Gefaehrliche Liebe
gemütlich beisammensitzen, einander kennenlernen, einen delikaten Brunch zu uns nehmen, schwimmen und alles, wonach uns sonst noch ist. So hab ich mir das vorgestellt. Macht euch ein bisschen frisch, ihr seht grauenvoll aus. Ich gehe inzwischen wieder auf die Evita ... Wir treffen uns dann später.« Er deutete vor David eine kleine Verbeugung an und ging.
Fragende Blicke wanderten durch den Raum.
»Eine Frau«, seufzte ich gekränkt.
»Das muss nicht sein ... Santiago benutzt das Wort Braut unter Umständen auch für sein eigenes Geschlecht. Außerdem macht er für eine Frau nicht so einen Zirkus«, gab Keathan wissend von sich.
»Wann ist er gekommen?«, wollte David wissen.
»Vor einer halben Stunde«, erklärte Marcus. »Ich hab ihm beim Anlegen geholfen, dachte jedoch, er wäre allein ... aber jetzt ist mir klar, warum er nicht wollte, dass ich mich weiter um das Boot kümmere.«
»Hast du jemanden gesehen, Keathan?«
»Nein.«
David seufzte. Fühlte auch er sich in seiner Position bedroht?
Die Runde löste sich auf und ich konnte endlich ins Bad.
***
Eine knappe Stunde später war ich fertig gestylt für die Cocktailparty, ein luftiges kurzes Seidenkleid in Flieder, dazu passende High Heels wie immer, die Haare aufwändig zurückgesteckt ... So konnte ich mich sehen lassen. Zum Glück hatte ich heute Morgen auf meiner Haut keine länger währenden Schäden davongetragen, bis auf die zerschundenen Nippel ... Selbst die feine Seide dieses Kleides kratzte an meinen wunden Knospen, aber das sollte mich nicht davon abhalten, einer eventuellen Nebenbuhlerin mein strahlendstes Lächeln zu beweisen. Nach den ersten paar Schritten merkte ich, dass auch die hohen Stöckelschuhe kein Honiglecken für meine gequälten Füße waren. Aber ich biss tapfer die Zähne zusammen.
Alle fanden sich pünktlich auf der Dachterrasse ein. Hayle überprüfte den optischen Eindruck des Büffets, Liam rückte die Liegestühle zurecht und widmete sich danach der Cocktailbar. Santiagos Leibwächter unterhielten sich noch immer mit David, mutmaßend über den Neuankömmling. Ich stand an der Brüstung und beobachtete gespannt die Anlegestelle. Endlich konnte ich Santiago erkennen, wie er einem Mann vom Boot half. Erleichtert atmete ich auf und überlegte sofort, ob ich vielleicht doch die blöden Stöckelschuhe ausziehen sollte ... aber zur Begrüßung konnte ich sie ja noch anbehalten. Später am Pool würde niemandem auffallen, wenn ich barfuß wäre.
Sie gingen nebeneinander, ohne dass sich ihre Hände berührten. »Er« war etwa gleich groß wie Santiago, trug ein kurzärmliges kariertes Polo-Shirt und eine helle Hose. Jetzt starrte auch Marcus fast schon zu auffällig nach unten.
»Die Braut ist ein Bräutigam!«, gab er flüsternd weiter.
David und Keathan warfen einander abschätzige Blicke zu. Santiago kam mit seiner Jagdtrophäe näher und ich konnte dessen braune Haare sehen, die sich in schön geformten, kurzen Wellen an einem Seitenscheitel teilten. Er hatte die Eleganz eines englischen Lords, jedoch beim Gehen war die Geschmeidigkeit eines Brasilianers in seinen Hüften zu erkennen. Es traf mich wie ein Blitz ... Madonnas Tänzer!
Vor Schreck hielt ich mir die Hand vor den Mund und blickte zu David, zum Glück hatte er mich nicht gesehen, denn ich wollte mir nichts anmerken lassen. Santiago gestikulierte wild mit seinen Händen in alle Richtungen, offenbar erklärte er ihm stolz seine Insel ... Dann verschwanden sie direkt unter uns im Haus. Meine Aufregung stieg ins Unermessliche, Santiago hatte wirklich Geschmack! Aber wie konnte er es schaffen, Madonna ihren ersten Tänzer auszuspannen. Wenn er bei uns bleiben sollte, wäre er doch quasi arbeitsunfähig ... oder würde Santiago zulassen, dass er auf Tournee ging? Nein, konnte ich mir nicht vorstellen. Ob er komplett schwul war? Oder mochte er auch Frauen? So viele Fragen gingen durch meinen Kopf ...
Der junge Lord hatte lässig beide Hände in seinen Hosentaschen, als er neben Santiago auf der Terrasse in Erscheinung trat. Er bezauberte durch ein makellos schönes Gesicht, markante Wangenknochen, Ober- und Unterlippe bildeten eine exakt gerade Linie und waren symmetrisch perfekt geformt. Seine kräftigen Augenbrauen verliefen zu den Außenseiten hin etwas ansteigend und verliehen ihm einen erhabenen Gesichtsausdruck. Santiago grinste jetzt wieder stolz bis über beide Ohren.
Zuallererst streckte er seine Hand nach David aus. »David, darf ich dir
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