Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
entwickelt. Es war nicht innerhalb von Stunden voller Tagträume passiert. Das hier ist eher ein Truck, der eine rote Ampel missachtet und mich ohne jede Vorwarnung über den Haufen fährt.
Unsere Zungen berühren sich, ein Blitz fährt durch meinen Körper und mein Verlangen nach ihm steigt nur noch mehr. Jede seiner Berührungen ist beachtlich und aufrichtig. Er löst die Plastikfessel aus meinem Haar und umfasst meinen Nacken.Sanft küsst er meine Wange, meine Stirn, meine Schläfe, meinen Hals. Als sich seine Zunge erneut einen Weg in meinen Mund bahnt, verstärkt sich das Ziehen zwischen meinen Beinen. Leicht streicht er durch die dünne Bluse über meine Brust.
Dann hält er inne und sieht mir in die Augen.
»Das kann keine gute Idee sein«, sage ich und selbst in meinen Ohren klingt es wie absoluter Quatsch. Ich platze fast. Es ist eine großartige Idee. Die beste Idee, die ich seit Jahren gehabt habe.
Er lehnt sich etwas zurück, ohne mich aus den Augen zu lassen. Seine Brust hebt und senkt sich unter schweren Atemzügen.
Ich könnte gerade genauso gut die letzten Augenblicke meines Lebens vor mir haben. Eine brutale Realität, der ich mich stellen muss. Ich habe so viele falsche Entscheidungen getroffen. Ist dies jetzt nur eine weitere? Oder bestünde der Fehler gerade darin, Benicio abzuweisen?
Ich nehme seine Hand und führe ihn zum Bett. Er zieht sein Shirt aus und der Raum füllt sich mit dem Duft nach Sonne, Schweiß und Haut. Unter meinen Fingern spüre ich seine glatte Haut, seine Muskeln sind hart, trainiert und bilden ein festes Tal, in dem seine Wirbelsäule liegt. Seine Hände sind überall – auf meinen Schultern, um meine Brüste, legen sich über meinen Mund – und eine sanfte Hitze strömt ihnen entgegen.
Als er seine Finger zum Bund meiner Shorts gleiten lässt, schnappe ich nach Luft. Ist es Angst, die uns treibt? Ist mir mein Verstand jetzt völlig abhandengekommen? Was zum Teufel tun wir nur?
Das Verlangen nach ihm kommt aus den Tiefen meines Seins. Wie ein Instinkt. Ein Urtrieb. Alles erinnert mich einfach anDee Dee Dawson. Ich spüre, dass ich lachen muss und kann es nicht verhindern.
Benicio hält inne und sieht mich keuchend an. »Was ist?« Auch er muss lächeln.
Ich erinnere mich genau daran, wie ich ihn das erste Mal am Pool gesehen habe, wie das Blut durch meinen Körper schoss und mir den Atem raubte. Was ich fühle, hat in dem Moment seinen Anfang genommen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Was ich spüre, hat nichts mit meinem Schock oder meiner Angst oder meiner Unfähigkeit zu tun, einen klaren Gedanken zu fassen. Er ist es. Wir beide zusammen. »Nichts«, flüstere ich. Mein Lachen erstirbt und damit auch meine Entschlossenheit, mit dem fortzufahren, was wir begonnen haben.
»Es tut mir leid«, sage ich und rolle mich zur Seite.
Nach einem Moment zieht er meinen Rücken gegen seine Brust und schmiegt sich fest an mich. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken, sein Herz pocht an meiner Wirbelsäule. Draußen vor dem Fenster fallen die ersten Regentropfen und eine Minute später schlägt Benicios Herz schon fast wieder ganz normal.
12
Regen prasselt. Blitze zucken durch den Raum, dann donnert es krachend, so laut wie ein Schuss.
»Damit hatte ich nicht gerechnet«, sagt Benicio. Ich spüre immer noch seine Brust an meinem Rücken, seine Arme umfangen mich in der heißen, schwülen Luft. Mein Herz schlägt in seinen Händen.
»Mit dem Sturm?«, frage ich.
»Ja. Aber nicht dem dort draußen.« Er drückt mich.
»Womit hast du nicht gerechnet? Dass ich unterbreche, was wir gerade tun wollten?«
Benicio küsst meine Schläfe, seine Lippen sind warm und trocken. »Nein. Ich habe nicht mit so einem Gefühl gerechnet.«
»Was für einem Gefühl?«, gebe ich mich unschuldig.
»Ich glaube, das weißt du genau.«
Ich stoße einen leisen, kaum wahrnehmbaren Seufzer aus.
Regen trommelt auf die großen Palmenblätter. Das Flussbett füllt sich und das Wasser rauscht talabwärts. Ich schließe die Augen und lasse mich treiben, denke darüber nach, dass ich wie eine ausgeschnittene Papierfigur, wie ein flaches, eindimensionalesBild einer Ehefrau und Mutter gelebt habe. Keinerlei Veränderungen, auch nicht in wechselndem Licht. Kein warmes Glühen an den Rändern. Kein Schatten, der aus der Tiefe aufsteigt. Da ist nämlich überhaupt keine Tiefe. Und ich kann niemandem außer mir selbst die Schuld dafür geben.
Ich spüre, wie sich in mir regelrechte Schichten
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