Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
des Rheins wirkten sie unwirklich. So wie alles, was er mit ihm erlebte. Richards Frohsinn und seine aufrichtige Zuneigung waren eine neue Erfahrung für ihn. Erst, als er Richards Kuss fühlte, merkte er, dass er die Augen geschlossen hatte. Erstaunt sah er ihn an und öffnete reflexartig den Mund, um den Kuss zu erwidern. Das Wasser drang ungehindert in seine Mundhöhle und seine Lunge ein. Prustend und spuckend kam er zurück an die Oberfläche. „Ich habe zu essen und zu trinken dabei. Du musst den Rhein nicht leertrinken.“ Richard schwamm um ihn herum und lachte schadenfroh. „Ihr Rosenbergs seid ein schadenfrohes Volk.“ Er lachte und hustete gleichzeitig. Der Versuch, Richard festzuhalten, misslang. Seine Hand rutschte an dem nassen Körper ab und er musste sich beeilen, seinen Freund einzuholen, bevor dieser das Ufer erreichte. „Du schwimmst verdammt gut.“ Er ließ sich neben ihm ins Gras fallen und streckte sich genüsslich aus. Sein Gesicht verzog sich, als sich der Muskelkater zurückmeldete. „Im Wasser fühle ich mich leicht. Da fällt es kaum auf, dass das eine Bein nicht richtig funktioniert.“ Richard griff nach dem Korb und öffnete die Weinflasche. Heinrich drehte sich auf die Seite und betrachtete die Narbe, die an Richards rechtem Bein zu sehen war. Sie hob sich hell von der sonnengebräunten Haut ab. „Es tut mir immer noch leid.“ Vorsichtig fuhr er mit der Fingerspitze die Linie nach, die die Narbe bildete. „Das muss es dir nicht. Ohne den Unfall hätten wir uns wahrscheinlich nie kennengelernt. Von meinem jetzigen Standpunkt aus gesehen wäre das für mich der schlimmere Fall.“ Er beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss, bevor er den Korken mit einem leisen Blobb aus der Flasche zog. „Meinst du nicht, dass es zu warm ist, um Wein zu trinken?“ Heinrich betrachtete die Weinflasche mit einem skeptischen Blick. „Vertrau mir.“ Richard goss die Gläser bis zur Hälfte voll und zog dann eine weitere Flasche aus dem Inneren des Korbs. „Mit Wasser verdünnt ist es herrlich erfrischend. Bei uns nennt man das Sauergespritzten.“ Er füllte den Rest auf und hielt Heinrich dann die beiden Flaschen hin. „Sei so gut und lege sie in den Schatten. Dann bleiben sie kühl.“ Dieser erhob sich, ging ans Ufer, grub sie im kühlen Uferschlamm ein und kam zu ihm zurück. Er verzog das Gesicht, als er sich wieder hinkniete und die Hand nach dem Glas, welches Richard ihm reichte, ausstreckte. „Was ist los?“ Dieser betrachtete ihn überrascht. „Ich habe Muskelkater. Mir tut jede Faser meines Körpers weh.“ „Leg dich mal auf den Bauch.“ Er nahm das Glas wieder an sich und stellte es zusammen mit seinem ins Gras. Dann setzte er sich auf den unteren Rücken seines Freundes und begann vorsichtig die Muskeln zu massieren. Der wohlige Brummlaut, den Heinrich dabei von sich gab, ließ ihn lächeln. „Tut gut, gell?“ „Hör bloß nicht so schnell damit auf.“ Er genoss die Berührungen der Finger auf seinem Rücken und die Entspannung, die sie ihm brachten. Eine ganze Weile lag er im Gras, den Kopf auf den Armen abgelegt, und überließ sich Richards Händen. „Richard, wir müssen reden“, sagte er schließlich leise. „Nicht jetzt.“ „Doch. Jetzt! Es ist wichtig. Bitte.“ Das Gewicht auf seinem Rücken verschwand, als Richard sich neben ihn auf die Erde legte. Heinrich hob den Kopf und sah zu ihm hinüber. „Du musst unbedingt darüber nachdenken, ob du Deutschland nicht besser verlässt.“ „Ich will hier nicht weg. Es ist meine Heimat.“ Richard blickte in den Himmel. Auf seinen Händen spürte er noch Heinrichs Körperwärme. „Wo soll ich denn auch hin?“ „Meine Familie hat Freunde in England. Ich könnte es arrangieren, dass du von hier aus nach Holland kommst und dann weiter nach England.“ „Und dann? Was soll ich dort? Alleine!“ Er drehte den Kopf und sah ihn an. „Du könntest dir deinen Traum erfüllen und“, Heinrich stützte sich mit dem Ellenbogen ab, „das verdammte Geld meines Vaters reicht allemal, um deine ganze Familie hier wegzubringen. Du wärst nicht alleine.“ „Und was soll mit dem Weingut werden? Wer kümmert sich darum? Und unser Haus? Was wird daraus?“ „Richard, wenn nur die Hälfte von dem eintritt, was ich in Berlin gehört habe, dann werdet ihr nicht mehr lange Besitzer eines Weinguts oder eines Hauses sein.“ Wieder musste er an die Beerdigung seiner Mutter und an die Szene in der Bibliothek denken. Im Laufe
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