Gefaehrliche Luege
mögen. Er verbreitete einfach nur gute Laune. Sie konnte gut verstehen, dass Simon ihn mochte. Sie hatte ihn sicherlich auch gut leiden können. Wieso konnte sie sich nur nicht mehr daran erinnern! Es machte sie wütend, alles Wichtige in ihrem Leben, was mit Simon zu tun hatte, vergessen zu haben. Krampfhaft versuchte sie, sich an irgendetwas zu erinnern, was vor dem Unfall passiert war, doch es gelang ihr nicht. Irgendwann hatte sie die Müdigkeit dann doch noch eingeholt und sie schlief völlig erschöpft ein.
Als sie am Morgen erwachte, war Simons Seite des Bettes unangetastet. Er war letzte Nacht nicht mehr zurückgekommen. Unbewusst legte sie die Arme um ihre Mitte und zog die Beine fest an ihren Körper. Sie rollte sich regelrecht im Bett zusammen. Wieso war er die Nacht über weggeblieben? Und wo war er jetzt? Ein schrecklicher Gedanke schoss ihr durch den Kopf. O Gott! Hatte er vielleicht eine Geliebte?
***
Simon schlug abrupt die Augen auf. Seine Glieder schmerzten und sein Kopf dröhnte. Er brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass er in seinem Arbeitszimmer übernachtet hatte. Und ein Blick auf die leere Whisky Flasche brachte seine Erinnerungen der letzten Nacht auf einen Schlag zurück. Nachdem ihn Katelyn am gestrigen Abend mit diesem feurigen, verführerischen Blick angesehen hatte, hätte er am liebsten seine guten Vorsätze über Bord geworfen und wäre gleich über sie hergefallen, doch Rafaels Worte ließen ihm keine Ruhe und hielten ihn wie ein unsichtbares Band zurück. Da er sich aber selbst nicht mehr sicher war, inwieweit es vernünftig wäre, seine „Frau“ sofort gefügig zu machen, war der einzige Weg, einen Fehler zu umgehen, den sofortigen Rückzug anzutreten, was er auch getan hatte. Doch als er in seinem Arbeitszimmer gesessen und über Katelyn nachgedacht und zudem noch mit seiner Geilheit zu kämpfen hatte, war die einzige Möglichkeit, diesem seelischen Dilemma zu entkommen, seine Selbstzweifel im Alkohol zu ertränken. Und bei Gott, mehr als einmal kam ihm der Gedanke, zu ihr hochzugehen und sich zu nehmen, worauf er nicht mehr verzichten konnte, seit sie in sein Leben getreten war. Doch am Ende war er zu betrunken gewesen, um noch klar denken zu können und in seinem Sessel eingeschlafen. Das hatte er nun davon, dass er auf seinen Freund gehört hatte. Sein Körper fühlte sich an, als hätte er soeben eine nächtliche Folter hinter sich gebracht. Wieso war die Liebe nur so verdammt kompliziert?! Und wieso war Katelyn nur so schwer zu erobern?! Er wusste die Antwort bereits im Voraus: weil sie von Anfang an für ein Sklavenleben nicht geeignet war. Wenn stimmte, was Rafael predigte, dann hätte er wohl wirklich das Gleiche in Grün, wenn er sich letzte Nacht nicht beherrscht hätte. Und er hätte es bei Gott nicht ertragen, Katelyns Zuneigung – sofern in ihr irgendetwas schlummerte, was man annähernd als Liebe zu ihm bezeichnen konnte – ein zweites Mal zu verlieren. Er wollte ihre bedingungslose und uneingeschränkte Liebe mehr als alles andere auf der Welt, sogar mehr noch als die sexuelle Befriedigung, die sie ihm brachte.
Simon fuhr sich mit den Händen durch sein dunkelblondes Haar und richtete sich auf. Er griff zum BlackBerry und suchte Rafaels Nummer in seinen Kontakten, den er in einem seiner luxuriösesten Gästezimmer einquartiert hatte. Diese Problematik müsse er unbedingt noch einmal mit ihm klären. Vor allem aber die Dauer der Enthaltsamkeit. Denn dieser Punkt brachte ihn schier um den Verstand und an den Rand seiner Willenskraft. Er wusste nicht, wie lange er dem Ganzen noch würde widerstehen können. Deshalb hoffte er in einem klärenden Gespräch die Parameter noch einmal neu festzulegen.
Aber Rafael ließ nicht mit sich verhandeln. Er bestand darauf, dass sich Simon vor läufig von ihr fernhielt. Wenn du willst, dass sie sich in dich verliebt, dann verhalte dich gefälligst wie jemand, der genug Verstand besitzt, ihr auch zu zeigen, dass es sich lohnt, ihn zu lieben! Und Punkt! Entweder es läuft so wie ich es sage, oder aber du suchst dir einen neuen Berater! waren seine letzten Worte, bevor er Simon den Rücken gekehrt hatte, um sich einer seiner Lieblingsbeschäftigungen zu widmen, nämlich dem Frühstück. Rafael sah das Ganze ganz entspannt. Ihm war klar, dass man Simons Problem nicht anhand eines Terminplans würde lösen können, aber er war sich ziemlich sicher, dass beide den richtigen Zeitpunkt würden sicherlich selbst finden
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