Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
dein Leben.“ Er zog ihn zu sich. Richards Körper zitterte. Er begann ihm beruhigend über den Rücken zu streicheln, zeitgleich spürte er die Hände seines Freundes, die sich an ihm festzuhalten schienen. Vorsichtig hob er seinen Kopf ein Stück hoch und gab ihm einen Kuss. Die Lippen schmeckten salzig von den Tränen, als er mit seiner Zunge darüber fuhr. Sein Kuss wurde erwidert. Erst zaghaft, dann fordernder. Der Druck der Hände auf seinem Rücken wurde stärker. Heinrichs Pulsschlag erhöhte sich, als er die verzweifelte Leidenschaft spürte, mit der Richard den Kuss fortsetze und seine Hände über seinen Körper streifen ließ. Er kniete sich aufrecht hin und zog Richard zu sich hoch, während er ihm mit einer Hand durch die blonden Haare fuhr. Richard atmete schwer und sein Gesicht war gerötet. Er schob seinen Körper dichter an Heinrich heran, drückte sich fest gegen ihn. Er war verwirrt, hatte Angst, spürte das Verlangen Heinrich so nah wie nur irgend möglich zu sein. Er küsste ihn erneut. Diesmal fest und einfordernd. Der Kuss wurde mit gleicher Intensität erwidert. Heinrichs Berührungen auf seinem Körper begannen sich zu verstärken. Sie ließen sich gefangen nehmen von den Berührungen, der Leidenschaft und der Angst, die sie umgab.
***
Richard lag halb auf Heinrich, den Kopf an dessen Brust gebettet, und lauschte dem Schlag des Herzens. Es hämmerte wild. Der Rhythmus war dem eigenen nicht unähnlich. Er konnte die getrockneten Tränen auf seinen Wangen spüren, während die Gedanken planlos durch seinen Kopf rannten. Mal streiften sie den gerade stattgefundenen Liebesakt, mal die Absurdität der ganzen Situation, in der er sich befand, um dann an den Worten hängen zu bleiben, die er eben gehört hätte.
Rasse vernichten. Massenmord. Er versuchte zu begreifen, was Heinrich ihm gesagt hatte, aber es überstieg sein Vorstellungsvermögen. Konnte es möglich sein, dass er und seinesgleichen im eigenen Land nicht mehr sicher waren? Dass sie wirklich nur die Möglichkeit hatten, entweder zu gehen oder zu sterben? Bei dem Versuch tief Luft zu holen, kam sein Atem ins Stocken. Es fühlte sich an, als ob sich eine bleischwere Last um seine Lunge gelegt hätte. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ Heinrich fuhr ihm mit der Hand über den Rücken und spürte die leichte Schweißschicht, die sich darauf gebildet hatte. Er hob den Kopf ein Stück an und küsste Richards Scheitel. „Ich könnte was zu trinken vertragen. Meinst du, dieses Gemisch, das du vorhin zusammengebraut hast, kann man noch genießen?“ „Es ist vielleicht etwas warm geworden. Aber ansonsten kann man einen Sauergespritzten gut stehen lassen. Anders als Bier wird er nicht schal.“ Er setzte sich auf, tastete nach seiner Hose und zog sie über. Heinrich tat es ihm gleich und sagte „Danke“, als er nach dem Glas griff, das sein Freund ihm reichte. Der Wein schmeckte fruchtig und leicht und das Prickeln der Kohlensäure des Wassers erfrischte einen. „Das ist wirklich nicht schlecht. Kommt fast an eine gute Berliner Weiße heran.“ „Das will ich auch meinen.“ Sie zwinkerten und prosteten sich zu, beide darum bemüht, sich normal zu geben. Es war ihnen klar, dass das Gesagte sich erst mal setzen musste. Jede weitere Diskussion wäre zum momentanen Zeitpunkt unsinnig gewesen. Heinrich lehnte sich gegen einen kleinen Felsen, der neben ihm aus dem Boden ragte, und griff nach einem belegten Brot. „Darf ich?“ „Klar. Meine Mutter wäre kaum begeistert, wenn ich ihre Kunstwerke wieder mit nach Hause bringe.“ „Ich beneide dich um deine Familie. Meine Mutter hätte nie im Leben selbst Brote geschmiert. Dafür haben wir Angestellte. Es war meinen Eltern immer wichtig, dass die Etikette gewahrt blieb. Alles stets mit Stil und Anstand. Da bleibt einem manchmal die Luft weg.“ Er wischte sich einen Krümel aus dem Mundwinkel und sah auf den Fluss. „Es muss schön sein, in einer richtigen Familie groß zu werden.“ „Es kann aber auch anstrengend sein. Es gab mehr als einmal den Moment, wo ich mir gewünscht habe, ich hätte keine Geschwister. Vor allem dann, wenn sich die beiden Großen gegen mich verschworen hatten, und das kam früher häufig vor. Es sind sieben Jahre Altersunter schied zwischen mir und Samuel. Selbst die fünf Jahre zu Silke waren oftmals problematisch. Als ich, so mit drei Jahren, mit ihnen zusammen spielen wollte, haben sie mich mehr als einmal stehen lassen. Sie haben es sogar mal
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