Gefährliche Intrigen
Kehle.
»Emma, ich bin Emma.«, flüsterte sie heiser.
»Also Emma, ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Ich bin gleich wieder zurück. Ruh’ dich so lange aus.«
Er erhob sich, stellte seinen Becher auf den Tisch und wollte nach draußen gehen.
Als Emma seine Absicht, sie allein zu lassen, erkannte, überkam sie die nackte Angst. Sie verstand sich selbst nicht. Eigentlich traute sie diesem Mann nicht über den Weg, er konnte immerhin gelogen haben, was seine Identität anging. Doch bisher hatte er sich freundlich und hilfsbereit gezeigt, und Emma fühlte sich in seiner Nähe geborgen. »Logan, bitte! Ich kann jetzt nicht alleine sein!«
Ihre Stimme war nur ein Flüstern, und trotzdem war die Angst, die darin mitschwang, ganz deutlich zu hören. Ihre Finger hatten sich fest in seinen Mantelstoff gekrallt.
»In Ordnung!«
Logan trat wieder von der Tür weg und kam erneut auf sie zu. Er löste ihre verkrampften Finger und hielt ihre Hand fest in seiner.
»Hör zu, Elfe, ich muss mein Pferd versorgen. Du bist hier in Sicherheit. Ich kann, wenn du dich dann besser fühlst, die Tür geöffnet lassen, dann kannst du mich sehen. Agathons Box ist genau gegenüber. Ich nehme die Laterne mit.«
Emma konnte ihm nicht in die Augen blicken, so sehr schämte sie sich für ihre Schwäche. Aber die Vorstellung, wieder alleingelassen zu werden, konnte sie nicht ertragen. Sie nickte. Bevor Logan ihre Hand freigab, drückte er einen Kuss auf ihren Handrücken. Dabei bemerkte er die Dornen, die in ihrem Handballen steckten, und runzelte die Stirn.
»Wenn ich zurück bin, müssen wir dich verarzten!«
Damit stand er auf, schenkte ihr noch einmal etwas Wein nach und verließ die Hütte.
Emma selbst hatte ihre Verletzungen bis eben ausgeblendet. Doch jetzt, da ihr zumindest im Moment keine Gefahr mehr drohte, kehrten die Schmerzen mit voller Wucht zurück. Sie griff nach ihrem Wein und trank den Becher in einem Zug aus. Der Alkohol linderte ihre Schmerzen etwas und wärmte sie von innen heraus.
Ihr Blick folgte dem Mann, der im Hof sein Pferd abrieb. Er flüsterte Agathon etwas zu und belohnte das edle Tier mit einem Apfel. Der Sattel hing bereits über einem Holzbalken. Bei jeder Bewegung spannten sich Logans Muskeln unter seinem Hemd. Das Licht der Laterne betonte sein markantes Gesicht, das ihr jetzt nicht mehr so bedrohlich wie am Anfang erschien. Ein schöner Mann, ging es Emma durch den Kopf, und als er sich genau in diesem Moment zu ihr umdrehte, trafen sich ihre Blicke. Emma stieg die Röte ins Gesicht, so als hätte er eben ihre Gedanken lesen können.
Seine Elfe hatte Angst vor ihm, das konnte Logan spüren. Er musste erfahren, was sich im Wald zugetragen hatte, und ihr Vertrauen gewinnen. Nun spürte er ihren Blick auf sich und drehte sich zu ihr um. Dabei stellte er belustigt fest, dass sie errötete.
Agathon stellte die Ohren auf. Zuerst konnte Logan nichts hören, doch dann erkannte er, was Agathons Aufmerksamkeit erregt hatte. Er konnte es nicht fassen. Da war er so weit geritten und hatte es tatsächlich geschafft, die letzten Stunden keinen einzigen Gedanken an seinen Bruder und Roxana zu verschwenden. Und doch verfolgten ihn seine Geister sogar bis zur Jagdhütte. Das Knallen des Feuerwerks, das zu Ehren dieser verlogenen Ehe und Roxanas ach so wunderbarer Schwangerschaft veranstaltet wurde, war bis hierher zu hören. Jede der entfernten Explosionen schien ihn zu verspotten. Voller Wut beendete Logan seine Arbeit und stapfte zurück in die Hütte.
Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter ihm ins Schloss. Emma schreckte auf. Gerade waren ihr die Augen vor Erschöpfung zugefallen. »Was ist los? Was ist passiert?«, wollte sie wissen.
Ihr Herz raste. Alles um sie herum drehte sich. Sie hatte den starken Wein eindeutig zu schnell auf nüchternen Magen getrunken. Ängstlich sah sie Logan an.
»Es ist nichts!«, gab er schlecht gelaunt zurück, »Wir müssen deine Wunden säubern!«
Logans schroffer, geschäftsmäßiger Ton ließ Emma erstarren. Er brachte eine Schüssel mit heißem Wasser vom Kamin mit und kramte einige saubere Tücher aus seiner Satteltasche. Er verteilte den restlichen Wein auf ihre Becher und trank seinen in einem Zug leer.
Ungeniert ließ er sich neben Emma auf der Bettkante nieder.
»Zeig deine Hände!«, wies er sie unsanft an.
Emma hob ihm ihre zitternden Hände entgegen. Logan nahm sie, drehte die Handflächen nach oben und begann damit, die tiefsitzenden Dornen
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