Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
steckt?«
»Ist er nicht zu Hause?«, fragte sie überrascht.
»Nein. Hat er sie hier besucht?«
»Ich habe ihn nicht gesehen. Und â¦Â« Sie seufzte und machte eine Pause.
»Was?«
»Das kann ich dir ja erzählen, das fällt nicht unter die Schweigepflicht. Sie sind nicht mehr zusammen. Aziza hat mit Bastian Schluss gemacht.«
»Warum?«
»Das kann ich dir nicht sagen, weil ich es nicht weiÃ. Aber es ist nicht ungewöhnlich, wenn man nach einer therapeutischen Behandlung neue Wege sucht.«
»Weià ihre Familie, wo sie ist?«, fragte ich.
»Aziza wollte mit ihrer Familie Kontakt aufnehmen, sobald sie wieder in stabiler Verfassung ist«, sagte Nicole. »Und denk dran, Natascha. Ich habe ihr mein Wort gegeben, dass niemand erfährt, wo sie ist.«
»Keine Sorge«, beteuerte ich. »Von mir erfährt keiner was.« Denn ich wusste vielleicht als Einzige, wie gefährlich es für Aziza werden könnte, wenn herauskam, wo sie sich versteckte.
27
D ieser Samstagmorgen begann gemütlich. Noch im Bett telefonierte ich mit meinem Freund. (Hach! Wie gut das klang.) Sein Besuch im Boxgym wäre sehr interessant gewesen, sagte Enzo. Als er nach Dimitri gefragt hätte, hätte man ihm gesagt, er solle am Sonntag wiederkommen. »Mehr haben sie nicht gesagt? Kannten sie ihn? Wussten sie, von wem du redest? Sind die alle im illegalen Medikamentenhandel tätig?«
Enzo lachte. »Hör mal, SüÃe, ich konnte da nicht mit der Tür ins Haus fallen â¦Â«
»Wie hast du mich genannt?«
»Ãh. SüÃe?«
Ich grinste vor mich hin.
»Gefällt dir das nicht?«
»Doch, doch. Also, was hast du noch herausgefunden?«
»Nichts weiter. Ich geh da einfach morgen noch mal vorbei.«
»Mmmhhh«, machte ich.
»Es wird alles gut«, sagte Enzo. »Ich kümmere mich darum, wenn ich wieder da bin.«
»Wo fährst du denn eigentlich hin?«
»Hab ich das nicht gesagt? Der Job ist in Hamburg.«
»Oh«, sagte ich erschrocken. »So weit weg!«
»Bin morgen früh schon wieder da. Morgen Nachmittag sehen wir uns, okay?«
»Lädst du mich zu Kaffee und Kuchen ein?«, neckte ich ihn.
»Hey, wie wäre es, wenn wir zur Kirmes am Park gingen?«, schlug er vor. »Wir könnten eine Runde eislaufen und gebrannte Mandeln essen.«
»Oh ja«, sagte ich, »das klingt toll!« Selbst als ich aufgelegt hatte, konnte ich nicht aufhören zu grinsen. Ich schälte mich aus dem Bett. Delegieren war wirklich eine sehr sinnvolle Sache. Predigte mein Vater auch immer. Enzo würde sich um Dimitri kümmern und ich würde mir einen faulen Tag machen. Baden, fernsehen, lesen, im Internet surfen und vielleicht in die Stadt fahren, um ein wenig zu bummeln. Der Schulball würde ohne mich stattfinden. Ohne Enzo hatte ich absolut keinen Grund, dorthin zu gehen. Ein Zickenzoff um die Cliquenvorherrschaft zwischen Jennifer und Kim wäre zwar sicher ganz amüsant, aber ein gutes Buch war es auch. Und jetzt würde ich erst einmal ausgiebig frühstücken. Ich schlüpfte in meinen kuscheligen Bademantel und zog meine Lammfellpantoffeln an, die eher eine Art Hausstiefel waren, weil sie mir bis zur Wade reichten, und überlegte gerade, ob ich einen Roibusch-Vanille-Tee oder einen Milchkaffee zum Frühstück trinken sollte, da klingelte mein Handy. Enzo!, hoffte ich und sprang gut gelaunt zum Nachttisch, wo ich es abgelegt hatte. Unbekannter Teilnehmer, zeigte mir das Display an.
»Natascha Sander«, meldete ich mich.
Und dann sprach eine kehlige Stimme meinen Namen und es klang wie eine zu langsam abgespielte Aufnahme einer Geisterstimme und ich bekam augenblicklich Gänsehaut. »Naaataaaaschaaa«, sagte der Mann. Jeder Vokal zog sich so lang wie die Transsibirische Eisenbahn.
»Dimitri?«, hauchte ich. »Bist du das? Wie hast du meine Nummer rausgekriegt?«
Die Antwort war ein unheimliches Schnaufen. Dann sagte er: »Du haaaast waas, was mirrrr gehörrrt.«
»Stimmt. Und ich würde es dir liebend gerne zurückgeben. Ganz ehrlich. Ich wollte es am Dienstag Philipp geben, aber der war ja dann ⦠äh ⦠tot.«
Er sagte nichts.
»Es ist noch alles da«, plapperte ich vor lauter Schreck weiter. »Ich kann es dir gleich bringen.«
Hatte ich das gerade wirklich gesagt?
»Guuuut. Parkplatz Einkaufszentrum.
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