samariter du bist.«
»Nee, bin ich absolut nicht«, sagte ich.
»Nicht? Dann willst du dich wohl auch an David Wöbke ranmachen«, stellte Rebecca fest.
»Wen? Ach, den Assistenten von der Frau Doktor. Nee, der ist gar nicht mein Typ.«
Zum ersten Mal spürte ich ehrliches Interesse. »Warum bist du denn dann hier?« Sie beugte sich vor und nahm sich selbst ein Stück Schokolade.
»Was war in dem Paket?«, fragte ich zurück.
Sie sah mich scharf an. »Wenn du es unbedingt wissen willst. Ein neuer Kopfhörer. Der hier hat einen Wackelkontakt.« Sie zeigte auf den Kopfhörer, der an ihrem Tablet-Computer angeschlossen war. »Also, warum bist du hier?«
»Ich habe eine Wette gegen meine ex-beste Freundin verloren.«
»Wer ist denn deine exBF und wieso ex?«
»Das geht dich gar nichts an.«
»Na los, komm. Erzähl dem Mädchen mit dem halben Bein eine interessante Geschichte.«
»Das habe ich noch nie jemandem erzählt. Warum sollte ich es dir erzählen?«
Rebecca überlegte einen Moment und sagte dann: »Weil ich dir vielleicht auch was Interessantes erzählen könnte.«
»Mmmhh.« Ich überlegte kurz. »Also gut. Warum musste dein Bein amputiert werden?«
»Mein Bein musste amputiert werden, weil meine Eltern Schwachköpfe sind.«
Mir blieb einen Moment die Luft weg. »Wie meinst du das?«
»Genau so.«
»Aber wie ist es passiert?«
»Es gab einen Unfall, als sie mich gezwungen haben, mit Messer und Gabel zu essen«, witzelte Rebecca.
»Der Witz ist nicht schlecht«, sagte ich. »Aber jetzt sag mal, wie es wirklich passiert ist.«
Rebecca schüttelte den Kopf. »Erst bist du dran. Name?«
»Silvy.«
»Hoppla! Die beste Fee von allen!«, rief Rebecca erstaunt. »Und was hat sie gemacht?«
»Meine nette exBF hat mich verpfiffen, als ich für sie
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