Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
„Das müsste gehen.“ Er zog sie aus der Hülle, legte sie auf und drehte an der Kurbel. Es rauschte und krachte leise, als er die Nadel vorsichtig auf die Schellackplatte setzte. Swingmusik kam aus dem trichterförmigen Lautsprecher. Heinrich nahm die Krücke und streifte dieser das Nachthemd über. An dem Querstab befestigte er es. Dann zog er seine Jacke aus und kam zu Richard hinüber. „Sei so gut und schieb den einen Ärmel mal auf meinem Rücken unter den Hosenträger.“ Mit der Krücke im Arm und dem zweiten Ärmel des Hemdes in der Hand ging er in die Mitte des Raumes. „Darf ich bitten, gnädige Frau?“ Er verbeugte sich vor seiner stummen Partnerin. Dann begann er sich geschickt nach dem Takt der Musik zu bewegen. „Oh, gnädige Frau sind heute aber wenig gesprächig. Ach, Sie wollen nicht reden, nur tanzen? Bitte, Ihr Wunsch ist mir Befehl.“ Er drehte sich um die eigene Achse. Als er Richard ansah, zwinkerte er und flüsterte ihm: „Typisch Frau“ zu. Bonnie, die neben dem Sessel saß, legte den Kopf schief und sah ihn vorwurfsvoll an. Als das Lied endete, machte er wiederum einen Diener. „Vielen Dank für den Tanz. Es war mir eine Ehre.“ Er tat so, als ob er einer Antwort lauschte, während das nächste Lied anlief. „Wie Sie belieben. Das wird jetzt aber eine Runde schneller werden.“ Richard lachte laut auf, als Heinrich mit seiner Partnerin eine flotte Tanznummer auf das Parkett legte. Bonnie sprang auf und lief bellend um ihn herum. „Was ist denn hier für ein Lärm?“ Dr. Hermann erschien in der Tür. „Entschuldige, Onkel Friedrich“, Heinrich hatte innegehalten und sah ihn an. Er atmete schnell, vom Tanzen aus der Puste, „aber, ich sollte deinen Patienten etwas aufmuntern. Wir wollen doch, dass er möglichst bald wieder gesund wird.“ Richards Lachen war mit dem Eintreten des Arztes verstummt. Er lehnte sich im Sessel zurück, in der Hoffnung, so aus dem Blickfeld zu kommen. „Das stimmt. Es bedeutet aber nicht, dass meine restlichen Patienten deswegen taub werden müssen, und du weißt genau, dass deine Tante uns beide aus dem Haus schmeißt, wenn sie davon Wind bekommt.“ Er zwinkerte Heinrich zu und versuchte gleichzeitig ein ernstes Gesicht zu machen. „Natürlich, Onkel Friedrich. Ab sofort nur noch langsamer Walzer und Bonnie macht den Wachhund. Nicht wahr, meine Süße?“ Der Labrador gab einen zustimmenden Laut von sich. Richard prustete los. „Wie ich sehe, hat deine Art der Behandlung Erfolg.“ Dr. Hermann sah Heinrich amüsiert an. „Ich glaube, ich kann den Patienten guten Gewissens übermorgen nach Hause entlassen.“ „Wirklich?!“ Richard richtete sich auf. Begeisterung stand in seinem Gesicht. „Dann müssen Sie mir aber noch sagen, was meine Familie Ihnen schuldig ist.“ „Darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen. Das ist bereits erledigt.“ Der Blick des Arztes und Heinrichs trafen sich kurz. Beide nickten sich knapp zu. Richard sah von einem zum anderen. Es dauerte kurz, bis er begriff. „Das geht nicht. Heinrich, das kann ich nicht annehmen. Du hast schon genug für mich getan.“ „Das ist schon in Ordnung. Mach dir über das Geld keine Sorgen. Wenn es etwas in meiner Familie im Überfluss gibt, dann ist es Geld.“ Er lächelte ihn aufmunternd an und ließ sich dann in den Sessel neben ihm fallen. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. „Danke.“ Richards Hand, die sich auf seinen Unterarm legte, fühlte sich warm an. Er spürte die Berührung durch den Stoff und das sanfte Kribbeln seiner Haut.
***
„Es ist wirklich nett von dir, dass du mich nach Hause fährst.“ Richard saß auf dem Beifahrersitz und sah zu Heinrich hinüber. „Ich bekomme langsam ein schlechtes Gewissen bei alldem, was du für mich tust. Schließlich bin ich an dem Unfall genauso schuld.“
„Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Wirklich.“ Er lächelte ihn an. „Ich bin froh, wenn ich dir helfen kann, und so kann ich das Geld, das mein alter Herr so einscheffelt, wenigstens sinnvoll einsetzen.“ „Du hast keinen guten Draht zu deinem Vater?“ „Nein. Er hat mich gezwungen, hierher zu gehen. Er ist dafür verantwortlich, dass ich Berlin verlassen musste. Das kann ich ihm nicht verzeihen.“ „Ist es so schlimm hier für dich?“ Richard sah ihn erstaunt an. Er liebte seine Heimat und konnte sich kaum vorstellen, dass es jemandem hier nicht gefallen könnte. „Mir fehlt die Großstadt. In Berlin ist immer was los.
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