Gefaehrliche Liebe
rausgeholt hat, du ...« Bevor sie weiterreden kann, schnappt Finnick sich Johanna, wirft sie trotz heftiger Gegenwehr über die Schulter und trägt sie ins Wasser. Dort taucht er sie mehrmals unter, während sie mir üble Beleidigungen an den Kopf schmeißt. Doch ich schieße nicht. Weil Finnick bei ihr ist und weil sie gesagt hat, dass sie Wiress und Beetee für mich rausgeholt hat.
»Was sollte das heißen, sie hat sie für mich da rausgeholt?«, frage ich Peeta.
»Ich weiß es nicht. Du wolltest die beiden doch als Verbündete«, sagt er.
»Stimmt. Wollte ich mal.« Aber das ist keine Erklärung. Ich schaue auf Beetees leblosen Körper. »Jedenfalls, lange werden sie nicht meine Verbündeten sein, wenn wir nicht bald was unternehmen.«
Peeta hebt Beetee hoch, ich nehme Wiress bei der Hand und wir gehen zurück zu unserem kleinen Strandlager. Ich setze Wiress ins flache Wasser, damit sie sich ein bisschen säubern kann, doch sie klatscht nur in die Hände und murmelt ab und zu »Tick, tack«. Ich löse Beetees Gürtel und entdecke, dass er mit Ranken einen schweren Metallgegenstand daran festgebunden hat. Ich kann nicht erkennen, was es ist, eine Art Spule vielleicht, doch wenn Beetee meinte, es retten zu müssen, dann werde ich es nicht einfach wegschmeißen. Ich binde die Spule los und werfe sie in den Sand. Die blutgetränkten Kleider kleben so an Beetees Körper, dass Peeta ihn ins Wasser tauchen muss, während ich sie löse. Als ich endlich den Overall ausgezogen bekomme, stellen wir fest, dass sich auch die Unterwäsche mit Blut vollgesogen hat. Wir haben keine Wahl, wir müssen ihn ganz ausziehen, aber ehrlich gesagt, lässt mich so etwas mittlerweile ziemlich kalt. Dieses Jahr haben zu viele nackte Männer auf unserem Küchentisch gelegen. Nach einer Weile gewöhnt man sich irgendwie dran.
Wir bauen Finnicks Sonnenschutz ab und legen Beetee bäuchlings darauf, damit wir seinen Rücken untersuchen können. Vom Schulterblatt bis unter die Rippen verläuft eine fünfzehn Zentimeter lange klaffende Wunde. Zum Glück ist sie nicht allzu tief. Aber er hat eine Menge Blut verloren - das erkennt man an der blassen Hautfarbe - und die Wunde eitert.
Ich hocke mich hin und versuche nachzudenken. Welche Hilfsmittel stehen mir zur Verfügung? Salzwasser? Die erste Maßnahme meiner Mutter war immer Schnee, wenn ich mich recht erinnere. Ich schaue hinüber zum Dschungel. Dort gäbe es bestimmt eine Menge Arzneien - wenn ich nur wüsste, wie man sie anwendet. Aber das sind nicht meine Pflanzen. Mir fällt das Moos ein, das Mags mir zum Naseputzen gegeben hat. »Bin gleich wieder da«, rufe ich Peeta zu. Zum Glück kommt das Zeug ziemlich häufig im Dschungel vor. Von den umstehenden Bäumen rupfe ich ein ordentliches Büschel ab und trage es zurück zum Strand. Ich forme ein dickes Polster, lege es auf Beetees Wunde und schnüre es mit Ranken an seinem Körper fest. Wir flößen ihm etwas Wasser ein und legen ihn dann in den Schatten am Rand des Dschungels.
»Ich fürchte, das ist alles, was wir für ihn tun können«, sage ich.
»Das reicht. Du bist gut im Verarzten«, sagt Peeta. »Es liegt dir im Blut.«
»Nein«, sage ich und schüttele den Kopf. »Ich habe das Blut meines Vaters.« Blut, das beim Jagen schneller fließt, nicht bei einer Epidemie. »Ich werde mal nach Wiress sehen.«
Ich gehe zu Wiress ins flache Wasser. Sie wehrt sich nicht, als ich sie ausziehe und mit einer Handvoll Moos das Blut abwasche. Doch ihre Augen sind schreckgeweitet, und als ich sie anspreche, antwortet sie nicht, sagt nur mit immer größerer Dringlichkeit »Tick, tack«. Offenbar versucht sie mir etwas damit zu sagen, aber ohne Beetee, der ihre Gedanken entschlüsselt, bin ich völlig aufgeschmissen.
»Ja, tick, tack. Tick, tack«, sage ich. Das scheint sie ein wenig zu beruhigen. Ich wasche ihren Overall aus, bis kaum noch etwas von dem Blut zu sehen ist, und helfe ihr, wieder hineinzuschlüpfen. Er ist nicht so beschädigt wie unsere. Ihr Gurt ist noch in Ordnung und ich binde ihn ihr um. Dann befestige ich ihre Unterwäsche mit einem Stein neben der von Beetee und lasse sie einweichen.
Unterdessen haben sich eine jetzt wieder blitzsaubere Johanna und ein sich schälender Finnick zu uns gesellt. Johanna trinkt hastig Wasser und schlingt Muschelfleisch herunter, und ich versuche, auch Wiress zu überreden, etwas zu essen. Finnick erzählt mit unbeteiligter, fast gefühlskalter Stimme von dem Nebel und den Affen, verschweigt
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