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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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beruhigen.
    »Es ist alles gut«, sagt Benicio.
    »Nichts ist gut.«
    »Das wird es aber werden.« Er klingt, als sei sein Kopf mit Watte ausgestopft.
    »Warum tun die das?«
    Benicio scheint nach Luft zu ringen. »Ich glaube, ich weiß, wie wir entkommen können«, sagt er. »Was denkst du, welchen Tag wir heute haben?«
    »Was du da redest, gibt keinen großen Sinn.«
    »Sag es mir einfach.«
    »Warum tun die das?«
    »Bitte!«, sagt er.
    »Jesus. Deine Augen werden ganz schwarz.«
    »Bitte!«
    »Ich weiß es nicht! Sonntag oder Montag. Wer weiß, wie lange wir am Anfang bewusstlos waren.«
    »Ich auch nicht. Aber wir dürfen uns nicht irren.«
    »Wieso?«
    Er spuckt einen weiteren Schwall Blut auf den Boden. Er keucht, während er spricht, und hat Mühe, durch die Nase zu atmen. »Dienstags morgens hilft Leon immer seinen Eltern, eine neue Touristengruppe in das Apartmenthaus einzuchecken. Paulo, einer von den Schlägertypen draußen, muss ihm mit dem Gepäck helfen. Sein Bruder Roberto …«, Benicio hält kurz inne und spuckt erneut Blut, »… Gorilla Nummer zwei, der mir beim ersten Mal eine verpasst hat, muss für seinen Vater den Wasserwagen fahren, damit der seine Mutter zur Krebstherapie bringen kann.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nur dienstags morgens ist Isabel allein.«
    »Und wie lange?«
    »Eine Stunde, vielleicht zwei. Und wir haben keine Uhr.«
    »Was hast du vor, willst du sie überreden, uns gehen zu lassen?«
    Benicio scheint sich ein Lachen zu verkneifen. Die geschwollene Stelle zwischen seinen Augen lässt ihn wie einen Löwen aussehen. »Isabel hat große Pläne.« Er hustet Blut und spuckt es zur Seite, weg von mir. »Ohne Gegenwehr wird sie uns kaum gehen lassen.«
    »Was hast du für einen Plan?«
    »Einen, den man nur mit Geld kaufen kann.«
    »Isabel ist verrückt.«
    Benicio legt den Kopf in den Nacken und atmet schwer durch den Mund.
    »Du brauchst einen Arzt, Benicio. Dringend.«
    »Ich glaube, ich weiß, wie wir an ihr vorbeikommen.«
    Ich versuche mir vorzustellen, wie das alles enden soll. Aber ich sehe nichts als eine Waffe, mit der man mir ins Gesicht schießt. Der Gedanke, dass Oliver ohne eine Mutter aufwachsen wird, nimmt immer klarere Gestalt an. Ich ertrage es nicht. Alles Mögliche rast mir durch den Kopf und aus irgendeinem Grund fällt mir Benny ein. »Was wird mit Isabel geschehen, wenn wir während ihrer Wache entkommen?«, will ich wissen.
    Benicio stöhnt.
    »Keine Ahnung, warum ich mir darüber Gedanken mache. Sie hat dir eine Waffe an den Kopf gehalten. Du bist vielleicht ihr Bruder, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie übermäßig verzweifelt sein wird, wenn dir irgendetwas passiert.«
    Ich denke an den Blick, den die beiden gewechselt haben. Er hatte irgendetwas bedeutet. Ich folge meinem Instinkt, selbst als er mir zuflüstert, was ich nicht hören will. Benicio weiß mehr, als er zugibt, und er enthält es mir auch ganz bewusst vor.
    Er wendet sich dem Sturm draußen zu. Die Luft ist erfüllt von dem Duft feuchter Erde nach einem Sommerregen. Für einen Moment bin ich überwältigt von den Gegensätzlichkeiten der Situation.
    »Wie willst du uns hier rausholen?«, frage ich. »Wie willst du uns von den Stühlen losbekommen?«
    »Das zerbrochene Glas.«
    »Was ist damit?«
    »Du musst dich auf die Seite fallen lassen und dann rüberrutschen. Klemm eine Scherbe fest und schneid damit die Plastikfessel durch.«
    »Und du glaubst wirklich, das funktioniert?«
    »Ich würde es selbst machen, wenn ich keine Angst hätte, mir den Kopf anzuschlagen und ohnmächtig zu werden.«
    »Du brauchst einen Arzt.«
    »Das sagtest du bereits.«
    Ich stelle mir vor, wie ich vier Kugeln ausweiche, getroffen werde, gefangen, vergewaltigt, geköpft. Ein Schauer überläuft mich.
    »Ich weiß nicht, ob es das wert ist«, sagt Benicio. »Ich weiß nicht, ob ich das Risiko eingehen will, dabei getötet zu werden.«
    »Und wenn wir nichts unternehmen?«, will ich wissen. »Was glaubst du, wie stehen dann unsere Chancen?«
    »Ich denke, irgendwas ist schiefgegangen. Und je länger sie warten müssen, desto wahnsinniger wird es sie machen.«
    »Nehmen wir mal an, es gelingt uns zu entkommen. Wo gehen wir dann hin? Zur Polizei?«
    Benicio versucht zu lachen. »Ich habe eine ganze Nummer darüber, wie korrupt die mexikanische Polizei ist. Möchtest du sie hören?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Und vergiss nicht, Leon hat deinen Reisepass.«
    »Scheiße.«
    »Ich denke, wir haben

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