Gefaehrliche Liebe
Blicken.
»Ich liebe David!«
»Damit kann ich leben, ich liebe David auch!« Fast kam ein erleichtertes Lächeln über seine Lippen.
»Ich werde dich mit ihm verlassen«, legte ich nach.
»Mach dich nicht lächerlich, David ist schwul!« Er sah mich an, als wäre ich geisteskrank.
»Ja.« Ich nickte und strahlte dabei über mein ganzes Gesicht, denn fast jeder Gedanke an David machte mich glücklich.
Sorgenfalten gruben sich in Santiagos Stirn. »David, tu was! Sie hat den Verstand verloren.«
Aber David sprach nicht mit ihm. Er lehnte sehr zurückhaltend an der Wand und senkte seinen Kopf. Vielleicht wollte er Santiagos drohende Verzweiflung nicht sehen. Und wirklich, erst in diesem Moment realisierte Santiago, dass wir es ernst meinten. Ich erkannte an der Farbe seines Gesichtes, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Und ich konnte noch gar nicht fassen, dass David nicht versuchte, meine verbale Entgleisung zu vereiteln, obwohl er mich doch gebeten hatte, nichts zu überstürzen. David hielt zu mir. Er hatte sich für mich entschieden! David hatte sich für mich entschieden! Nur schwer ließ sich meine Begeisterung darüber verbergen. Ich fühlte Dankbarkeit und war zutiefst gerührt. Mehr erwartete ich gar nicht von ihm. David brauchte nichts zu sagen, er musste nicht sprechen ... Santiagos Zorn sollte nur mir gelten ... Ich wollte es allein mit ihm aufnehmen.
Nachdem er David und mich im Wechsel dreimal angesehen hatte, fasste er sich wieder und begann ruhig und ernst mit mir zu reden. »Liebst du mich?« Noch nie war er bei dieser Frage so unsicher gewesen, wie in diesem Moment.
»Ja ... aber David liebe ich mehr!«, gab ich ihm zurück.
Ich sah, wie es seine ganze Beherrschung erforderte, dass ihm im Affekt nicht die Hand ausrutschte. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen und seine Ohren legten sich dicht an sein Haupt. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich mit David gehen lasse?«, zischte er.
Darauf gab es keine Antwort und ich wollte seine Wut nicht weiter schüren, darum kniete ich vor ihm nieder.
»Was soll das? ... Denkst du, für einmal Niederknien gibt’s David?«
Ich schüttelte ängstlich den Kopf.
»Du willst, dass ich dich dafür bestrafe und euch dann gehen lasse?«
Ich sah stumm zur Seite.
Jetzt ging Santiago zu David nach hinten und als er direkt vor ihm stand, brüllte er ihm ins Gesicht: »SAG WAS! Verdammt noch mal, wann hast du mit ihr geschlafen? Wie oft hast du mit ihr geschlafen? Seit wann schläfst du überhaupt mit Frauen? SIEH MICH AN!«
Ich hatte ihn noch nie so schreien hören. Auch David zuckte im ersten Moment zusammen, schwieg jedoch weiter.
Santiago hatte verstanden und kam schnaubend wieder zu mir zurück. Er ging dreimal im Kreis und griff sich unentwegt an die Stirn. Ich musste wegsehen, denn es begann mir wehzutun und ich wollte kein Mitleid für ihn empfinden. Schließlich blieb er vor mir stehen. Seine Stimme hatte sich wieder beruhigt und klang jetzt fast schon resignierend. »Zieh deine Schuhe aus!«
Ich sah erschrocken zu David. Der fuhr sich gequält durch die Haare. Santiago warf die Schlüssel vor meine Knie. Ich setzte mich auf den Boden und öffnete die Riemen. Langsam löste ich Santiagos so sehr geliebte High Heels und stellte sie neben mich. Meine überstreckten Füße legte ich vorsichtig seitlich, sodass ich keine Belastung auf den verkürzten Sehnen verspürte.
»Steh auf!«, verlangte er mit nach unten gezogenen Mundwinkeln und all seiner Verachtung, die er für mich in diesem Moment aufbringen konnte.
»NEIN!«, unterbrach uns David lautstark. »Das ist KRANK! Wenn ihr die Sehnen reißen, kann sie genauso wenig aufstehen wie jetzt!«
»NA UND?«, schrie Santiago zurück, dass die Wände bebten.
Eigentlich wollte ich auf David hören, aber meine Gefühle begannen sich zu spalten. Ich wusste, er würde David nicht einfach so gehen lassen. Er musste uns bestrafen. Und ich wollte nicht, dass er David etwas antat, also beschloss ich, es auf mich zu nehmen. Zweieinhalb Monate hatte ich diese High Heels jetzt ohne Unterbrechung für ihn getragen. Viel zu lange, um es unbeschadet überstehen zu können, aber ich musste es versuchen. Estelle war mein Vorbild ...
Ich verlagerte mein ganzes Gewicht auf meine Knie und auf die Hände, dann zog ich ein Bein an, stellte es vorsichtig zwischen meine Hände auf den Boden ... und es funktionierte. Erst als ich den zweiten Fuß bewegen musste, begannen die Sehen durch die Belastung zu
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