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Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Conrad
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die der Körper von Richard auf ihn abstrahlte, und fühlte den Atem an seinem Nacken.

    ***

    Heinrich lag im Bett und starrte in die Dunkelheit. Es durfte nicht wieder passieren. Er hatte es seinem Vater versprechen müssen, es vor Gott schwören. Den ganzen Weg von Mainz retour und den kompletten restlichen Tag kämpfte er gegen dieses leicht aufkeimende Gefühl an. Aber jetzt, hier im Dunkeln, kam es unaufgefordert zurück. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er wieder das Bild vor sich. Er knipste die Nachttischlampe an und ging ans Fenster. Die Straße war nass vom Regen und das Mondlicht spiegelte sich in den Pfützen. Er lehnte den Kopf gegen die Scheibe. Er durfte es nicht zulassen. Er musste stark sein. Langsam drehte er sich um und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern. Es war zwar mit allem, was er brauchte, eingerichtet, aber es fehlte die Wärme. Das Menschliche. Ein Bett mit einem kleinen Nachttisch, ein Schrank, eine Waschgelegenheit und ein kleiner Tisch mit Stuhl bildeten das Mobiliar. Sein Vater hatte ihm diese Unterkunft hier besorgt. Die Dame, bei der er zur Untermiete wohnte, war zwar freundlich und nett, aber sie achtete auch genau darauf, dass nichts Unziemliches in ihrem Haus vorkam. In diesem Haus, in diesem Zimmer kam Heinrich sich wie lebendig begraben vor. Er stieß sich von dem Fenster ab und durchquerte den Raum. Seine nackten Füße gaben leise, schmatzende Geräusche von sich, als er über den Holzboden ging. Er griff nach der Wasserflasche, die auf dem Tisch stand, und setzte sie an. Einige Wassertropfen liefen ihm aus dem Mundwinkel über das Kinn. Er wischte sie energisch weg. So, als ob er damit seine Empfindungen wegwischen könnte. Er hatte Richard versprechen müssen, dass er ihn wieder besuchen würde. Der Junge war in den paar Stunden, die sie zusammen verbracht hatten, aufgetaut und es hatte den Anschein, als ob er wieder Lebensmut gefasst hätte. Vielleicht ist das eine Prüfung, die Gott mir auferlegt hat, dachte Heinrich. Schließlich wusste er, dass seine Neigung von Gott nicht gewollt war. Zumindest hatte ihm das sein Vater deutlich zu verstehen gegeben. „Ich muss das hinbekommen! Ich will Richard helfen!“ Zurück im Bett löschte er das Licht, drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und schloss die Augen. Fest entschlossen, die Prüfung zu bestehen.

    ***

    Die Sonne warf ein spärliches Licht durch die Wolken hindurch in das Zimmer, in dem Richard saß. Er sah von dem Buch auf, in dem er gelesen hatte, und rieb sich die Augen. Dr. Hermann war so freundlich gewesen, ihm einige Bücher zu leihen. Mit Begeisterung hatte er sich hingesetzt und gelesen. Jetzt allerdings wurde ihm die Zeit lang. Er wusste, wenn sich das schlechte Wetter erst mal im Rheintal festsetzte, dann blieb es auch eine Weile. Heute war Dienstag. Den letzten Besuch hatte er am Sonntag gehabt. Seine Mutter und Silke waren mit dem Zug gekommen. Er hatte ihnen von dem Besuch Heinrichs erzählt. Das kurze Aufleuchten in den Augen seiner Schwester, als er den Namen erwähnte, war ihm entgangen. Voller Begeisterung hatte er den beiden von dem Nachmittag berichtet. Von den Hunden, von den Dingen, die er erfahren hatte und von dem unfreiwilligen Reiterspielchen, zu dem die Hunde sie gezwungen hatten.
„Er ist ein sehr netter, kultivierter Mann“, war der Kommentar seiner Mutter gewesen. Vielleicht gab es ja doch eine Zukunft für Juden und Nichtjuden in diesem Land. Männer wie Heinrich ließen ihn daran glauben. Allerdings bekam dieser Glaube langsam Risse. Heinrich hatte ihm versprochen ihn erneut zu besuchen, aber bis jetzt war er nicht wieder aufgetaucht. Richard griff nach den Krücken und ging ans Fenster. Mittlerweile bereitete es ihm keine Probleme mehr, sich damit fortzubewegen. Selbst die Treppe stellte kein Hindernis mehr dar. Was man von dem Wetter kaum sagen konnte. Es war kühl und unfreundlich. An einem Aufenthalt im Garten war nicht zu denken. Hier in dem Zimmer fiel ihm langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Er sah auf die Straße und beobachtete den Verkehr. Das Haus des Arztes lag an einer Hauptstraße. Es war ungewöhnlich für Richard, eine solche Anzahl an Autos zu sehen. In seinem Heimatort waren Autos wesentlich weniger vertreten. Die meisten Bewohner gingen immer noch zu Fuß oder fuhren mit dem Fahrrad. Die einzigen Gefährte, die man regelmäßig sah, waren Traktoren. Es gab viele Familien, die ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Wein bestritten. Richards

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