Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Delfin zu fangen.“
Tags darauf schenkte ihr einer der Matrosen ein kleines Brustgeschirr an einer langen Leine, das er für Cleo gebastelt hatte. „Damit kann Ihre Katze nicht mehr über Bord fallen, Miss“, erklärte er.
Für den Rest des Tages sorgte Cleos Kampf gegen das Geschirr für allgemeine Heiterkeit. Sie versuchte es knurrend abzustreifen, schlug Purzelbäume, kratzte und biss und verhedderte sich in der Leine. Sie versuchte vor ihr zu fliehen, drehte sich um und fauchte wütend. Wenn Ayisha versuchte, sie an der Leine zu führen, stemmte sie sich mit allen vier Pfoten dagegen. „Ich könnte auch einen Ziegelstein hinter mir herschleifen“, lachte Ayisha.
Sie unterhielt sich mit jedem, und jeder unterhielt sich mit ihr, mit Ausnahme von Rafe.
Bei ihrem ersten Versuch, Cleo an das Geschirr zu nehmen, wollte er sie zum ersten Mal seit Tagen ansprechen. Es war unverfänglich, denn zwölf Personen standen um sie herum. Doch als Ayisha ihn kommen sah, nahm sie ihr Kätzchen auf den Arm und zog sich in ihre Kabine zurück.
Sie hatte ihn völlig falsch verstanden. Es war ja nicht so, dass sie überhaupt nicht miteinander reden durften, er wollte zu ihrem eigenen Schutz nur ein wenig Diskretion. Sie fehlte ihm.
Aber sie entglitt ihm und suchte Zuflucht bei allen anderen, um ihm zu entgehen.
Die beiden jungen Offiziere Green und Dickinson begleiteten sie mehrmals täglich ganz galant auf einem Rundgang an Deck. Sie führten sie und Mrs Ferris sogar in den Speisesaal. Rafe hatte wiederholte Male an ihre Kabine geklopft und jedes Mal von Woods zu hören bekommen, die Herrn Leutnants Green und Dickinson hätten die Damen bereit abgeholt.
An diesem Abend war es sein dritter vergeblicher Versuch.
Kein Wunder, dass Mrs Ferris auf einmal so freundlich zu Ayisha war, dachte Rafe missmutig. Sie war bestimmt schon seit Jahren nicht mehr von einem flotten jungen Offizier zum Dinner begleitet worden. Er beschloss, nicht zum Essen zu gehen. Er fühlte sich unwohl, so, als habe er etwas Unbekömmliches gegessen.
Rafe schlief lange am nächsten Morgen, und als Higgins mit heißem Wasser für seine Morgentoilette erschien, blickte er Rafe mit besorgter Miene an. „Ich denke, Sie sollten im Bett bleiben, Sir. Sie sehen krank und wirklich mitgenommen aus.“
„Unsinn, Higgins, es ist nur eine leichte Magenverstimmung. Davon geht die Welt nicht unter.“ Rafe kam mühsam auf die Beine, schwappte sich kaltes Wasser ins Gesicht und spülte sich den Mund aus. Er hatte sich nachts mehrmals übergeben, war aber entschlossen, sich davon nicht beunruhigen zu lassen. Wenn Magen und Darm sich völlig entleert hatten, wäre er wieder in Ordnung.
„Die Welt vielleicht nicht, Sir“, wandte Higgins ein. „Dennoch würde ich Ihnen raten, ein paar Tage das Bett zu hüten. Mit einem tropischen Fieber ist nicht zu spaßen.“
„Ach was! Rasieren Sie mich bitte! Dummerweise zittern meine Hände.“
Er setzte sich aufs Bett und ließ sich rasieren. Ihm brummte der Schädel, er fühlte sich ein wenig fiebrig und unwohl, aber der Gedanke, in der kleinen stickigen Kabine zu liegen, behagte ihm keineswegs. Lieber wollte er an Deck gehen. Die frische Luft würde ihm guttun.
Im Übrigen war er es leid, dass Ayisha ihm aus dem Weg ging. Wenn nötig, würde er sie zwingen, ihm zuzuhören. Sie hatte die Regeln völlig falsch verstanden. Natürlich durften sie beide miteinander reden, und er wollte auch mit ihr reden.
Mit Higgins Hilfe kleidete er sich an und wankte zur Tür.
„Sie können sich kaum auf den Beinen halten“, stellte Higgins fest.
„Unsinn, das Schiff schwankt ein wenig, mehr nicht.“ Er schleppte sich den Korridor entlang und erspähte das Objekt seiner Begierde an der Treppe nach oben. „Ayisha!“, rief er.
Sie fuhr herum.
„Ich muss mit Ihnen sprechen“, krächzte er und ging auf sie zu, doch das Schiff schwankte so stark, dass er aus dem Gleichgewicht geriet und sich an der Wand abstützen musste.
Sie stürzte auf ihn zu. „Was ist los? Was ist mit Ihnen?“ Sie schlang einen Arm um seine Taille und stützte ihn.
„Er ist krank, Miss“, erklärte Higgins. „Er hat sich die ganze Nacht übergeben. Ich habe gesagt, er solle im Bett bleiben, aber er will nicht auf mich hören.“
Sie legte ihm die freie Hand an die Stirn. Rafe schloss die Augen. Angenehm kühl und weich, diese Hand. Kühl.
„Er glüht ja“, sagte sie.
Hinter Ayisha ertönte ein schriller Schrei.
Rafe hielt sich die Ohren zu.
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