Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
Vom Netzwerk:
Ohren.
    Der Mann lacht. Heiser. Er scheint viel zu rauchen.
    »Bitte. Ich habe einen Sohn, der mich braucht.«
    »Wir wissen, was du hast, Celia. Wir wissen alles über dich.« Er versucht nur, mich zu beeindrucken. »Warum haben Sie dann gefragt, ob ich Spanisch spreche?«
    »Du bist ein cleveres Mädchen, nicht wahr? Hast als Klassenbeste abgeschlossen. Am Reed College, oder?«
    Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren, um zu begreifen, wie er das wissen kann.
    »Und hübsch. Genau wie Benicio gesagt hat.«
    Meine Brust zieht sich zusammen, presst den Atem aus meinen Lungen. »Was wollen Sie von mir?« Ich starre auf das Bett, sage mir, dass ich atmen muss.
    »Du weißt genau, was wir von dir wollen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Vielleicht wird alles klarer, sobald dein Mann hier ist.« Panik durchfährt mich. Die Bank ist einmal ausgeraubt worden. Jonathon war mit einer Waffe bedroht worden. Als die Polizei kam, weinte der Räuber und Jonathon, der mit sanfter Stimme verhandelt hatte, hielt die Waffe in der Hand. Es war einfacher, als ich erwartet hatte, sagte er am Abend, als sei es ein ganz normaler Tag gewesen. Aber Jonathon wird unter keinen Umständen in der Lage sein, diesen Leuten auszureden, was immer sie auch im Schilde führen. Und die Vorstellung, dass sie auch Oliver entführen könnten, trifft mich mit einer Wucht, die mich fast ohnmächtig werden lässt. »Wenn Sie meinen Sohn auch nur anrühren, bringe ich Sie um!«, schreie ich und zerre an meinen Fesseln.
    Der Mann lacht. »Ich glaube, er hat dich unterschätzt. Du wirst uns ziemliche Schwierigkeiten machen, nicht wahr?«
    »Wovon reden Sie?«
    »Du bist sehr lebhaft«, sagt er und lacht kurz. »Ich mag das. Bereit, deine Familie mit deinem Leben zu verteidigen. Das ist mehr, als ich von manchen anderen Leuten behaupten kann. Ist es nicht so, Benicio?«
    Links von mir ist ein kleines Fenster in den Stein gehauen und vergittert. Wie im Gefängnis. Draußen an einem Baum hängt wie ein riesiger, bösartiger Tumor eine Bananenstaude.
    Links neben dem Fenster sitzt Benicio auf einen Stuhl, keine drei Meter von mir entfernt. Er ist gefesselt. Auf seiner rechten Wange ist der rote Abdruck einer Hand zu erkennen.
    Abrupt wende ich mich wieder dem Mann an meiner Seite zu.
    »Was?« Er lacht. »Bist du überrascht, dass dein Freund gefesselt ist?«
    Ich bin nur noch verwirrter. Wenn Benicio nicht zu diesen Männern gehört, dann hat er mich tatsächlich auf Jonathons Bitte hin gesucht. Und wenn das der Fall ist, ist Oliver wirklich etwas passiert.
    »Wo ist mein Sohn?«, frage ich Benicio flehend.
    Er hebt seinen Blick zu dem Mann. Dann sieht er wieder mich an und schüttelt den Kopf. »Ich weiß nichts über Ihren Sohn.«
    »Wie meinen Sie das? Warum hat Jonathon Sie dann gebeten, mich zu suchen?«
    »Hat er nicht«, erklärt der Mann, packt mein Haar und zieht mir den Kopf in den Nacken. »Das war ich.«

6
    Das Blut in meinen Armen und Beinen fließt nur träge, meine Füße und Hände schmerzen und sind gleichzeitig taub. Meine Knöchel schwellen in den Fesseln. Das verschwitzte Gefühl, dort wo die Plastikstreifen in meine Haut schneiden, wird jedes Mal etwas gekühlt, wenn sich die Luft im Raum bewegt, was nur selten geschieht. Es ist heiß. Fünfundzwanzig, dreißig Grad. Der frische Duft von Zitronen weht kurz zum Fenster herein und verschwindet genauso schnell wieder. Benicio scheint eingeschlafen zu sein.
    Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es bei einer Entführung auf die ersten zwölf Stunden ankommt. Findet man das Opfer nicht innerhalb dieser Zeit, sind die Aussichten düster. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon dort bin. Meine Hände, meine Beine, mein ganzer Körper zittert, als sei er in Eis gebettet. Ich kann einfach nicht stillhalten, selbst dann nicht, als mein Verstand versucht, mich mit alltäglichen Gedanken an zu Hause zu beruhigen. Die Terrasse fegen, neue Blumenerde für den Garten bestellen. Es ist Frühling und wenn wir zurückkommen, werden der Flieder und die Narzissen in voller Blütestehen. Der Garten wird vor Farbenpracht geradezu explodieren.
Wenn
wir nach Hause kommen.
    »Benicio«, flüstere ich. Sein Kinn ist ihm auf die Brust gesunken. »Benicio.« Er rührt sich nicht.
    Ich bin fast vierzig. Die Tatsache, dass ich nicht nackt und gespreizt an ein Bett gefesselt aufgewacht bin und in meinen Adern kein Heroin kreist, bringt mich auf den Gedanken, dass es sich bei diesen Leuten wahrscheinlich nicht

Weitere Kostenlose Bücher