Gefaehrliche Liebe
haben dir die Leute heute auch gesagt, dass er da nicht wohnt, und du hast wieder nicht zugehört«, sagt Haymitch.
»Halt die Klappe, Haymitch«, sage ich und lasse damit durchblicken, dass er recht hat.
Haymitch und Peeta prusten los und Prim gestattet sich ein Lächeln.
»Na schön. Dann soll sich doch jemand anders darum kümmern, wie wir das blöde Vieh gedeckt kriegen«, sage ich, und da lachen sie noch mehr. Und ich denke:
Deshalb haben sie es so weit gebracht, Haymitch und Peeta. Die lassen sich durch nichts aus der Fassung bringen.
Ich schaue die Friedenswächter an. Der Mann lächelt, doch die Frau ist nicht überzeugt. »Was ist in der Tasche?«, fragt sie schneidend.
Ich weiß, dass sie auf Wild oder Pflanzen hofft. Etwas, das mich eindeutig verrät. Ich kippe den Inhalt auf den Tisch. »Bitte sehr.«
»Oh, gut«, sagt meine Mutter, als sie den Stoff sieht. »Wir haben kaum noch Verbände.«
Peeta kommt zum Tisch und macht die Bonbontüte auf. »Mmmh, Pfefferminz«, sagt er und steckt sich eins in den Mund.
»Das sind meine.« Ich versuche die Tüte zu schnappen. Er wirft sie Haymitch zu, der sich eine Handvoll in den Mund stopft, ehe er die Tüte an die kichernde Prim weiterreicht. »Keiner von euch hat Bonbons verdient!«, sage ich.
»Wieso, weil wir recht haben?« Peeta nimmt mich in die Arme. Ich stoße einen kleinen Schmerzenslaut aus, als mein Steißbein protestiert. Ich versuche es wie Empörung klingen zu lassen, aber Peeta weiß, dass ich Schmerzen habe, das sehe ich an seinem Blick. »Na gut, Prim hat >westlich< gesagt. Ich hab es klar und deudich gehört. Und wir sind alle Idioten. Wie wär's damit?«
»Schon besser«, sage ich und erwidere seinen Kuss. Dann schaue ich zu den Friedenswächtern, als würde mir plötzlich wieder einfallen, dass sie da sind. »Sie haben eine Nachricht für mich?«
»Von unserem Obersten Friedenswächter Thread«, sagt die Frau. »Er lässt Ihnen mitteilen, dass der Zaun um Distrikt 12 von nun an rund um die Uhr unter Strom steht.«
»War das nicht schon immer so?«, frage ich ein wenig zu unschuldig.
»Er dachte, Sie möchten es vielleicht auch Ihrem Cousin ausrichten«, sagt die Frau.
»Vielen Dank. Ich werde es ihm sagen. Bestimmt können wir jetzt alle besser schlafen, da der Sicherheitsdienst dieses Versäumnis behoben hat.«
Jetzt treibe ich es ein bisschen zu weit, das weiß ich, aber es verschafft mir eine gewisse Befriedigung, das zu sagen.
Die Frau reckt das Kinn. Für sie ist es ganz und gar nicht nach Plan gelaufen, aber sie hat keine weiteren Anweisungen. Sie nickt mir kurz zu und geht davon, den Mann im Schlepptau. Als meine Mutter die Tür geschlossen hat, lasse ich mich an den Tisch sinken.
»Was hast du?«, fragt Peeta und hält mich fest.
»Ach, ich hab mir den linken Fuß gestoßen. An der Ferse. Und mein Steißbein hatte auch einen schlechten Tag.« Er führt mich zu einem Schaukelstuhl und ich lasse mich auf das gepolsterte Kissen sinken.
Meine Mutter zieht mir die Schuhe aus. »Was ist passiert?«
»Ich bin ausgerutscht und hingefallen«, sage ich. Vier Augenpaare sehen mich ungläubig an. »Auf einer vereisten Stelle.« Wir wissen alle, dass das Haus wahrscheinlich verwanzt ist und wir es nicht riskieren können, offen miteinander zu sprechen. Nicht hier, nicht jetzt.
Meine Mutter zieht mir die Socke aus und betastet meine linke Ferse. Ich zucke zusammen. »Da könnte etwas gebrochen sein«, sagt sie. Sie untersucht den anderen Fuß. »Der hier scheint in Ordnung zu sein.« Sie stellt fest, dass ich am Steißbein eine schlimme Prellung habe.
Prim bekommt den Auftrag, meinen Schlafanzug und Bademantel zu holen. Als ich mich umgezogen habe, bereitet meine Mutter eine Schneepackung für meine linke Ferse vor und legt meinen Fuß auf einen niedrigen Hocker. So verspeise ich drei Teller Eintopf und einen halben Laib Brot, während die anderen am Tisch sitzen und essen. Ich starre ins Feuer, denke an Bonnie und Twill und hoffe, dass der schwere nasse Schnee meine Spuren verdeckt hat.
Prim kommt und setzt sich neben mir auf den Boden, sie lehnt den Kopf an mein Knie. Wir lutschen Pfefferminzbonbons und ich streiche ihr die weichen blonden Haare hinter das Ohr. »Wie war's in der Schule?«, frage ich.
»Ganz gut. Wir haben etwas über Nebenerzeugnisse bei der Kohleherstellung gelernt«, sagt sie. Eine Weile starren wir ins Feuer. »Willst du deine Hochzeitskleider mal anprobieren?«
»Nicht heute Abend. Vielleicht morgen«,
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