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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wird?«
    »Für Verliebte ist auch eine Stunde miteinander wie eine Ewigkeit«, sagte Kate mit Grabesstimme. »Übrigens hatte er ja nicht wirklich vor, sie zu lieben; er wollte sie ermorden.«
    »Zugegeben: Du hast auf alles eine Antwort. Darf ich dennoch darauf hinweisen, daß du deine ganze Geschichte auf reichlich tönerne Füße gestellt hast? Es gibt nicht den geringsten Beweis für irgend etwas, was du behauptet hast, obwohl die Polizei, da bin ich sicher, sich ihre Beweise holen wird, egal woher.«
    »Wenn ich dessen nur so sicher wäre, wie du es bist. Auch gegen Emanuel gibt es im Grunde nicht den Fetzen eines Beweises.«
    »Kate, Liebes, ich bewundere deine Loyalität gegenüber Emanuel, aber benutze bitte deine außerordentliche Fähigkeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen: Das Mädchen ist in Emanuels Praxis ermordet worden, mit Emanuels Messer, in einer Lage, die Emanuel jede Möglichkeit eröffnete, das Verbrechen zu begehen. Er kann kein Alibi vorbringen; die Anrufe mit den Absagen der Patienten haben zweifellos stattgefunden, aber er könnte sie, genauso wie jeder andere, gegen Bezahlung bestellt haben. Der Mord geschah, als sonst niemand in der Wohnung war, aber wer, außer Emanuel und seiner Frau, wußte denn, daß niemand in der Wohnung sein würde? Bei all deiner entzückend beflügelten Phantasie – wir wissen nicht, ob das Mädchen einen einzigen Menschen gekannt hat, der in Verbindung zu Emanuels Praxis zu bringen wäre. Tatsächlich ist besonders seltsam an diesem Fall, wie wenig offenbar über dieses Mädchen herauszukriegen ist.«
    »War sie Jungfrau?«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls hatte sie keine Kinder.«
    »Reed! Willst du etwa behaupten, sie können, wenn sie so eine Autopsie machen, nicht feststellen, ob ein Mädchen noch jungfräulich war? Ich dachte, das wäre eines der ersten Dinge, auf die sie achten.«
    »Es ist schon erstaunlich, wie lang sich diese Ammenmärchen halten, selbst bei sonst recht intelligenten Menschen. Der Sinn dieser Geschichten ist, nehme ich an, die Mädchen rein und unberührt zu erhalten. Wie kommst du darauf, daß das feststellbar ist? Wenn du an das denkst, was man zu Urgroßmutters Zeiten einfühlsam als ›Jungfernschaft‹ zu umschreiben pflegte, dann muß ich dir leider erklären: Heutzutage ist die Zahl derer, die ihre vom Sport geprägte Mädchenzeit auf die Weise ›intakt‹ überstehen, so winzig, daß die alten Damen von damals nur erröten würden. Davon mal abgesehen, was für Befunde erwartest du? Wenn Spermaspuren gefunden werden, beweißt uns das nur, daß eine Frau sexuelle Beziehungen hatte; weist ihr Körper Quetschungen oder Kratzspuren auf, vermuten wir Vergewaltigung oder versuchte Vergewaltigung. Natürlich wurde in unserem Fall nichts dergleichen gefunden. Aber ob sie nun noch Jungfrau war oder nicht, das erfährst du besser von Leuten, die sie gekannt haben, falls du sie findest.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Schock wie diesen erlebt zu haben. Die Welt, wie ich sie bisher gekannt habe, geht unter.«
    »Dein Freund Emanuel kann dir wahrscheinlich auch sagen, ob sie sexuelle Beziehungen hatte, das heißt, wenn du ihn dazu bringen kannst, dir überhaupt etwas von ihr zu erzählen.«
    »Da die Polizei Emanuels Charakter gar nicht zur Kenntnis nimmt und davon überzeugt ist, daß er es getan hat, was war ihrer Meinung nach denn sein Motiv?«
    »Am Motiv ist die Polizei gar nicht so interessiert; wenn die Beweise stimmen und die Umstände zueinanderpassen, genügt ihr das schon. Natürlich zollen sie auch dem Motiv ihre pflichtgemäße Aufmerksamkeit, und falls einer von diesen beiden Patienten nun plötzlich eine Million Dollar von Janet Harrison erbt, dann spitzen sie schon die Ohren. Aber ein Arzt, der sich mit einer schönen Patientin eingelassen hat und plötzlich beschließt, sie wieder loszuwerden, das ist ihnen schon Motiv genug.«
    »Aber sie haben keinen Beweis dafür, daß er sich mit ihr ›eingelassen‹ hat, und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie ihn noch nicht verhaftet haben. Dagegen habe ich jede Menge Beweise, daß er sich mit ihr gar nicht eingelassen haben kann, sie nicht ermordet haben kann, und ganz sicher nicht auf seiner Couch.«
    »In Ordnung, ich werde sie mir alle anhören. Aber erst laß mich dir den Rest erzählen. Der Stoß mit dem Messer, der sie getötet hat, wurde mit ziemlicher Kraft geführt, aber mit nicht mehr, als auch eine energische Frau hätte aufbringen können – zum

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