Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
seinen Tischnachbar an. So wie Richard aussah, hatte er sich nicht ausgeruht. Er strahlte immer noch vor Energie. Es schien ihm gut zu tun, wieder zu Hause zu sein. „Und, wie gefällt dir unser Heim? Du bist bestimmt anderes gewöhnt von Berlin?“ „Du bist aus Berlin?“ Silke, die gegenüber von den beiden Platz genommen hatte, sah ihn an. Ihre Mutter und Samuel, der soeben die Küche betrat, quittierten das Du mit einen kurzen Hochziehen der rechten Augenbraue. „Ja, das ist er“, antwortete Richard statt seiner, „und wir müssen sehen, dass wir ihm unsere Gegend hier schmackhaft machen. Er mag sie nämlich nicht besonders.“ „Das habe ich so nicht gesagt“, protestierte Heinrich lachend. „Ich habe nur gesagt, dass mir Berlin fehlt. Das war alles.“ „Berlin muss toll sein. Ich stelle mir eine solch große Stadt sehr interessant vor.“ Silke hatte sich ein Stück nach vorn gebeugt und sah ihn an. „Erzähl uns was von Berlin.“ „Dort muss es noch schlimmer sein mit dem braunen Pack als hier.“ Samuel nahm am Kopfende Platz und sah ebenfalls zu dem Gast hinüber. „Das stimmt“, murmelte dieser vor sich hin und blickte betreten auf den leeren Teller. Er schämte sich plötzlich, dass er hier als Gast aufgenommen wurde, obwohl er selbst zu diesem braunen Pack gehörte. „Jetzt wird gegessen und nicht über Politik gesprochen.“ Frau Rosenberg stellte den großen Topf auf den Tisch und warf ihrem ältesten Sohn einen strengen Blick zu. Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern und griff nach seiner Serviette. Der Duft des Essens schien Heinrich geradezu zu erschlagen, als sie den Deckel vom Topf nahm. Sein Magen fing automatisch an zu knurren. „Hunger?“ Richard sah ihn amüsiert an. „Und wie!“ Er grinste zurück. Während des Essens unterhielt er sich mit Richard und den beiden Frauen über belanglose Dinge. Über das gesellschaftliche Leben in Berlin, über die kulturellen Ereignisse. Alles, was mit der Partei zu tun hatte, mied er. Er war sich Samuels Anwesenheit nur zu gut bewusst. „Ich kann nicht mehr.“ Richard lehnte sich zurück und rieb sich den Bauch. „Es war wirklich lieb von dir, dass du mein Lieblingsessen gemacht hast, Mutter.“ „Ich habe es gerne getan. Darf ich Ihnen noch etwas geben?“ Frau Rosenberg griff nach der Schöpfkelle und hob ein Gemisch aus Lammfleisch, Kartoffeln und Zutaten aus dem Topf. Sie sah Heinrich an. „Um Himmels Willen, Frau Rosenberg. Wenn ich noch mehr esse, dann passe ich morgen nicht mehr in die Uni...“ Er verschluckte den Rest des Wortes. „in meine Sachen.“ Verbesserte er sich schnell, mit einem kurzen Blick auf Samuel. Dieser wischte sich gerade den Mund an der Serviette ab. Er schien es nicht bemerkt zu haben. Erleichtert atmete Heinrich auf. „Du musst unbedingt auf das Frühlingsfest mitkommen.“ Richard sah ihn an. Jetzt konnte man die Strapazen des Tages langsam auf seinem Gesicht ablesen. Das Leuchten der Augen war etwas weniger geworden. Müdigkeit spiegelte sich stattdessen darin. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ „Es wäre schön, wenn du kommen könntest.“ Es war Silke, die ihn ansah und ansprach. „Das Fest ist wirklich sehr schön.“ „Jetzt lasst den armen Mann mal in Ruhe. Mit brachialer Gewalt werdet ihr ihn kaum dazu bekommen, dass er unsere Heimat lieben lernt.“ Frau Rosenberg griff nach dem Topf und erhob sich. Samuel folgte ihrem Beispiel. „Ich werde diesmal nicht dabei sein.“ Er nickte seiner Mutter kurz zu und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. „Ich glaube, ich werde jetzt auch gehen.“ Heinrich schob den Stuhl zurück und stand auf. „Vielen Dank für das fürstliche Essen, Frau Rosenberg. Es war mir eine Ehre.“ Er verbeugte sich vor der alten Frau. „Ich bringe dich noch an den Wagen.“ Richard griff nach seinen Krücken und stemmte sich hoch. „Bleib ruhig hier. Du siehst müde aus.“ „Nein, ich begleite dich noch raus.“ Er nickte seinem Freund kurz zu und deutete ihm an, zu folgen. „Ich würde mich wirklich freuen, wenn du es schaffst, zu dem Fest zu kommen“, sagte er, als sie den Wagen erreicht hatten. „Dann kann ich dir auch Judith zeigen. Sie wird auch dort sein. Deine Meinung würde mich interessieren.“ Heinrich spürte einen Stich bei den Worten. Er schluckte, bevor er antwortete. „Ich werde da sein, Richard. Aber nicht alleine.“ „Oh, kommst du auch in Begleitung einer Frau? Dann können wir ja zu viert den Abend genießen.“ Er strahlte
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