Gefährliche Intrigen
aus ihrer Haut zu ziehen.
Sein Verhalten machte Emma Angst. Sie wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte. Logans grobe Behandlung bereitete ihr Schmerzen. Nach den schrecklichen Erlebnissen dieses Tages konnte sie ihre Tränen nun nicht länger zurückhalten. Um nicht laut zu weinen, biss sie sich auf die Lippen, bis sie Blut schmeckte.
Logan arbeitete konzentriert, aber wütend an Emmas Händen. Als er einen besonders tiefsitzenden Dorn herausholte, zuckte ihre Hand unter dieser Behandlung zusammen. Er hob den Kopf, um ihr zu sagen, sie solle gefälligst stillhalten, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. In Ihren schönen Augen schwammen Tränen, und ein Tropfen Blut quoll aus ihrer Lippe, dort, wo sich ihre Zähne in das weiche Fleisch gruben. Was bin ich nur für ein Idiot! Er war in seinem verdammten Stolz verletzt worden, aber diese junge Frau hatte körperliche Schmerzen und sich ihm anvertraut.
Erschrocken über sich selbst und seine grobe Art, ließ er Emmas Hand auf die Decke fallen und packte ihre zarten Schultern.
»Oh Gott, bitte verzeih mir!«
Plötzlich war es ihm unglaublich wichtig, dass sie verstand, was mit ihm los war.
»Ich wollte dich nicht verletzen, Elfe, ich würde dir ganz sicher niemals wehtun wollen!«
Um seine Worte zu unterstreichen, schüttelte er sie sanft an den Schultern. Emma wich instinktiv vor ihm zurück. Er hielt sie fest umklammert, doch sie schob ihn von sich weg.
»Nein, bitte tu mir nichts!«, wimmerte sie.
Logan wollte keine Distanz zwischen ihnen aufkommen lassen.
»Nein, hör zu«, sagte er, »ich habe gerade an etwas Anderes gedacht, darum war ich so grob. Bitte, ich will dir nur helfen!«
Er ließ sie los.
»Lass mich dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst! Ich werde ganz vorsichtig sein, bitte!«
Emma war überrascht, wie eindringlich er seine Entschuldigung vorbrachte. Zögerlich streckte sie ihm abermals die Hände entgegen. »Warum nennst du mich eigentlich Elfe?«, wollte sie wissen.
Sie wollte ihn sprechen hören, denn etwas in Logans Stimme erreichte ihr Innerstes. Die sanften Worte waren wie Balsam auf ihrer verletzten Seele.
Logan entfernte nun sehr vorsichtig die restlichen Stacheln aus Emmas Hand und wusch anschließend die Wunden aus. Mit einem Handtuch tupfte er sie vorsichtig trocken. Er gab so lange keine Antwort, dass Emma dachte, er hätte sie nicht gehört.
Sie betrachtete nun zum ersten Mal ihren Retter. Er hatte markante Wangenknochen, und buschige Augenbrauen wölbten sich über diesen geheimnisvollen grauen Augen. Morgen würden Bartstoppeln sein Gesicht bedecken, doch heute Abend war seine Haut noch ganz glatt. Er war sehr kräftig, und der Stoff seines Hemdes spannte sich über seinen breiten Schultern. Bei der Arbeit am Pferd hatte er die obersten drei Knöpfe seines Hemdes geöffnet. Die Haut darunter war sonnengebräunt und verströmte einen angenehmen Duft nach Pferd, Leder und Wald. Seine dunklen Haare waren im Nacken leicht nass geschwitzt.
Sie war so in ihre Beobachtung vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, dass er mit seiner Behandlung fertig war. Er hielt ihre Hände noch immer fest und sah sie an.
»Ich nenne dich Elfe, weil ich du im Mondlicht so zauberhaft wie eine Elfe ausgesehen hast!«
Er konnte nicht begreifen, warum er diese zärtlichen Gefühle für eine Frau hegte, die er noch nicht einmal kannte. Er gab ihre Hände frei.
Emma hatte sich gut gefühlt, als er sie umsorgt hatte, und nun fehlte ihr etwas. Kälte und Angst krochen ihr erneut unter die Haut. Sie wusste nicht warum, aber sie brauchte seine Berührung. Sie fühlte sich lebendig und sicher, wenn er sie berührte. Und dass sie noch lebendig war, kam ihr wie ein Wunder vor.
»Jetzt zieh dein schmutziges Kleid aus!«, forderte Logan sie auf.
»Wie bitte?«
Entsetzt hob Emma den Kopf und funkelte ihn misstrauisch an.
»Ich werde dir ein sauberes Hemd von mir geben und dir selbstverständlich den Rücken zukehren. Aber wir müssen alle deine Wunden versorgen.«
Emma musste zugeben, dass ihr Kleid ohnehin ruiniert war, und der Gedanke, die Nacht in diesem Fetzen zu verbringen, war wirklich nicht gerade angenehm.
»Na schön! Wo ist das Hemd?«, gab Emma widerwillig nach.
»Hier, bitte! Brauchst du Hilfe?«
»Nein! Auf keinen Fall! Dreh dich um und schließ die Augen!«, wehrte sie ab.
Logan reichte ihr das Kleidungsstück und drehte ihr nach einer tiefen Verbeugung den Rücken zu. So schnell es ihre Verletzungen zuließen, schlüpfte
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