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Gefaehrliche Luege

Gefaehrliche Luege

Titel: Gefaehrliche Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sturm
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hätte sie es ja auch viel schlechter treffen können. Ihr Ehemann hätte ein Säufer sein können, oder ein Macho, der sie schlecht behandelte, vielleicht sogar schlug. Doch Simon war nichts von alledem. Er war zwar nicht sehr gesprächig und wirkte sehr geheimnisvoll auf sie, aber die Art, wie er sie ansah und wie er mit ihr umging, flößte ihr Gänsehaut ein. Ja, sie fühlte förmlich, dass da irgendetwas zwischen ihnen sein musste. Und je schneller sie es herausfand, desto schneller konnte sie diesen erdrückenden Zustand der Ungewissheit beenden. Das nicht-wissen-wie-es-war nagte nämlich ganz schön an ihrem Gemüt, und an seinem, so wie es aussah, wohl auch. Katelyn schmachtete ihren Ehemann an wie ein kleines Mädchen, das von ihrer ersten großen Liebe schwärmte, sehnsüchtig den ersten Kuss erwartete und es kaum noch ertrug, endlich diese neue Erfahrung zu machen. Wie sich ein Kuss wohl anfühlen würde? Sie wusste es nicht. Instinktiv schloss sie die Augen und öffnete ihren Mund noch ein Stückchen weiter. Ihre Lippen fühlten sich trocken an und sie befeuchtete sie mit ihrer Zunge. Verführerisch leckte sie sich darüber und kaute aufgeregt auf ihrer Unterlippe herum. Wann küsste er sie denn endlich? …schoss es ihr durch den Kopf. Sie wartete – sogar ziemlich ungeduldig – auf diesen ersten Kuss. Doch nichts geschah. Sie schlug enttäuscht die Augen wieder auf und sah mit Entsetzen seinen gequälten Gesichtsausdruck. Er hielt sie fest in den Armen, seufzte etwas auf Spanisch, was sie unmöglich verstehen konnte, dann löste er sich von ihr und ging einen Schritt zurück. „Du solltest dich jetzt ausruhen. Es war ein langer Tag.“, sagte er nur und machte Anstalten zu gehen. Seine kehlige, raue Stimme klang heiser. Ja, und sogar ein wenig gequält.
    „Warte!“, rief sie ihm zu , als er sich entfernen wollte. „Willst du denn nicht bleiben?“ Schließlich war es schon weit nach Mitternacht.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich muss noch etwas erledigen.“
    „Dann kommst du also später wieder?“, fragte sie erwartungsvoll.
    „ Ja, später.“, erwiderte er mit gequälter Stimme. „Ich hoffe sehr, dass du dich eines Tages wieder an uns erinnerst.“, log er. Seine Stimme brach. Simon hoffte natürlich nicht, dass sie das jemals tun würde. Am liebsten hätte er diese Erinnerungen gänzlich gelöscht, sie ein für allemal aus ihrem Gedächtnis ausradiert, um niemals Gefahr zu laufen, dass sie irgendwann wissen würde, wie er zu ihr gewesen war. Denn nichts bereitete ihm mehr Angst, als dass sie sich eines Tages würde an alles wieder erinnern können. „Du kommst alleine zurecht?“, fragte er mit kehliger Stimme. Er ließ sie dabei nicht aus den Augen. Er wirkte auf sie wie ein gefährliches Raubtier, das seine Beute fixierte.
    Sie nickte .
    „ Gut.“ Er drehte sich um und ging, ohne sich ein letztes Mal nach ihr umzudrehen, hastig den Flur entlang, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Nun lag Katelyn alleine im Bett, sah stumm gegen die Decke und konnte nicht einschlafen. Sie fühlte sich einsam und alleine. Und sie hoffte inständig, dass Simon bald zurückkäme. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber nach ihrem Bauchgefühl zu urteilen waren schon mehr als zwei Stunden vergangen, seit sie sich vor dem Schlafzimmer voneinander verabschiedet hatten.
    Irgendwie fühlte sie sich alleine. Die Nervosität hatte inzwischen nachgelassen. Wer weiß, ob er überhaupt noch Lust auf Sex hätte, wenn er erst am Morgen ins Bett käme. Wo war er nur? Und was machte er gerade? Und wieso war er nicht bei ihr?! Im gemeinsamen Ehebett?
    Während Katelyn auf Simon wartete, dachte sie über Rose und Rafael nach und ließ den Abend noch einmal Revue passieren. Rose konnte sie noch nicht so richtig einschätzen. Sie war zwar sehr nett zu ihr gewesen, aber irgendwie hatte Katelyn gespürt, dass da irgendetwas zwischen ihnen war. Eine Kluft. War sie wirklich Katelyns beste Freundin? Sie wusste es nicht. Denn es fühlte sich irgendwie gar nicht so an. Die Gefühle ihr gegenüber waren eher distanziert. Wer weiß, vielleicht war es ihr sechster Sinn, der sie aufhorchen ließ. Irgendwie konnte sie es nicht so recht glauben, denn Rose und sie waren so grundverschieden. Aber vielleicht bildete sie sich alles nur ein. Sie war schließlich verwirrt. Rafael hingegen hatte ein freundliches Wesen, eine offene Art. Er war ihr sofort sympathisch gewesen. Eigentlich von Anfang an. Man musste ihn einfach

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