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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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Sagte der eine: ›Hi!‹ Darauf der andere voller Entsetzen: ›Wo?‹«
    Ich verdrehe die Augen. »Der Komiker des heutigen Abends, meine Damen und Herren.«
    Er lächelt erneut und plötzlich fühlt es sich an, als hätten wir unser erstes Rendezvous. Wir reden leise und vertraut miteinander und jeder hat das unbehagliche Gefühl, auf eine mögliche gemeinsame Zukunft hin abgetastet zu werden.
    »Sagen Sie mir mal ein paar gute.«
    Es wird immer später. Im Raum wird es bald vollkommen dunkel sein. »Mal sehen«, sage ich. »Wenn es heute regnet, wird das Leder billig.«
    Benicio wirkt verwirrt.
    »Gemeint sind Häute … von Tieren. Nicht heute wie in ›heute‹.
    Er lacht. »Der ist gut.«
    Wie können wir in einer solchen Situation nur Witze reißen. Alles wirkt, als sei es nicht real. Weder meine Vergangenheit noch die Entführung noch was uns da auf der anderen Seite der Tür erwartet.
    Benicio hält ein paar Sekunden meinen Blick fest und ich rechne damit, dass er irgendetwas sagt wie
Lachen ist die beste Medizin,
doch tatsächlich sagt er: »Ich liebe den Klang Ihrer Stimme.«
    Ich presse eine Hand gegen meine Brust, um sie daran zu hindern, sich allzu fest zusammenzuziehen.
    »Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?«, will er wissen.
    Ich spüre geradezu, wie Oliver seine kleinen Finger mit meinen verschränkt. »Ja.«
    »Und es stimmt. Wer immer das behauptet hat, sagt die Wahrheit.«
    Ich hole tief Luft. »Es war nicht mein Mann«, erwidere ich. »Natürlich.«
    Wir sehen uns in die Augen und lachen. Wir können gar nicht aufhören, bis wir spüren, dass der Schmerz vergeht. Uns laufen die Tränen über die Wangen. Benicio rollt sich zur einen Seite und ich zur anderen. Die Furcht hat unsere Lungen verlassen und sie füllen sich mit Sauerstoff, der so frisch und blau zu sein scheint, dass er uns berauscht. Mein Magen, der seit Monaten verkrampft war, beginnt zu schmerzen. Ich werde langsam hysterisch, meine Ohren sind erfüllt von Benicios ansteckendem Lachen und ich überschreite die schmale Grenze zwischen Lachen und Weinen.
    Schließlich greife ich nach seiner dargebotenen Hand. Als ich mich mit seiner Hilfe aufrichte, läuft eine einzelne dicke Träne meine Wange hinunter und alle Heiterkeit ist von einer Sekunde zur anderen verschwunden.
    Mit dem Daumen wischt er mir die Träne fort und beugt sich vor. Wird er mich küssen?
    Es scheint so.

11
    Auf diese Flut des Verlangens, die meinen Körper überschwemmte, als sich Seth das erste Mal über den Tresen beugte und seine Lippen auf meine presste, war ich nicht vorbereitet gewesen. Mit meiner Unfähigkeit, ihm zu widerstehen, hatte ich nicht gerechnet. Wir hatten uns gerade über den letzten Roman von Phillip Roth unterhalten, der mir nicht gefiel, aber ihm schon, und ich hatte von Roths Buch aufgesehen, direkt in Seths Augen.
    Bis zu diesem Augenblick war mir nie aufgefallen, wie bedürftig ich eigentlich war. Wie einsam ich mich in meiner Ehe mit Jonathon gefühlt hatte und was für ein Fehler sie gewesen war. Mein stilles Verlangen nach Seth hatte sich Tropfen für Tropfen in mir angesammelt, obwohl ich es bis dahin immer nur für einen harmlosen Tagtraum gehalten hatte. Aber an diesem Tag am Tresen begriff ich, dass mich dieses Verlangen inzwischen völlig unbemerkt von Kopf bis Fuß erfasst und im Laufe der Zeit einen kritische Schwelle erreicht hatte.
    Meine Reaktion auf Seths Kuss überwältigte mich selbst. Man konnte es nicht anders ausdrücken. Verblüfft zog ichmich zurück. Phillip Roth fiel mir vor die Füße und eine Seite riss ein.
    »So viele Seiten«, sagt Seth, seine Lippen keine zwei Zentimeter von meinen entfernt. »Es können ihm ruhig ein paar abhandenkommen, er wird deswegen immer noch dieselbe Geschichte erzählen.«
    Meine Brust hob sich, als ich tief Luft holte. »Da gibst du mir also recht?«
    »Ohne Zweifel gebe ich dir recht, Liebes«, sagte er. Dann wandte er sich ab und rief nach Noah, seinem jungen Mitarbeiter, den wir ganz vergessen hatten und der in einem anderen Raum Bücher einsortierte. »Ich muss etwas erledigen!« Er zog mich zur Eingangstür hinaus, die schwer hinter uns zuschlug, vorbei an den Töpfen mit den Bambuspflanzen, den roten Dahlien, die in voller Blüte standen, ums Haus herum zur Südseite und dann die Hintertreppe aus Zedernholz hinauf.
    * * *
    Als ich Benicios brennende Lippen auf meinen spüre, muss ich wieder an das erste Mal mit Seth denken. Aber diese Sache hatte sich über Monate hinweg

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