Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
ihn aufmuntern. Er braucht Unterhaltung und Abwechslung und vielleicht auch jemanden zum Reden. Es wäre auch gut, wenn er mal aufstehen würde. Mit Krücken kann er bestimmt laufen. Hinten im Garten, in der Sonne, könnte ich mir vorstellen, dass es ihm besser geht als in dem Zimmer. Nur ich habe dafür leider keine Zeit und du kennst deine Tante. Sie ist sowieso nicht damit einverstanden, dass ich ab und an Patienten hier einquartiere. Aber, was ist mit dir? Du könntest doch versuchen, dich um ihn zu kümmern.“ „Ich? Ich glaube kaum, dass ich der Richtige dafür bin.“ Heinrich sah ihn erstaunt an. „Ich bin ja gewissermaßen an der Situation schuld.“ „Vielleicht gerade deshalb.“ Dr. Hermann nickte ihm aufmunternd zu. „Und jetzt muss ich hier weitermachen. Um zwei Uhr kommen die nächsten Patienten und bis dahin sollte ich das Schlachtfeld hier beseitigt haben.“ Heinrich verließ das Behandlungszimmer und das Gebäude. Er ging zu dem Wagen und lehnte sich dagegen. Wie sollte er es schaffen, den jungen Mann wieder aufzumuntern? Ausgerechnet er? Er schloss die Augen und hielt das Gesicht in die Sonne. Trotz der Helligkeit sah er das Bild deutlich vor sich. Richards teilnahmslosen Gesichtsausdruck und den besorgten Blick seiner Schwester. „Mein Gott, wie soll ich das nur hinbekommen? - Aber, ich muss es irgendwie versuchen. Schließlich ist es das Mindeste, was ich für ihn tun kann.“ Er holte tief Luft und begann im Geist verschiedene Varianten durchzuspielen. „Er schläft jetzt.“ Silke stand auf einmal neben ihm. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, sie sah müde aus. „Konnten Sie noch mit ihm reden?“ „Ja und nein. Ich habe geredet, aber ich weiß nicht, ob es bei ihm angekommen ist.“ „Wäre es für Sie und Ihre Familie in Ordnung, wenn ich es versuchen würde? Immerhin habe ich mit Schuld an der ganzen Sache“, schob er schnell hinterher, als er den erstaunten Ausdruck in ihrem Gesicht sah. „Aber – das können wir nicht von Ihnen verlangen. Sie haben schon so viel für uns getan.“ „Ich möchte es aber tun. Ich muss es auch für mich tun.“ Ein leichtes Lächeln breitete sich auf Silkes Gesicht aus. Dieser Heinrich von Wiesbach schien ein aufrechter Mann zu sein. Ihre Bewunderung für ihn stieg an. „Gut, ich bin einverstanden und meine Mutter bestimmt auch.“ Sie zögerte kurz. Heinrich konnte sich vorstellen, was sie dachte, bevor sie es aussprach. „Und was meinen ältesten Bruder angeht - Der muss es ja nicht gleich erfahren.“ Sie nickten einander verschwörerisch zu und stiegen dann in den Wagen.
***
Am nächsten Tag stand Heinrich wieder vor Richards Zimmertür. Sein Vorgesetzter hatte ihn und einen jungen, aufstrebsamen SA-Mann in die Stadt geschickt, um einige Dinge zu erledigen. Er kannte die permanente Geldnot seines Begleiters. Deswegen war es ein Leichtes für ihn gewesen, mit einem Griff ins Portemonnaie, diesen dazu zu überreden, die Angelegenheit alleine zu bestreiten, während er sich seiner neuen Aufgabe widmete. Er holte tief Atem, bevor er die Hand auf die Klinke legte. Jetzt würde der schwierige Teil kommen. Wie am Vortag lag Richard auf dem Rücken, das Gesicht zum Fenster gewandt. „Herr Rosenberg? Darf ich eintreten?“ Er betrat das Zimmer, stellte die Krücken, die Dr. Hermann ihm gegeben hatte, neben das Bett und sah zu dem jungen Mann hinunter. „Der Arzt hat Ihnen frische Luft verordnet.“ „Dann machen Sie doch das Fenster auf.“ Richard murmelte die Worte. „Und Bewegung.“ „Ach? Und wie soll ich das anstellen?“ Jetzt sah er ihn an. „Wollen Sie mich tragen für den Rest meines Lebens?“ Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen, bei diesem spontanen Gedanken zuckte Heinrich unwillkürlich zusammen. „Nein, aber hiermit sollte es gehen.“ Er griff nach den Krücken und hielt sie hoch. „Auf, kommen Sie. Der Garten, der zum Haus gehört, ist ein Traum und das Wetter ist herrlich.“ Richard sah erst die Krücken und dann Heinrich fragend und überlegend an. Eigentlich hatte er die Nase davon voll, hier im Bett zu liegen. Er spürte aber auch keine Motivation, in den Garten zu gehen. Schon gar nicht in Begleitung des Verursachers der Situation. „Ich habe keine Lust!“ Er verschränkte die Arme vor seinem Körper und sah sein Gegenüber trotzig an. „Das war keine Bitte. Das war eine ärztliche Anweisung.“ Heinrich versuchte ihn aufmunternd anzulächeln. „Auf, kommen Sie. Es wird Ihnen gut tun.“ Er hielt ihm
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