Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
Vom Netzwerk:
Sosehr Präsident Snow mich auch hassen mag, das Publikum im Kapitol gehört mir.
    Wir treffen Effie, Haymitch, Portia und Peeta vor dem Aufzug. Peeta trägt einen eleganten Smoking und weiße Handschuhe. So zieht man sich hier im Kapitol als Bräutigam an.
    Bei uns zu Hause ist alles so viel bescheidener. Die Frau leiht sich normalerweise ein weißes Kleid, das schon unzählige Male getragen wurde. Der Mann zieht irgendetwas Sauberes an, das er nicht im Bergwerk trägt. Sie füllen im Justizgebäude ein paar Formulare aus und dann wird ihnen ein Haus zugewiesen. Freunde und Verwandte kommen zu einem Essen oder etwas Kuchen zusammen, wenn man es sich leisten kann. Und auch wenn nicht, ein traditionelles Lied wird immer gesungen, wenn das Paar über die Schwelle zum neuen Heim tritt. Und dann haben wir eine kleine Zeremonie: Das Brautpaar zündet sein erstes Feuer an, röstet ein wenig Brot und teilt es. Es mag altmodisch sein, aber bevor man das Brot nicht geröstet hat, fühlt man sich in Distrikt 12 nicht richtig verheiratet.
    Die anderen Tribute haben sich bereits hinter den Kulissen versammelt und reden leise miteinander, doch als Peeta und ich kommen, verstummen sie. Ich merke, dass sie alle mein Brautkleid anstarren. Sind sie neidisch, weil es so schön ist? Darauf, dass es vielleicht die Macht hat, die Massen zu beeinflussen?
    Schließlich sagt Finnick: »Ich fasse es nicht, dass Cinna dich in dieses Ding gesteckt hat.«
    »Er hatte keine Wahl. Präsident Snow hat ihn gezwungen«, sage ich trotzig. Ich lasse es nicht zu, dass jemand etwas gegen Cinna sagt.
    Cashmere wirft die blonde Lockenmähne zurück und giftet: »Du siehst lächerlich aus!« Sie fasst ihren Bruder bei der Hand und zieht ihn mit sich, damit sie die Prozession auf die Bühne anführen können. Auch die anderen Tribute stellen sich auf. Ich bin verwirrt, denn irgendwie sind alle wütend, aber manche klopfen uns trotzdem mitfühlend auf die Schulter, und Johanna Mason bleibt sogar stehen, um meine Perlenkette zu richten.
    »Zahl es ihm heim, ja?«, sagt sie.
    Ich nicke, aber ich weiß nicht, was sie meint. Erst als wir alle auf der Bühne sitzen und Caesar Flickerman, Haare und Gesicht dieses Jahr lavendelfarben, seinen Eröffnungssermon hinter sich gebracht hat und die Tribute mit den Interviews beginnen - erst da wird mir bewusst, wie betrogen sich die meisten Sieger fühlen und wie wütend sie sind. Doch sie sind gerissen, sie drücken es so gekonnt aus, dass alles auf die Regierung und besonders auf Präsident Snow zurückfällt. Zwar gilt das nicht für alle, zum Beispiel nicht für die Unverbesserlichen, Brutus und Enobaria, für die dies einfach nur irgendwelche Spiele sind, und einige andere, die zu verwirrt oder betäubt oder verloren sind, um bei dem Angriff mitzumachen. Doch es gibt genügend Sieger, die den Mut und die Geistesgegenwart besitzen, um zu kämpfen.
    Cashmere bringt die Sache ins Rollen, indem sie erzählt, dass sie gar nicht aufhören kann zu weinen, wenn sie daran denkt, wie sehr die Menschen im Kapitol leiden müssen, weil sie uns verlieren werden. Gloss erinnert an den freundlichen Empfang, der ihm und seiner Schwester hier zuteilwurde. Beetee zieht in seiner nervösen, unruhigen Art die Rechtmäßigkeit des Jubel-Jubiläums in Zweifel, er fragt sich, ob die Angelegenheit in letzter Zeit einmal von den Experten überprüft worden sei. Finnick trägt ein selbst verfasstes Gedicht für seine einzige wahre Liebe im Kapitol vor, und an die hundert Damen fallen in Ohnmacht, weil sie sich angesprochen fühlen. Johanna Mason steht auf und fragt, ob man nichts an der Lage ändern könne. Sicher hätten die Erfinder des Jubel-Jubiläums nicht geahnt, dass sich zwischen den Siegern und dem Kapitol eine solche Liebe entwickeln würde. Niemand könne so grausam sein, eine solch tiefe Verbundenheit zu zerstören. Seeder sinniert ruhig darüber, dass in Distrikt 11 alle davon ausgingen, Präsident Snow sei allmächtig. Doch wenn er allmächtig sei, warum schaffe er dieses Jubel-Jubiläum dann nicht ab? Und Chaff, der gleich nach ihr dran ist, behauptet, der Präsident könne dieses Jubel-Jubiläum abschaffen, wenn er wollte, aber er glaube wohl nicht, dass es jemandem viel bedeute.
    Als ich vorgestellt werde, ist das Publikum schon völlig fertig. Die Leute weinen, einige sind zusammengebrochen, sogar eine Änderung des Programms wird gefordert. Als ich in meinem Brautkleid aus weißer Seide auftrete, bricht ein Tumult los. Mein

Weitere Kostenlose Bücher