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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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das?“, fragte er Ayisha.
    Sie nickte und sah Ali erleichtert an. „Der Mann mit der langen Nase wird dich jetzt nach Hause bringen. Sag Laila, sie solle sich keine Sorgen machen, mir geht es gut.“
    Ali nickte brav. Er winkte dem Engländer freundlich zu, nahm Higgins Hand und ging offenbar vollkommen unbeeindruckt von Ayishas weiterem Schicksal mit ihm.
    „Warten Sie bitte im Salon auf mich, Miss Cleeve“, bat der Engländer. „Ich möchte noch ein Wort mit Higgins sprechen.“

5. Kapitel
    Als sie den Salon betrat, fühlte sich Ayisha mit einem Schlag in die Vergangenheit versetzt. Noch immer hing der schwere Messingleuchter an der Decke und ließ die feinen Schatten tanzen.
    Auch die Palmblatt-Fächer, die Vater aus Indien mitgebracht hatte, waren noch da und ebenso der große Perserteppich, der allerdings inzwischen etwas abgetreten auf den Steinfliesen lag.
    Doch der Geruch war anders. Es roch nicht mehr nach Vaters dicken Zigarren, die er abends gern geraucht hatte. Die Wände waren nicht mehr hellgrün, sondern cremefarben gestrichen und auch einige Möbel waren neu. Ansonsten aber hatte sich wenig verändert.
    Wie üblich zogen die Bücherborde sie sofort in ihren Bann. Ayisha stellte verwundert fest, dass dort noch immer viele Bücher ihres Vaters standen. Sie waren abgenutzt, an den Rücken zerschlissen und mitunter verblichen. Die Gäste des Hauses schienen sie eifrig gelesen, doch nicht so geschätzt und nicht so sorgsam behandelt zu haben wie ihr Vater.
    Sie ließ die Finger über einige Bücher gleiten, die sie geliebt hatte. Wie lange hatte sie nicht mehr gelesen?
    „Alte Freunde?“ Beim Klang der sonoren Stimme zuckte sie zusammen. Der Engländer stand so dicht hinter ihr, dass sie ihn riechen konnte. Er roch leicht nach Zitrone sowie nach frisch gewaschener, in der Sonne getrockneten Wäsche, vermengt mit einem herben, dunklen Männerduft.
    Sie schluckte und wich einen Schritt zurück. Sie brauchte Abstand zu den Büchern und zu seinem betörenden Duft.
    Sie tat, als habe sie ihn nicht verstanden. „Freunde? Nein, ich wollte mir nur die Bücher mit den hübschen Zeichen ansehen.“ Sie strich über die goldenen Lettern. „Ist das Gold?“
    „Ja, und Sie wissen es auch. Immerhin haben sie ohne Zögern den Weg hierher gefunden.“
    Sie sah ihn schulterzuckend an: „Das war nicht schwer.“
    „Nein, nicht für jemand, der hier einmal gewohnt hat.“
    Sie trat vom Bücherschrank zurück. Bis vor wenigen Augenblicken hatte sie nicht geahnt, wie sehr sie es vermisste, ein gutes Buch zu lesen.
    „Ich nehme an, dass dieser Raum einige Erinnerungen in Ihnen aufwühlt.“
    Aus Angst, ihre Stimme könne zittrig klingen, zog sie nur scheinbar unberührt die Schultern hoch. Er hatte es erfasst. Sie war vollkommen aufgewühlt und rang um ihre Fassung. Sie musste sich wieder beruhigen, sich schützen und ihn abwehren.
    Mit einer Handbewegung bat er sie, Platz zu nehmen. Da sie unmöglich den Sessel wählen konnte, in dem ihre Mutter so gerne gestickt hatte, setzte Ayisha sich in einen leichten Korbstuhl. Der Engländer nahm den hohen, reich geschnitzten Lieblingssessel ihres Vaters gegenüber. Ayisha blickte sich nach dem kleinen Polsterschemel um, auf dem sie immer während der Lektionen des Vaters gesessen hatte, doch sie konnte ihn nicht entdecken.
    „Nun, Miss Cleeve“, begann der Engländer.
    „Ich heiße Ayisha“, fiel sie ihm ins Wort. „Ich bin nicht die, für die Sie mich halten, und ich gehe nicht mit Ihnen nach England.“ Sie hatte es endlich ausgesprochen.
    Er lehnte sich zurück und schlug die langen Beine übereinander. Dann sah er sie mit seinen strahlend blauen Augen durchdringend an. „Und warum nicht?“
    „Warum nicht?“, wiederholte sie. „Weil ich nicht die bin, für die Sie mich halten.“
    „Das haben Sie bereits mehrfach behauptet. Aber selbst wenn Sie nicht Miss Cleeve sind, warum wollen Sie mir partout nicht nach England folgen, wo ein sorgenfreies Leben und großer Reichtum auf Sie warten?“
    Sie sah ihn verwirrt an. „Ich verstehe nicht.“
    „Sie sind bitterarm, halb verhungert und Sie leben auf der Straße.“ „Ich lebe nicht auf der Straße.“
    „Aber so gut wie. Sie stehlen, um zu überleben.“
    „Ich stehle nicht!“, fiel sie ihm empört ins Wort.
    „In der vergangenen Nacht sind Sie mit zwei Messern bewaffnet verbotenerweise hier eingedrungen.“
    „Weil Sie ein Kind entführt haben.“
    „Ich habe dieses Kind nicht entführt, sondern davor

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