Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
als er sich auf der Bettkante niederließ. „Ich bin total durcheinander und kann nicht schlafen.“ „Warum?“ Sie lächelte in die Dunkelheit. Schon als Kind war Richard ab und an zu ihr gekommen, wenn er nachts nicht schlafen konnte. „Es ist wegen Heinrich.“ Bei der Erwähnung des Namens spürte sie einen leichten Stich in ihrem Inneren. „Es fühlt sich so fremd an und doch so richtig.“ „Was?“ „Der Kuss mit Judith auf dem Fest war schön, aber ...“ Er drehte sich zu ihr um. Das Mondlicht zeichnete seine Gesichtszüge nach. Sie konnte sehen, dass er Ringe unter den Augen hatte. „Der erste Kuss mit Heinrich war anders gewesen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn im ganzen Körper gespürt habe. Es war wie ein Stromschlag, der durch mich hindurchgegangen ist.“ Er holte tief Luft. „Silke, bin ich jetzt anormal?“ „Komm her.“ Sie kniete sich hinter ihn und zog ihn vor sich. Vertrauensvoll legte er seinen Kopf an ihre Schulter. „Du bist nicht anormal.“ „Aber als Mann einen Mann mögen. Ist das normal?“ „Ich weiß es nicht. Aber die Liebe kommt von Gott und dann kann es doch nicht falsch sein.“ Es fühlte sich eigenartig für sie an, ihm in einer Sache Mut zuzusprechen, die sie selbst verunsicherte. „Liebst du ihn?“ „Ich glaube schon. Es kribbelt, wenn er mich berührt. In seiner Gegenwart fühle ich mich geborgen. Ich war noch nie verliebt, aber es fühlt sich richtig an.“ „Dann ist es auch in Ordnung.“ Sie streichelte ihm über das Haar. „Mach dir keine Gedanken. Ich werde euch nicht verraten. Bei mir ist euer Geheimnis sicher.“ „Danke.“ Er seufzte erleichtert auf. „Was ist eigentlich mit Heinrichs Auge geschehen? Der hat ja ein gehöriges Veilchen.“ „Er hat sich geprügelt.“ „Oh?“ Silke sprach den Gedanken schneller aus, als sie ihn zu Ende gedacht hatte: „Hat er dich im Kampf erobert?“ Richard machte sich von ihr los und sah sie verdutzt an. Als er den amüsierten Gesichtsausdruck seiner Schwester sah, prusteten sie beide los. „Wann siehst du deinen furchtlosen Kämpfer denn wieder?“ Silke trocknete sich die Tränen vom Lachen mit dem Handrücken ab. „Wir wollen übermorgen wieder zum Schwimmen an den Rhein gehen. Heinrich holt mich hier ab.“ Richard gluckste immer noch und gähnte dann herzhaft. „Ich glaube, ich gehe mal wieder ins Bett.“ Silke spürte, wie sich die Matratze bewegte, als er sich erhob. Sie hörte den Klang seiner nackten Füße auf dem Boden. „Silke?“ Richard war an der Tür stehen geblieben. „Ja?“ „Danke, fürs Zuhören und dafür, dass du uns nicht verrätst.“ Sie nickte in die Dunkelheit und sah noch lange auf die Tür, als diese sich wieder geschlossen hatte. Sie konnte Richard nur zu gut verstehen, wenn es um seine Gefühle für Heinrich ging. Sein Kuss, den er ihr an dem Fest gegeben hatte, hatte sie ziemlich aufgewühlt. Als sie ihn mit ihrem Bruder in der innigen Umarmung im Fluss erblickte, hatte es in ihr einen doppelten Aufschrei gegeben. Zum einen zwei Männer beim zärtlichen Tête-à-Tête zu sehen und zum anderen, dass einer davon ihre eigene Gefühle in Wallung gebracht hatte. Sie ließ sich zurück in die Kissen fallen und sah aus dem Fenster. Wie sollte sie damit umgehen? Wie damit klar kommen, dass ihr Bruder und Heinrich anscheinend ein Paar waren?
***
Das Wetter hielt und Richard lief schon den ganzen Tag unruhig im Haus herum. Das Geräusch der Krücken auf dem Boden war im ganzen Gebäude zu hören.
„Himmel, Richard, setz dich endlich mal hin! Du machst einen ja noch wahnsinnig.“ Silke sah von ihrer Näharbeit auf, als ihr Bruder zum wiederholten Male in die Küche kam, um aus dem Fenster zu sehen. „Ganz abgesehen davon, dass du Samuel aufmerksam machst.“ „Ich weiß, aber ...“ Richard zog die Schultern hoch und ließ sich dann auf den Stuhl neben ihr fallen. „Was, wenn er nicht kommt?“ „Warum sollte er das tun?“ Ohne ihn anzusehen, antwortete sie. „Ich weiß nicht. Vielleicht hat er es sich ja zwischenzeitlich anders überlegt?“ „Du bist ja schlimmer als jedes Mädchen.“ Sie fing an zu grinsen, als sie sah, dass er rot wurde. „Wie lange willst du dir eigentlich noch Zeit lassen mit deiner Entscheidung?“ Samuel war in die Küche gekommen, um sich ein Glas Wasser zu holen. Im Vorbeigehen warf er seinem Bruder die Frage zu. „Ich weiß noch nicht.“ Richard hatte die letzten Tage kaum einen Gedanken an seine Zukunft verschwendet. Heinrich
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