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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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wusste, was diese junge Frau seit dem Tod ihres Vaters ausgestanden hatte. Rafe dachte an ihr Porträt als Dreizehnjährige. Das Bild zeigte ein scheues empfindsames Mädchen.
    Heute, sechs Jahre später, hatte sie jedes Vertrauen verloren.
    Er reichte ihr die Hand. „Miss Cleeve! Ich bin sehr erfreut, Sie wiederzusehen.“ Ihr Gesicht war interessanterweise noch schmutziger als gestern Nacht.
    Sie entzog ihm hastig ihre Hand. „Nennen Sie mich nicht so. Ich sagte Ihnen doch bereits, ich weiß nichts über eine Alicia Cleeve. Ich heiße Ayisha.“ Sie eilte zu Ali und bestürmte ihn mit einem Schwall arabischer Fragen.
    Rafe rückte ihr einen Stuhl zurecht. Sie setzte sich zerstreut und hörte Ali aufmerksam zu. Die Morgensonne schien in Ayishas Gesicht und Rafe betrachtete seinen Gast eingehend.
    Wie vermutet, war der Schmutz sorgfältig aufgetragen und um das Kinn hatte sie Asche verteilt, um den Anflug eines Bartwuchses vorzutäuschen. Diese Miss Cleeve war künstlerisch sehr begabt.
    „Was ist?“ Ayisha sah Rafe über ihre Schulter hinweg warnend an. Er betrachtete ihre grünen Augen, die von dichten dunklen Wimpern umgeben waren. Miss Cleeve duldete es offenbar nicht, wenn ihr ein Mann zu nahe kam.
    „Lassen Sie mich kurz einen Blick darauf werfen“, sagte er und wölbte eine Hand sanft um ihr Kinn. Sie versuchte erschrocken zurückzuweichen.
    „Ruhig“, erwiderte er leise. „Ich will mir nur den Bluterguss ansehen, den ich Ihnen gestern verpasst habe.“ Er drehte ihre Gesichtshälfte zum Licht und sah den Abdruck seiner Faust deutlich dunkel unter der künstlich aufgetragenen Schmutzschicht.
    „Es tut mir sehr leid“, sagte er und nahm seine Hand wieder weg. „Ich wusste ja nicht, dass Sie eine Frau sind.“
    „Es tut nicht weh“, entgegnete sie hastig und wandte das Gesicht zur Seite.
    Rafe gab dem Küchenboy einen Wink, eine Tasse für den Gast zu bringen. Dann häufte er eine Portion Rührei und Würstchen mit einem Toast auf einen Teller und stellte ihn vor sie hin.
    Sie hob den Kopf. „Was ist das?“
    „Frühstück.“ Sie wollte ablehnen, das spürte er.
    „Aber“, sagte sie stockend. Doch Rafe fiel ihr ins Wort.
    „Ich bin wohlerzogen und bewirte meine Gäste. Da Sie rechtzeitig zum Frühstück kommen, möchte ich Sie bitten, zuzugreifen.“ Er setzte sich.
    Sie blickte stirnrunzelnd auf den Teller. „Vielen Dank, aber ich habe bereits gefrühstückt.“ Das klang keineswegs überzeugend, doch er wollte sie nicht bedrängen. Vermutlich würde sie sonst den Teller endgültig von sich schieben.
    Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Wie Sie meinen. Ich nehme nur meine Pflichten als Gastgeber wahr. Wenn Sie ein paar
    Bissen essen, wäre die Form gewahrt. Aha, da kommt auch schon Ihr Kaffee.“ Er trank selbst einen Schluck und aß noch ein Würstchen, um sie zu ermuntern. Diese würzige Delikatesse schmeckte einfach ausgezeichnet. Während er aß, sah er Ayisha nicht an.
    Sie blickte auf ihren Teller. Dort lagen zwei saftig gebratene, heiße Würstchen, die verführerisch dufteten. Wie lange hatte sie kein Fleisch mehr gegessen? Und das Rührei war goldgelb und sämig und roch nach Butter und einem Hauch Käse.
    Doch wenn sie die Gastfreundschaft dieses Mannes jetzt annahm, ging sie eine Verpflichtung ein. Und das wollte sie nicht.
    „Willst du nichts essen?“, fragte Ali.
    Sie warf einen Blick auf seinen leer gegessenen Teller. „Wie viele hast du davon gegessen?“ Sie berührte die Wurst mit der Gabel.
    „Vier“, erklärte Ali stolz. „Die heißen Lammwürstchen. So etwas Gutes hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen, Ayisha. Wenn ich noch mehr esse, platze ich. Aber ich habe mir zwei in die Tasche gesteckt für später. Wenn du deine nicht magst, könnte ich ...“, er seufzte, weil Ayisha ihm streng ins Wort fiel.
    „Nein“, sagte sie hastig. Sie blickte besorgt zu dem Engländer hinüber, der am anderen Ende des Tisches sein Frühstück aß und seine Gäste nicht beachtete. „Man stiehlt kein Essen vom Tisch, wenn man eingeladen ist.“
    Ali machte ein trauriges Gesicht. „Muss ich die Würstchen etwa zurückgeben?“
    Sie zögerte.
    „Ich habe noch nie so wunderbare Sachen gegessen“, raunte er ihr zu. „Aber ich möchte Ramses nicht verärgern, weil er so gut zu mir war. Wenn du also willst, dass ich sie zurückgebe.
    „Gut zu dir?“, platzte es aus ihr heraus. Der Engländer hob den Kopf, und Ayisha dämpfte augenblicklich die Stimme, obwohl er

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