Gefährliche Glut
Verachtung für ihn übrig gehabt hatte.
„Aldo, bringen Sie mich zum Auto“, verlangte der Prinz schroff.
Schweigend ging Rocco neben dem Rollstuhl nach draußen zu dem wartenden Wagen.
Bevor Aldo die elektrische Rampe betätigte, die den Rollstuhl in das eigens dafür umgebaute Auto heben sollte, legte Rocco die Hände auf die Schultern seines Vaters, beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn erst auf die eine, dann auf die andere Wange. Nicht wie ein Bittsteller oder gar wie ein Überlebender, sondern zum ersten Mal wie ein Sieger, der wusste, dass ihm der Sieg nicht zu nehmen war, und deshalb Großmut walten lassen konnte.
Das hatte er ganz allein Julie zu verdanken.
Julie.
„Ich glaube, du hast mir etwas zu sagen.“
Wie ruhig Rocco klang, während er behutsam den vollen Sektkübel zusammen mit zwei Champagnerflöten auf den kleinen Tisch neben dem Sessel im Schlafzimmer stellte.
Julie zitterte vor Aufregung. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass er von ihr eine Erklärung verlangen würde.
„Es tut mir leid, dass ich so … so direkt war und … deinen Vater verletzt habe.“ Sie sprach steif und wagte nicht, ihn anzusehen.
„Zum Teufel mit meinem Vater. Er interessiert mich im Moment nicht, das weißt du genau.“
„Nein, das … das weiß ich nicht“, stammelte sie. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, während sie sich fragte, was Rocco alles mit angehört haben mochte.
Rocco zählte im Geiste bis zehn. Sie konnten dieses Spiel noch den ganzen Tag spielen, aber im Moment war für ihn nur das Ergebnis wichtig. Mit dem Rücken zu Julie beschäftigte er sich damit, die Champagnerflasche zu öffnen. Dann reichte er ihr ein Glas, während er nach einem Weg suchte, die Frage zu stellen, die ihn am brennendsten interessierte. „Du hast meinem Vater gegenüber behauptet, dass … dass du etwas für mich empfindest, während du mir erzählt hast, dass du James immer noch liebst. Wie darf ich das denn nun verstehen?“
Konnte sie es wagen? Oder nicht? Julie verschluckte sich fast an einem zu großen Schluck Champagner. Rocco schaute sie so seltsam an, mit einem wundervollen Ausdruck in den Augen. Als ob … es war, als ob sein Blick sie streicheln und beruhigen wollte – oder lag das nur an dem Champagner? Falls ja, dann … Fast übermütig geworden, trank Julie noch einen Schluck. Jetzt fühlte sie sich wirklich herrlich leicht und beschwingt, von allen Zweifeln befreit und plötzlich unheimlich stolz.
„Die Wahrheit ist …“
„Die Wahrheit ist was …?“, drängte Rocco, weil sie nicht weitersprach.
„Die Wahrheit ist, dass ich dich liebe“, stieß Julie zitternd hervor. „Ich habe es nicht darauf angelegt, und ich wollte es auch nicht, aber ich bin machtlos dagegen.“
Ihr wurde das Glas so schnell aus der Hand genommen, dass sie nicht einmal Zeit hatte zu blinzeln, und dann lag sie auch schon in Roccos Armen, während er heiser befahl: „Sag das noch mal.“
Sie versuchte die Worte zu formen, aber wie konnte sie das, wenn Rocco mit der Zungenspitze ihre Lippen liebkoste und mit den Zähnen daran knabberte? Er hörte erst auf, als sie vor Verlangen laut aufstöhnte. Und als er sie schließlich mit all der Leidenschaft und Liebe küsste, nach der sie sich so sehr gesehnt hatte, weinte sie fast vor Glück.
Als sie viel später, eingehüllt in das weiche Echo ihrer Liebesschwüre, nackt und zufrieden eng aneinandergeschmiegt im Bett lagen, zeichnete Julie mit dem Finger Roccos arrogante Kinnpartie nach. Er fing ihre Hand ein und drückte ihr einen besitzergreifenden Kuss in die Handfläche, woraufhin sie beglückt kicherte.
„Wir haben immer noch Champagner“, erinnerte er sie.
Julie wurde rot und lachte. Sie hatte protestiert, wenn auch nicht lange, als er sie vorhin mit Champagner übergossen und dann abgeleckt hatte.
„Ich bin trotzdem dagegen, dass wir unsere Tochter Cristal nennen“, warnte sie ihn.
Rocco grinste so übermütig, dass ihr vor Liebe und Glück das Herz überging.
„Falls es tatsächlich eine Tochter wird, sehe ich mich gezwungen, jeden Mann, der ihr Champagner anbietet, im Schloss meines Vaters in den Kerker zu werfen“, scherzte er.
„Also, Cristal scheidet als Name definitiv aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir sie nach deiner Mutter nennen“, schlug Julie vor.
Sie schauten sich an.
„Dann glaubst du also wirklich, dass … dass wir …“, fragte Rocco zärtlich.
Julie nickte. „Ja, das glaube ich. So wie du mich eben geliebt
Weitere Kostenlose Bücher