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Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Conrad
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schien den Raum auszufüllen und Heinrich stellte das Atmen fast ein. Die Kälte in seinem Körper wich einer Hitzewelle. Er war dem Innenminister bereits schon einmal begegnet und hatte sofort beschlossen, dass er ihn nicht mochte. Göring hatte sich, wie sein Vater, mit Haut und Haaren den Zielen der Partei verschrieben. Mit seinen hart drein blickenden Augen und dem brutalen Zug um den schmalen Mund, war er ein Mensch, mit dem Heinrich so wenig wie möglich zu tun haben wollte. Vor allem jetzt, nachdem er die abscheulichen Worte über die Juden gelesen hatte, legte er noch weniger Wert darauf als früher. „Ich danke Ihnen, Herr Innenminister. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich die Zeit nehmen und mir Ihre Aufwartung machen“, hörte Heinrich seinen Vater sagen. „Ich komme gerade vom Führer.“ Die Stimme des Gastes wurde leiser und gebieterisch. „Er ist noch mal eindringlich auf die Situation mit den Juden eingegangen. Wir können und werden diese Parasiten nicht auf Dauer in unserem Reich dulden. Die Vernichtung der Juden ist nach wie vor sein oberstes Ziel.“ „Aber sie alle nacheinander aufzuhängen, wie der Führer es mal in einem Interview gesagt hat, ist keine effektive Lösung des Problems. Hier müssen wir eine andere Vorgehensweise entwickeln.“ Die Worte von Heinrichs Vater klangen so erbarmungslos, dass sie seinen Sohn bis ins Mark erschütterten. Heinrich unterdrückte den Impuls aufzuspringen und ihm seine Meinung ins Gesicht zu schleudern. Dass er ihn hasste, dass er einen Juden liebte und dass er seine blinde Ergebenheit zum Führer widerlich fand. „Es gibt schon Pläne. Gute Pläne. Zu gegebener Zeit werde ich Sie darüber unterrichten. Vorerst muss ich Sie aber um Stillschweigen in dieser Angelegenheit bitten. Noch ist das alles nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Aber, seien Sie versichert, der Tag wird kommen, an dem wir uns zum letzten Mal mit der Judenfrage beschäftigen müssen. Und jetzt, mein lieber Freund, muss ich Sie leider wieder verlassen. Die Politik ist eine unerbittliche Geliebte.“ Das Geräusch von aneinander schlagenden Hacken und Stoff, der raschelte, als eine Hand zum Gruß gehoben wurde, drang an Heinrichs Ohr, der wie betäubt in dem Sessel kauerte. Das, was er gerade gehört hatte, ließ ihn die folgenden Worte seines Vaters nicht mehr wahrnehmen. Er wusste nicht mehr, wie lange er noch in der Bibliothek gesessen hatte, und versuchte zu begreifen, was das Gesagte bedeutete. Als er den Raum schließlich verlassen hatte, war es komplett dunkel um ihn herum gewesen. „Du klingst wie Samuel. Der sieht auch immer so schwarz.“ Richard schluckte. Heinrichs Äußerung und sein langes Schweigen machten ihm Angst. „Menschenskind, wie kann man nur so blind sein. Manchmal glaube ich, dass Samuel der einzige von euch Dreien ist, der klar denken kann, wenn es um eure Zukunft geht.“ Heinrich spürte, dass die Erinnerung an den Abend ihn wütend machte. „Dann geh doch und red mit ihm!“ Richard richtete sich abrupt auf, zog die Knie an und hielt sich daran fest. „Wer weiß, vielleicht passt ihr ja gut zusammen. Vielleicht kannst du auch in ihm eine ungeahnte Saite zum Klingen bringen. Schließlich hast du es ja auch bei mir geschafft.“ Richards Stimme wurde lauter. Angst und Unsicherheit mischten sich und machten ihn wütend und verzweifelt. „Du verflixter, jüdischer Dickschädel!“ Heinrich kniete sich neben ihn ins Gras. „Geht es nicht in deinen Kopf, dass ich mir Sorgen um dich mache?“ „Sorgen? Für mich hat es eher den Anschein, dass du mich loswerden willst! Du kannst gerne fahren, wenn du möchtest. Ich komme auch zu Fuß nach Hause.“ Seine Augen blitzten auf, als er Heinrich ansah. „Hör mir zu, Richard.“ Er fasste ihn bei den Schultern und drückte fest zu. „Die haben Pläne, wonach die jüdische Rasse nicht mehr allzu lange existieren soll. Die planen einen Massenmord!“ Er schluckte trocken, als er die Angst in den Augen seines Freundes sah. „Bitte, denk wenigstens drüber nach. Ich will nicht, dass du stirbst!“ „Und ich will nicht weg von hier. Weg von dir.“ Richards blaue Augen füllten sich mit Tränen. „Bitte, schick mich nicht weg.“ Der Anblick raubte Heinrich die letzte Kraft. Er nahm Richards Gesicht in seine Hände und wischte ihm mit den Daumen die Tränen weg. „Ich würde mir lieber die rechte Hand abschlagen lassen, als dich wegzuschicken. Bitte glaub mir. Aber – ich habe Angst um dich. Angst um

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