Gefährliche Intrigen
ein.
Logan rammte die Schaufel in den vom Morgentau noch feuchten Waldboden und kippte die letzte Schaufel Erde auf das Grab. Seine aufgerollten Hemdsärmel waren erdig, und er wischte sich damit den Schweiß von der Stirn. Bereits im Morgengrauen hatte er sich angezogen und war aus der Hütte geschlichen, um die wunderbare schlafende Gestalt, neben der er erwacht war, nicht aufzuwecken.
Der gestrige Abend kam ihm heute so unwirklich vor, dass er schon überlegt hatte, ob nicht alles nur ein Traum gewesen war. Doch das blutige Betttuch, das von einer verlorenen Unschuld zeugte, bewies das Gegenteil. Logan hatte schon mit vielen Frauen das Bett geteilt, aber so wie gestern war es noch nie gewesen. Emma hatte sich ihm voller Vertrauen geöffnet und war ihm gefolgt, als er ihr die Geheimnisse der Liebe eröffnet hatte. Dieses unerfahrene Mädchen hatte ohne Kompromisse geliebt, und diese Hingabe war es, die ihn in ein wahres Gefühlschaos gestürzt hatte. Nach dem ersten Mal waren sie beide erschöpft eingeschlafen, doch mitten in der Nacht hatten sie sich ein zweites Mal geliebt. Schweigend hatten ihre Körper zueinandergefunden; nicht zärtlich, sondern hart und schnell hatten sie in den Armen des Anderen Rettung gefunden. Es war einfach unvergleichlich gewesen.
Selbst die Nacht mit Roxana hatte er nicht so perfekt in Erinnerung. Nun gut, Roxana war damals keine Jungfrau mehr gewesen, aber für ihn bis zu diesem Moment die unglaublichste Frau der Welt. Doch heute Morgen hatte er Schwierigkeiten, sich überhaupt an diese eine Nacht zu erinnern. Ständig schob sich das Bild einer verletzten zarten Elfe vor sein geistiges Auge: wie er sie auf dem weißen Stoff seines Hemdes, mit einer ihm völlig neuen Zärtlichkeit liebte, während das Feuer im Kamin langsam herunterbrannte. Ob Emma genauso über ihre Liebesnacht dachte? Immerhin war es ihr erstes Mal gewesen, wie er überrascht festgestellt hatte.
Logan schüttelte die Gedanken ab, die sehr unpassend waren, da er gerade die Leiche der blonden Frau begraben hatte. Er stieg auf Agathon und ritt den Weg noch ein Stück weiter, denn er wusste immer noch nicht, was sich gestern eigentlich zugetragen hatte. Irgendwie hatte er gestern Abend andere Dinge im Kopf gehabt.
Er folgte der Spur einer Kutsche, die auf dem sandigen Boden leicht zu erkennen war. Nach der Wegbiegung sah er bereits die Trümmer des Gefährts im Abgrund liegen. Wer auch immer darin gesessen hatte, musste tot sein. Was war hier passiert? Er ließ seinen Blick umherschweifen und entdeckte eine Reflexion im Gras. Logan ging näher heran, um zu sehen, was da lag. Verwundert hob er eine Flasche aus fast schwarzem Glas auf. Sein Verdacht bestätigte sich, als er die Flasche in der Hand drehte und auf der anderen Seite das Siegel eines Hengstes ins Glas geschmolzen fand. Sein eigenes Siegel! Er hatte das schwarze Glas persönlich ausgewählt, und ein französischer Glasbläser hatte diese Flaschen, die mit dem Wappen seines Weinbergs versehen waren, extra für ihn hergestellt. Was hatte eine Flasche seines Weines hier verloren? Er hatte nur eine begrenzte Anzahl Flaschen herausgegeben. Und das auch nur an hochrangige Mitglieder der Londoner Gesellschaft.
Er würde dieser Frage bei Gelegenheit nachgehen, genau wie der Frage, wieso die blonde Frau mit einem gekonnten Schuss hingerichtet worden war. Gewöhnliche Räuber töteten ihre Opfer nicht. Und so einen sauberen Schuss in die Stirn würden auch nur die wenigsten Strauchdiebe schaffen. Er konnte das Rätsel im Moment nicht lösen, also würde er noch einmal mit Emma sprechen müssen. Am besten kehrte er schnell zu ihr zurück. Er wollte nicht, dass sie sich sorgte, wenn sie aufwachte und feststellen musste, dass sie alleine war. Er schwang sich auf Agathons Rücken und galoppierte davon.
In der Zwischenzeit erwachte Emma nur sehr langsam aus ihrem tiefen Schlaf. Sie ließ sich von den verblassenden Resten ihres Traumes an die Oberfläche treiben. Zärtliche Hände strichen über ihren geschundenen Körper, heiße Küsse bedeckten ihr Gesicht. Entfesselte Leidenschaft glomm in den verwunschenen Tiefen stahlgrauer Augen.
Diese Augen – langsam kämpfte sich Emma in die Realität zurück. Wie hatte sie die Zärtlichkeit dieses Unbekannten nur zulassen können? Sie lag, nur mit einer groben Strickdecke verhüllt, auf dem zerwühlten Bett. Ihr war kalt, und jeder Muskel ihres Körpers schmerzte. Die vielen Prellungen, die sie sich bei dem Sturz aus der
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