Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
den Boden und suchte nach Worten. „Wie konntest du das meinem Bruder antun?“ Sie spürte Zorn und Verzweiflung in sich. „Ich habe ihm nichts angetan. Ich kann nichts für meine Gefühle und er für seine genauso wenig.“ „Sprich nicht so von Richard. Er ist ein ganz normaler Junge.“ „Ach, und ich bin anormal?!“ Heinrich fühlte Wut in sich aufkeimen. Warum waren die Menschen so intolerant, wenn es darum ging, dass ein Mann einen Mann mochte? „Er hat Judith am vergangenen Wochenende geküsst und du übrigens mich, falls es dir entfallen sein sollte.“ „Nein, das ist es nicht und es tut mir leid. Ich hätte es nicht tun sollen. Es war nicht fair.“ „Nicht fair?! Das ist wohl ein zu kleines Wort dafür.“ Ihre Augen funkelten ihn an. „Silke, ich kann verstehen, dass du gekränkt bist, aber ich kann nun mal nicht gegen meine Gefühle an. Bitte, gib mir eine Chance.“ Schlagartig wurde ihr klar, was sie in diesem Moment in seinen Augen las. „Du liebst Richard!“ „Ja.“ Heinrich sah auf den Boden und schluckte. Dann blickte er auf und sah ihr ins Gesicht. „Seit dem ersten Tag. Seit dem Unfall. Ich habe versucht, dagegen an zu gehen. Aber das Gefühl war zu stark. Bitte, Silke, verrate uns nicht. Es ist so schon schwer genug.“ Sie spürte, wie ihr Zorn abebbte, als er sie zerknirscht ansah. „Nein, ich werde euch nicht verraten, schon um Richards willen.“ „Danke.“ Er legte seine Hand auf ihren Unterarm und drückte vorsichtig zu. Silke sah auf die Hand und dann auf den Mann, der ihr immer noch gefiel. Der ihr aber jetzt fremd vorkam. Sie konnte verstehen, dass Richard sich zu ihm hingezogen fühlte. „Geh zu ihm. Ich könnte mir vorstellen, dass er dich jetzt braucht.“ Das entsetzte Gesicht ihres Bruders fiel ihr wieder ein, als er sie erkannt hatte. „Ja, das mache ich.“ Er nickte ihr kurz zu und ging durch das Dickicht zurück. Silke blieb noch einen Moment stehen. Ihr Weltbild hatte gerade einen gehörigen Stoß bekommen. Sie hatte Probleme, ihre Gedanken in einen einigermaßen geraden Verlauf zu bringen. Langsam ging sie zu ihren Sachen und machte sich auf den Heimweg.
***
„Um Gottes willen, Richard, komm aus dem Wasser.“ Heinrich blieb am Ufer stehen und sah zu ihm hinüber.
Richard stand immer noch an der Stelle, an der er ihn verlassen hatte, die Arme um den Körper geschlungen. Es zitterte am ganzen Leib. Seine Lippen waren blau angelaufen. „Samuel bringt mich um.“ Er machte keine Anstalten, sich zu bewegen. „Wenn du noch länger dort drin bleibst, ersparst du ihm die Arbeit.“ Heinrich griff nach den Krücken und ging ebenfalls ins Wasser. „Er bringt mich um.“ „Beruhige dich. Wenn, bringt er wahrscheinlich eher mich als dich um.“ Er griff nach Richards Hand, als er ihn erreichte. Sie war eiskalt. „Du musst hier raus. Du holst dir den Tod.“ „Was wird jetzt?“ Er starrte Heinrich an. „Deine Schwester wird nichts sagen. Sie hat es mir versprochen und jetzt komm endlich hier raus.“ Er schob ihn vor sich her. „Heinrich, ich habe Angst.“ Am Ufer angekommen stand Richard vor ihm. Seine Zähne schlugen aufeinander, so sehr fror er. Er war so aufgewühlt, dass er noch nicht mal bemerkte, dass er die Schritte an Land ohne seine Krücken gemacht hatte. „Du brauchst keine Angst zu haben. Silke ist eine vernünftige Frau. Sie wird uns nicht verraten.“ Es war Heinrich schleierhaft, wem er versuchte, Mut zuzusprechen. Richard oder sich. „Komm her.“ Er hatte sein Hemd geholt und legte es ihm um die Schultern. Mit langsamen, kreisenden Bewegungen rieb er ihn trocken und brachte sein Blut dazu, wieder zu zirkulieren. „Bist du dir sicher, dass Silke schweigt?“ „Ich denke schon.“ „Ich will hier nicht weg!“ Heinrich fröstelte, als Richard seinen nassen Kopf an seine Brust legte. Vorsichtig nahm er ihn in den Arm und küsste seine Haare. „Du brauchst hier auch nicht weg.“ Er hoffte, dass er recht behalten würde. Es war nicht Silke, die ihn daran zweifeln ließ.
***
Sie erwachte aus ihrem unruhigen Schlaf, als es an ihre Zimmertür klopfte. Richard streckte den Kopf durch den Türspalt. Im Licht des Mondes, das durch das Fenster schien, erkannte sie seinen blonden Haare. „Silke, bist du wach?“
„Jetzt schon.“ Sie rieb sich die Augen und schob eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Kann ich mit dir reden?“ „Komm rein.“ Sie setzte sich auf und sah Richard an, der auf sie zuhumpelte. Die Matratze knarrte leise,
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