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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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Blick nicht von unseren Händen losreißen, eine auf der anderen, wie für ein kitschiges Hochzeitsfoto.
    »Es fällt mir schwer, sie als böse Menschen zu betrachten«, sagt Benicio schließlich. »Leon ist immer wie ein Bruder zu mir gewesen. Und Isabel. Meine kleine Schwester.« Er hält inne.
    »Ist das ihr kleiner Junge?«
    Er blickt auf und schluckt, und ich kann den Schmerz in seinen Augen sehen. Und dann noch etwas anderes. Es scheint mir weitaus komplizierter zu sein, heikler. »Benny«, sagt er. »Sie hat ihn nach mir genannt. Es gibt keinen Vater. Ein weiteres Klischee. Aber Sie müssen das verstehen. Wir sind ohne all das aufgewachsen. Arm schon, aber nicht so.«
    »Was ist passiert?«
    »Um es kurz zu machen: Meine Eltern sind getötet worden, als der Bus, in dem sie saßen, von der Straße in eine Schlucht gedrängt wurde. Sie hatten Schulden, von denen wir nichts wussten. Ich habe mich in die Staaten geschlichen, um dabei zu helfen, sie abzutragen, und bekam einen Job in einer Firma für Tiefkühlprodukte in L.A. Ich habe jeden Dollar, den ich nicht zum Leben brauchte, nach Hause geschickt. Ich bin schon immer der Klassenclown gewesen und eines Abends in einem Club habe ich mit einem Komiker, der auf der Bühne stand, ein Geplänkel angefangen und es stellte sich heraus, dass ich witziger war als er. Eins führte zum anderen und schon steckte ich mitten in dieser Szene. Ich habe sogar ein paar kleine Rollenin Filmen gespielt, von denen Sie wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben.«
    »Versuchen Sie’s mal«, sage ich.
    »
Austins willige Hinrichtung

    »Das war eine Komödie?«
    »Irrsinnig komisch.«
    »Noch nie gehört.«
    »Habe ich Ihnen ja gesagt. Die andere hieß
In Begleitung von Harolds Tochter

    »Da haben Sie mitgespielt? Mein Gott. Oliver besitzt den Film. Er hat ihn schon hundertmal gesehen.«
    »Und Sie?«
    »Nein.«
    »Schluss mit der Beweisaufnahme. Jedenfalls«, fährt er mit einem Lächeln fort, »habe ich noch mehr Geld nach Hause geschickt. Nach einer Weile bin ich davon ausgegangen, dass die Schulden inzwischen bezahlt sein müssten. Was ich nicht wusste, war, dass Leon einen Teil des Geldes genommen und ein kleines Nebengeschäft eröffnet hatte. Sie verstehen, was ich meine. Er hat meine Schwester eingestellt. Ich wurde ausgewiesen und den Rest kennen Sie ja.«
    Ich drehe meine Hand um und drücke seine Finger. Wir beide blickten auf die verschrammte Innenseite meines Handgelenks. »Was ist aus der Frau geworden, mit der Sie verlobt waren?«
    Die Frage scheint ihn zu überrumpeln. »Emily. Nun ja, Emily hat einen Mann geheiratet, mit dem ich öfter aufgetreten bin. Ich bin überzeugt, dass er derjenige ist, der mich bei der Einwanderungsbehörde angeschwärzt hat.«
    »Mein Gott.«
    »Ja. Aber ich denke auch, dass er der Verlierer ist. Lückenbüßer haben es immer schwer.«
    Das Wort Lückenbüßer bleibt mir im Kopf haften. Ich denke darüber nach, ob ich selbst eine Lückenbüßerin bin. Es hatte schon Hinweise darauf gegeben. Ernsthafte Hinweise. Wie soll ich jemals wieder mit jemandem eine Beziehung eingehen? Wie kann ich nach dem, was passiert ist, je wieder jemandem trauen?
    »Emily interessiert sich nicht besonders für ihn«, sagt Benicio. »Zumindest schreibt sie das in ihren E-Mails.«
    In der folgenden Stille verändert sich sein Gesichtsausdruck. Die Verletzung und der Schmerz sind deutlich zu erkennen. Seine Augen werden schmal, als müsse er in der Dunkelheit etwas erkennen.
    »Aber egal«, sagt er. »Was ist mit Ihnen? Was tun Sie zu Hause?«
    Der Gedanke an zu Hause veranlasst mich, meine Hand wegzuziehen und innerlich dorthin zu fliehen, wo ich nicht berührt werden möchte. »Ich bin Lektorin. Eine sehr aufregende Arbeit. Es ist meine Aufgabe, saubere, leicht verständliche Welten zu schaffen.« Ich verkneife mir gerade noch, ihm zu erzählen, um welche Art von Welten es sich dabei handelt. »Natürlich nur auf dem Papier.«
    »Natürlich.« Er lächelt.
    »In der heutigen Zeit mit all ihren Workshops für kreatives Schreiben und den Rechtschreibprogrammen bekomme ich so perfekte Manuskripte auf den Tisch, dass ich die meiste Zeit damit verbringe, nach Worten zu suchen, die die Software übersehen hat. Wie zum Beispiel Homofone.«
    »Was ist das?«, erkundigt er sich, als wolle er es wirklich wissen.
    »Worte, die gleich klingen, aber unterschiedliche Bedeutungen besitzen und auch anders geschrieben werden.«
    »Treffen sich zwei Heringe im Meer.

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