Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
kicherten. Heinrich unterdrückte den Schmerz in seinem Inneren und versuchte sich für ihn zu freuen. „Hier, ein extra großes Glas für unseren Berliner.“ Siegfried drückte ihm ein Glas in die Hand, das bis zum Rand gefüllt war. „Es wäre doch gelacht, wenn wir aus dir nicht doch noch einen Weinkenner machten.“ Heinrich nahm das Glas, nickte seinem Gegenüber knapp zu und trank pflichtgemäß einen kleinen Schluck. Er drehte sich so, dass er nicht in Versuchung kam, Richard die ganze Zeit zu beobachten, und folgte mit wenig Enthusiasmus der Unterhaltung seiner Kameraden. Die Zeit verstrich und das ein oder andere Mal forderte er eine junge Dame zum Tanzen auf. Er amüsierte sich nur mäßig, langweilte sich aber auch nicht gerade. Nachdem er das erste Glas Wein gelehrt hatte, spürte er leicht die Wirkung des Alkohols. In eine lockere Unterhaltung mit seiner Tanzpartnerin verstrickt, drehte er noch eine Runde auf der Tanzfläche, als er in Richards Richtung blickte. In diesem Moment beugte dieser sich zu Judith hinüber und küsste sie. Schlagartig war Heinrich nüchtern und sein Magen zog sich zusammen. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen etwas seltsam aus.“ Die junge Frau sah ihn verwundert an. „Danke“, stotterte er. „Ich muss mir nur mal kurz die Beine vertreten. Ich bin gleich wieder da.“ Er wartete keine Antwort ab und entfernte sich vom Festplatz. Er war erschrocken über das, was er gerade gesehen hatte, und seine Reaktion schockierte ihn am meisten. Es durfte nicht passieren. Er hatte es versprochen. Er musste dagegen angehen. Er verlangsamte seinen Schritt und blieb auf einer kleinen Brücke, die über einen Bach führte, stehen. Leise hörte er die Musik und das Stimmengewirr vom Festplatz. Er legte die Hände auf das Geländer und sah ins Wasser. Der Mond spiegelte sich darin. Warum fiel es ihm so schwer? Warum konnte er nicht sein wie andere? So sehr in seine eigenen Gedanken versunken, hörte er die Schritte nicht, als Silke die Brücke betrat. „Heinrich? Ist alles in Ordnung?“ Sie blieb neben ihm stehen und sah ihn besorgt an. „Wo kommst du denn her?“ Er sah sich kurz um. Es war niemand in ihrer Nähe. „Ich habe eine Freundin nach Hause gebracht. Sie hatte etwas viel Wein erwischt.“ Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich möchte nicht wissen, wie sie sich morgen früh fühlt.“ Unwillkürlich fing auch Heinrich an zu grinsen. Er konnte sich noch gut an seine ersten Begegnungen mit Alkohol erinnern. Es waren nicht seine besten Erinnerungen. „Wirst du morgen nach ihr sehen?“ „Nach meiner Freundin?“ Silke lehnte sich rücklings gegen das Geländer und legte den Kopf in den Nacken. „Ich denke schon.“ Heinrich betrachtete sie. Das Mondlicht schien ihre Haut zum Leuchten zu bringen. Er konnte das Funkeln in ihren Augen sehen. Ihre lockigen Haare hatte sie versucht, in einem Pferdeschwanz zu bändigen. Allerdings ohne dauerhaften Erfolg. Einige Strähnen hatten sich aus der Umklammerung der Haarspange gelöst. So sein wie andere. Heinrich wusste nicht, woher der Gedanke plötzlich kam. Ohne weiter darüber nachzudenken, schob er die Haarsträhnen zur Seite, beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie. Silke zögerte nur kurz, dann erwiderte sie seinen Kuss bereitwillig. Als ihm klar wurde, was er gerade tat, machte er sich von ihr los und sah zerknirscht auf den Boden. „Entschuldige. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“ „Man muss nicht immer wissen, was man tut.“ Silke sah ihn an. Ihre Wangen waren gerötet von dem Kuss. „Aber, auch wenn du nicht gewusst hast, was du tust. Du hast es gut getan.“ Sie lächelte. Der Ausdruck in ihren Augen ließ Heinrich endgültig zu sich kommen. „Es tut mir leid.“ Er zog entschuldigend die Schultern nach oben. „Ich glaube, ich muss jetzt zurück zu meinen Kameraden. Es wäre auch nicht gut für dich, wenn man uns hier zusammen sieht.“ „Da hast du recht.“ Sie beugte sich vor, flüsterte ihm „Ich gehe zuerst“, ins Ohr und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Heinrich blieb noch einen Moment, wo er war, und versuchte zu begreifen, was er getan hatte. Silke war Richards Schwester und als Testperson denkbar ungeeignet. Er schämte sich. „Von Wiesbach? Was machst du hier so alleine? Hast wohl versucht, der kleinen Jüdin hinterherzusteigen, und eine Abfuhr erhalten, so wie du aussiehst.“ Sein Vorgesetzter kam mit schwankendem Gang auf ihn zu. In jeder Hand
Weitere Kostenlose Bücher