Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
ihn an sein eigenes Innenleben. Es war immer noch ein großes Loch, das er in sich hatte. Erstaunt sah er nach unten, als er eine Bewegung an seinem Fuß spürte. Ein kleiner Welpe versuchte gerade das Bein zu heben. Im letzten Moment zog Richard seinen Fuß weg, bückte sich und hob das Tier hoch. „Das macht man nicht.“ Er lächelte das rundliche Gesicht des jungen Hundes an, der ihn vertrauensvoll anblickte. „Du kannst mir wahrscheinlich auch nicht sagen, was aus den Bewohnern des Hauses geworden ist? Nein, natürlich nicht. Du bist viel zu jung.“ Das Tier in seiner Hand legte den Kopf schief und machte den Anschein, als ob es ihm zuhörte. „Entschuldigen Sie, das ist mein Hund.“ Ein kleines Mädchen stand vor ihm und sah zu ihm hoch. „Oh, natürlich.“ Er lächelte und setzte den Welpen wieder auf den Boden. „Wie heißt er denn?“ „Er hat noch keinen Namen. Papa hat ihn mir letzte Woche geschenkt. Ich habe noch keinen passenden Namen gefunden.“ Sie sah ihn erwartungsvoll an, so als ob sie von ihm eine Inspiration erwartete. „Es ist schwierig, für ein Lebewesen den richtigen Namen zu finden. Lass dir Zeit. Er wird dir zeigen, wie er heißen will.“ Sein Lächeln wurde breiter, als er an Bonnie und Clyde dachte. Die beiden Labradorhunde von Dr. Hermann, die auf ihre richtigen Namen nie gehört hatten. „Klärchen, jetzt komm endlich.“ Die Stimme der Frau klang gereizt. „Ich glaube, deine Mama wartet.“ „Und Sie sind sicher, dass er mir den Namen verraten wird?“ Sie sah ihn skeptisch an. „Ganz bestimmt.“ Er nickte ihr zu und machte dann eine galante Verbeugung. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Madam.“ Das Kind kicherte noch, als er um die Ecke bog.
***
Es war später geworden, als er gewollt hatte, als er die Tür der Wohnung aufschloss. Der Essensduft, der ihm entgegenschlug, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. „Das muss ja ein hoher Besuch sein, der heute kommt. So wie das duftet. Aua.“ Er zog die Hand zurück. Silke hatte ihm auf die Finger geschlagen, als er sich ein Stück Kohl aus dem Topf stibitzen wollte. „Das gibt es heute Abend. Nicht jetzt.“ „Schade.“ Er griff nach einem Glas und goss sich Wasser ein. Erst jetzt bemerkte er, wie ausgetrocknet seine Kehle war. „Ich war an dem Haus von Dr. Hermann.“ „Und, hast du jemanden getroffen, den wir kennen?“ Wie immer, wenn Silke versuchte, aus dem Wenigen, das sie hatten, ein Menü zu zaubern, schenkte sie dieser Tätigkeit ihre ganze Konzentration. „Es ist nicht mehr da. Einfach verschwunden.“ So wie Heinrich, fügte er in Gedanken hinzu. Er füllte sein Glas nochmal und ging ins Wohnzimmer. Sein Blick fiel auf das Foto. Wie er wohl jetzt aussehen würde? Nach 13 Jahren. Ob er bereits graue Haare hatte? Ob sich die Lachfalten verstärkt hatten, die er so geliebt hatte, wenn sie sich um seine Augen zeigten? „Ich bin mal im Bad und lass die Finger von dem Essen“, rief Silke ihm aus dem Flur zu. „Jawohl, Chefin!“ Er musste ob ihrer Aktivität schmunzeln, fühlte aber gleichzeitig die leere Stelle in sich. „Ich werde es wohl nicht mehr erfahren“, flüsterte er dem Foto zu. Dann ging er ans Fenster und sah auf die Straße. Morgen würde er wieder losgehen und sich eine Arbeit suchen. Er wusste, dass er es schaffen konnte. Die Klingel der Wohnungstür holte ihn aus seinen Gedanken. „Silke, es hat geklingelt.“ „Das habe ich gehört. Mach halt auf“, kam die Antwort aus dem Bad. „Stimmt dein Make-up noch nicht, um deinen Gast zu empfangen?“ Er ging durch den Flur in Richtung der Tür. „Sei nicht so frech, kleiner Bruder, sonst wird meine Rache über dich kommen.“ Silkes Kopf erschien in der geöffneten Badezimmertür. „Und was willst du machen? Mir böse Geister an den Hals wünschen?“ Er antwortete und öffnete gleichzeitig die Wohnungstür. „Hallo, Richard.“ Das Hören der Worte, Erkennen der Stimme und Registrieren, dass er auf dem Boden saß, war eins. „Um Gottes Willen, Richard.“ Heinrich warf Silke den Blumenstrauß zu, den er für sie mitgebracht hatte, als diese aus dem Bad gestürmt kam, und kniete sich neben ihn. „Was? ... Wieso? ... Warum?“ Richard stammelte vor sich hin und fuhr sich über das Gesicht. Langsam wurde sein Blickfeld wieder größer und er sah zwei Gesichter, die unmittelbar vor ihm waren. Die Konturen wurden schärfer und er erkannte Heinrichs Gesichtszüge. „Was machst du hier? Wieso bist du hier in Mainz? Warum
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