Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
er dazu sagen?“ „Nichts mehr.“ Heinrich atmete durch. Die Erinnerung an die vergangenen Jahre, die Zeit, die sie verloren hatten, lag immer noch auf ihm. Aber der Druck der letzten Jahre ließ langsam nach. Richards Nähe tat ihm gut. Seine Berührungen, die er so vermisst hatte. Der Geruch seines Körpers, der ihm vertraut und doch fremd war. All das machte es ihm leichter, über die Dinge zu reden, die er in den vergangenen 13 Jahren mit sich herumgetragen hatte. „Mein Vater ist tot. Er starb kurz vor der Kapitulation. Wahrscheinlich an gebrochenem Herzen darüber, dass sein geliebtes Reich den Bach runterging.“ Die Worte klangen bitter, als er sie aussprach. Richard legte sich auf die Matratze, den Hinterkopf an Heinrichs Schulter, immer noch ungläubig darüber, dass dieser neben ihm lag. Seine Gedanken kreisten in einem erstaunlichen Tempo. Sein größter Wunsch war in Erfüllung gegangen: Heinrich war bei ihm. Sie waren zusammen. Aber, es fühlte sich auch eigenartig fremd an, neben ihm zu liegen und vor allem zu wissen, dass er noch verheiratet war. Er schloss die Augen für einen Moment und zog die Luft tief in sich ein. Heinrich hatte ihm gesagt, dass er für seine Frau nichts empfand. Also konnte er den Gedanken daran auch ohne Probleme aus seinem Bewusstsein verjagen. Er war hier bei ihm und nur das zählte. Dann sah er an die Decke, als er die nächste Frage stellte. „Was hast du dann gemacht? Warum bist du hier in Mainz und deine Frau in Berlin?“ „Nach dem Krieg habe ich versucht, dich zu finden. Aber du warst wie vom Erdboden verschluckt. Selbst meine Freunde in England konnten mir nicht weiterhelfen. Es gab keine Spur von dir oder Silke.“ „Ich war nach meinem Studium einige Zeit in Palästina. Samuel lebt jetzt dort. Und Bärbel mit ihrer Familie ebenfalls. Sie haben es geschafft, dem Wahnsinn zu entkommen.“ „Das ist gut. Ich habe oft an deinen Bruder gedacht. Nach eurer Flucht hatte ich keine Möglichkeit gehabt, ihm zur Seite zu stehen. Ich habe mich immer mal wieder gefragt, was aus ihm geworden ist.“ „Er ist untergetaucht. Nachdem er Siegfried das Messer an die Kehle gesetzt hatte, musste er von der Bildfläche verschwinden. Er hat uns Briefe geschrieben. Siegfried hat getobt, nachdem wir weg waren und er keine Möglichkeit gehabt hatte, dich zur Rechenschaft zu ziehen oder Samuel seiner gerechten Strafe zuzuführen, für die Schmach, die er ihm angetan hatte.“ „Weißt du, was aus Siegfried geworden ist?“ Heinrich setzte sich auf und lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes. „Nein. Es hat mich auch nicht mehr interessiert. Samuel war in Sicherheit – vorerst jedenfalls – und er konnte sich um unsere Mutter kümmern. Von dir wusste ich ja, dass du in Berlin warst und somit aus seinem Dunstkreis verschwunden.“ Richard rollte sich auf den Rücken und legte seinen Kopf auf Heinrichs Oberschenkel, bevor er weiter redete. „Samuels Bekannte, mit denen er versuchen wollte einen Widerstand aufzubauen, haben ihn versteckt. Das Versteck lag ganz in der Nähe von unserem Haus. So konnte er ohne Probleme, im Schutz der Dunkelheit, zu unserer Mutter und nach ihr sehen.“ „Deine Mutter war eine tolle Frau.“ Heinrich fuhr mit seiner Hand durch die blonden Haare. „Ja. Das war sie.“ Richards Stimme wurde traurig, als er an seine Mutter dachte. Sie war der Mensch, den er nach Heinrich am meisten vermisst hatte. „Samuel hat sich so lange versteckt gehalten, bis sie gestorben ist. Dann hat er Deutschland verlassen. Er ist damals nach Palästina gegangen und hat sich den Juden dort angeschlossen. Nachdem es ihm unmöglich geworden war, in Deutschland dem Wahnsinn entgegenzugehen, wollte er wenigstens mithelfen, einen neuen Staat zu gründen, der nur den Juden vorbehalten war.“ „Ich habe oft versucht, mit deiner Mutter Kontakt aufzunehmen. Ihr Briefe geschrieben. Leider habe ich nie eine Antwort erhalten.“ „Nach unserer Flucht ging es sehr schnell mit ihr bergab. Samuel hat sie gepflegt und uns alles darüber geschrieben. Nachdem er das mit uns beiden erfahren hatte, hat es eine ganze Zeit gedauert, bis er die Briefe nicht nur an Silke, sondern auch an mich adressiert hat. Ich könnte mir vorstellen, dass er nicht erpicht darauf war, dass meine Mutter mit dir in Kontakt blieb. Die Zeit, die ich bei ihm verbracht habe, hat er immer wieder versucht, mich für das weibliche Geschlecht zu interessieren. Er war und ist immer noch der Meinung, dass es nur dein
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