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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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wollen. Ich soll so tief einatmen, wie ich nur kann. Nein. Mir wird bereits schwindlig. Alle Geräusche klingen immer entfernter.
    Ich bin Jonathon eine undankbare, pflichtvergessene Frau gewesen. Oliver eine nachtragende Mutter. Sie werden niemals erfahren, wie leid es mir tut, wie sehr ich mir wünsche, dass ich es wiedergutmachen könnte. Ich werde niemals in der Lage sein, ihnen zu sagen, wie sehr meine Liebe zu ihnen in diesem Moment mein Inneres zerreißt, weit mehr noch als die Angst vor dem, was vielleicht mit mir geschehen wird.

5
    Als ich aufwache, ist mein erster Gedanke, dass ich am Strand eingeschlafen sein muss und Jonathon mir nachgekommen ist und mich weckt. Meine Haut und meine Sachen riechen nach Meer. Mein Gesicht spannt vom Salz. Aber es ist dunkel und mein Kopf und mein Nacken schmerzen. Als ich versuche, mich zu bewegen, muss ich erkennen, dass ich nicht nur auf einem Stuhl sitze, sondern auch meine Arme auf dem Rücken gefesselt sind und meine nackten Füße an die Stuhlbeine. Ich kann nichts sehen, weil man mir die Augen verbunden hat.
    Ich erinnere mich an den Wagen, die Männer, daran, wie ich nach Atem gerungen habe. Das Letzte, was ich gesehen habe, bevor ich ohnmächtig geworden bin, waren Benicios bernsteinfarbene Augen, die mich anblickten, und in ihnen stand eine Panik, wie ich sie noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte.
    Oliver. Wo ist Oliver?
    Mein Hirn scheint in meinem Schädel zu vibrieren. Ich habe den Geschmack von Benzin im Mund. Ich senke den Kopf, weil ich fürchte, mich übergeben zu müssen. Ich habe den ganzenTag nichts gegessen. Zumindest glaube ich, dass es noch derselbe Tag ist. Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist.
    Der Raum ist still. Es stinkt nach Schweiß und Schwefel. Jemand kocht. Es riecht nach angebranntem Blech auf einer Kochplatte. Zimt. Ich atme bewusst ruhig, damit das Blut aufhört, in meinen Ohren zu pochen. In der Ferne höre ich eine Hupe, als würde ein Wagen einen Canyon nach oben fahren.
    »Hallo?«, frage ich.
    »Celia. Sie sind wach.«
    Benicio.
    »Binden Sie mich los!« Mir schießen alle möglichen Gedanken durch den Kopf, warum man mich entführt haben könnte. Keiner davon ist beruhigend.
    »Das kann ich nicht«, sagt er.
    War das Entsetzen in seinen Augen tatsächlich nur gespielt? Ich zerre an meinen Fesseln, die aus Plastikbändern zu bestehen scheinen, wie die Polizei sie heute benutzt. Die Ränder schneiden in meiner Haut. »Natürlich können Sie das«, erwidere ich.
    Eine Tür wird geöffnet und etwas Licht stiehlt sich unter meine Augenbinde. »Habla español, Señora?«
    Ich verstumme.
    »Hey.« Jemand tritt mir gegen den Fuß. »Ich rede mit Ihnen.«
    »Mein Mann leitet eine Bank«, sage ich, meine Stimme ist kaum mehr als ein Quieken. »Wenn Sie Geld wollen, kann er es besorgen.«
    Plötzlich beginnen zwei Männer auf Spanisch zu streiten. Ein irres Stakkato rollender Rs, und das Einzige, was ich verstehe,ist mein Name. Die Stimmen gehen weiter unermüdlich aufeinander los, bis plötzlich das Geräusch eines klatschenden Schlages sie beide zum Schweigen bringt.
    Finger greifen an meinem Hinterkopf nach der Augenbinde und zerren sie mir vom Kopf. Ich blinzle in den halbdunklen Raum und versuche, durch meine Tränen, die ich mir nicht fortwischen kann, etwas zu erkennen. Es scheint Abend zu sein, aber vielleicht geht die Sonne auch gerade auf.
    Wo bin ich? Weiße Steinwände. Ein schmales Bett mit einer rotgelben Aztekendecke darauf, handgemachte Kissen in Rot und Orange, so wie sie am Strand verkauft werden. Die Decke besteht aus einer Reihe niedriger Balken. Eine Tür. Dicke Pinienbretter voller Astlöcher. Sie steht leicht offen und führt in einen Flur. Durch den Spalt sehe ich etwas auf den Terrakottafliesen liegen. Ein Spielzeug. Der Würfel eines Kinderalphabets. D.
    »Also.« Derjenige, der mir die Augenbinde abgenommen hat, tritt vor. Ich blicke lang genug auf, um zu erkennen, dass es nicht Benicio ist. Dieser Mann hat kurzes Haar und einen mächtigen Brustkorb. Der Kopf eines heulenden Wolfs ist auf seinen rechten fleischigen Oberarm tätowiert. Wir sehen uns in die Augen, mein erster Gedanke ist, dass ich dieses Gesicht schon einmal gesehen habe. Uns beiden ist klar, dass ich ihn identifizieren kann. Das ist kein gutes Zeichen.
    »Celia«, sagt er in einer Weise, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
    »Lassen Sie mich gehen. Ich werde niemandem etwas verraten.« Es klingt dämlich, selbst in meinen

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