Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
Aber im Hintergrund hat meine Mutter immer noch ein starkes Wort mitzureden und Silke ist auch nicht ohne.“ „Es muss schön sein, Geschwister zu haben. Deine Schwester hat gestern auf der Herfahrt einige von euren Anekdoten erzählt. Ich hatte so etwas nie.“ Seine Stimme bekam einen traurigen Unterton. Richard sah Heinrich von der Seite her an. „Hast du keine Geschwister?“ „Nein. Leider. Ich wünschte, ich hätte welche gehabt. Dann wäre die Umklammerung durch meine Mutter vielleicht nicht so stark gewesen.“ „Dafür hättest du aber immer mit einem Bruder oder einer Schwester um ihre Aufmerksamkeit kämpfen müssen.“ „Glaub mir, die hätte ich gerne geteilt.“ Sie sahen sich an und lachten. „Ach, hier seid ihr. Das ist gut.“ Dr. Hermann kam aus dem Haus. In der Hand hielt er einen Beutel mit den Resten weiterer Zahlungen in Naturalien, die nicht verwendet werden konnten. Er trug wieder seinen blutverschmierten Kittel. „Was hat er denn gemacht?“ Richard flüsterte Heinrich die Worte leise zu, während er angewidert beobachtete, wie der Arzt den Beutel in einem Abfallbehälter entsorgte. „Kaninchen oder ähnliches zerlegt.“ Heinrich amüsierte sich über Richards entsetzten Gesichtsausdruck, auch wenn er wusste, dass er selbst gestern ähnlich reagiert hatte. Dr. Hermann überquerte die Wiese und blieb vor ihnen stehen. „Sie wissen ja, das Bein darf die nächsten Tage auf keinen Fall belastet werden.“ Er sah seinen Patienten bestimmend an. Dieser nickte kurz. „Gut. Ach“, sein Blick richtete sich auf Heinrich, „wenn ihr hier draußen seid, dann kann ich ja Bonnie und Clyde raus lassen. Deine Tante steht nämlich wieder auf Kriegsfuß mit ihnen.“ „Klar, Onkel Friedrich.“ Er zwinkerte den beiden zu und ging zurück in das Gebäude. „Er ist dein Onkel?“ „Nein, er ist eigentlich nur ein sehr guter Freund meines Vaters. Früher hat er auch in Berlin gewohnt und war sehr oft bei uns zu Besuch. Ich kenne ihn von klein auf. Da kam es automatisch, dass ich Onkel zu ihm gesagt habe.“ „Du bist aus Berlin? Es muss eine tolle Stadt sein.“ Richard richtete sich interessiert auf. „Das ist es auch. Ich liebe Berlin.“ Wehmut schwang in den Worten mit. „Was machst du dann hier?“ „Es war der lange Arm meines Vaters. Er hat ...“ lautes Gepolter, das aus dem Haus zu ihnen hinüber drang, unterbrach ihn. „Wer sind eigentlich Bonnie und Clyde?“ Mit einer Mischung aus Neugierde und Furcht sah Richard zu dem Gebäude. Heinrich schmunzelte, als er es sah. „Lass dich überraschen.“ Sekunden später kamen zwei Labradorhunde aus dem Haus geschossen. Der eine hatte dunkles Fell, der andere helles. Sie rannten übermütig über die Wiese. Man konnte sehen, dass sie die plötzliche Freiheit genossen. „Wieso Bonnie und Clyde? Das ist doch dieses Gangsterpärchen, das im Moment in Amerika sein Unwesen treibt.“ Richard sah den Hunden zu, als er die Frage stellte. „Eigentlich heißen sie nicht so, aber Onkel Friedrich hat sie so getauft. Die beiden haben Heidenspaß daran, Dinge zu klauen und zu verstecken.“ Er nahm den Blick von den Tieren und sah Richard an. „Mein Onkel hat manchmal einen etwas bizarren Humor.“ Dann stand er auf und pfiff kurz durch die Zähne. Richard zuckte bei dem schrillen Geräusch zusammen. Die beiden Hunde hielten inne und sahen ihn an. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sie die Person erkannten. Mit lautem Gebell kamen sie auf Heinrich zugestürmt und sprangen an ihm hoch. Dieser hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Er lachte und streichelte beide gleichzeitig. „Hallo, ihr Teufel. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Richard betrachtete die Szene. Wiederholt sprangen die Hunde an Heinrich hoch, der mit ihnen spielte und redete. Er wirkte entspannt und glücklich. Schließlich entdeckte der dunkle Labrador auch ihn. Freudig wedelnd kam er zu ihm. Richard streckte ihm die Hand hin, damit der Hund daran schnuppern konnte. Dann begann er das von der Sonne gewärmte Fell des Tieres zu kraulen. Der zweite Hund kam ebenfalls, um ihn zu begrüßen. „Wer ist was?“ Richard hatte sich vorgebeugt, um beide Tiere streicheln zu können. „Die schwarze Seele ist Clyde. Das weiße Unschuldslamm Bonnie.“ Heinrich nahm wieder auf der Bank Platz. Clyde ging zu ihm hinüber, legte den Kopf vertrauensvoll auf seinen Oberschenkel. Richard war fasziniert von den großen, warmen Hundeaugen und dem treuen, sanften Blick, mit dem der
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