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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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würde. Sie hatten eine Zeitlang auch miteinander geschlafen – sie mußten auf niemand anderen als sich selber Rücksicht nehmen –, aber das war nie der Kernpunkt ihres Verhältnisses. Nach diesem ersten Jahr dachten sie an körperliche Liebe genausowenig wie daran, gemeinsam eine Nerzfarm zu eröffnen, doch wer in der Welt, außer einer Handvoll Leuten, hätte das verstanden?
    Als sie in Nicolas Zimmer stand, körperlich erschöpft und innerlich entsprechend weniger unruhig, entdeckte Kate, daß Nicolas Gedanken sich in der gleichen Richtung bewegt hatten. Sie hatte nicht an Emanuel und Kate gedacht, sondern daran, wie wenige Menschen es gab, die Moral nicht mit Konvention gleichsetzten.
    »Wir haben den Vormittag und den größten Teil des gestrigen Tages mit der Polizei verbracht«, sagte Nicola. »Wir sind jeder einzeln verhört worden und ein wenig gemeinsam, und obwohl sie nicht wirklich offensiv sind, so wie ein Berlitz-Lehrer auch nicht englisch spricht, wenn er einem Französisch beibringt, lassen sie uns doch in tausenderlei Arten merken, daß wir beide Lügner sind, oder zumindest einer von uns, und wenn wir jetzt zusammenbrächen und alles zugeben würden, dann würden wir unsere Würde bewahren und ihnen unendlich viel Ärger ersparen. Natürlich ist Emanuel trotzig geworden und hat sich geweigert, ihnen irgend etwas über Janet Harrison zu erzählen. Er behauptet, daß er das nicht einmal aus der edlen Gesinnung heraus tut, ihm anvertraute Dinge geheimhalten zu müssen, sondern er sieht einfach nicht ein, wozu das gut wäre, wahrscheinlich würden wir dadurch nur noch tiefer hineingeraten. Weißt du nicht irgendwas niederschmetternd Besonderes über sie, aus deinem College zum Beispiel? Warum bist du übrigens nicht dort? Ist heute nicht Freitag?« Nicolas Fähigkeit, sich die Zeitpläne aller Leute genau zu merken, gehörte zu ihren besonders bemerkenswerten Eigenschaften. (»Ich habe angerufen, weil ich weiß, daß du jetzt gerade vom Ausführen deines Hundes zurückgekommen bist«, sagte sie einmal zu einer erstaunten neuen Bekannten.)
    »Ich habe jemanden gefunden, der meine Vorlesungen übernimmt«, sagte Kate. »Ich war heute einfach nicht in der Lage dazu.« Tatsächlich plagten sie deswegen heftige Schuldgefühle, und sie erinnerte sich an den Satz von irgend jemandem, ein Profi sei der, der auch dann seinen Auftritt absolvieren könne, wenn er sich eigentlich nicht in der Lage dazu fühle.
    »Das Schreckliche daran ist«, fuhr Nicola fort, »daß keiner von ihnen auch nur eine Ahnung hat, was für Menschen wir sind. Sie glauben alle, wir wären eine besondere Spezies von Verrückten, die sich der Psychiatrie zugewandt hätten, weil wir zu gesunden Zielen nicht fähig sind. Ich meine nicht, daß sie in der Theorie keine Ahnung von Psychiatrie haben – ich nehme an, sie sind an Gutachten von Psychiatern und all diese Dinge gewöhnt –, aber Leute wie wir, die plötzlich Spaziergänge machen, die offen über Eifersucht und Aggression reden und zugleich darauf beharren, daß wir sie, eben weil wir darüber reden, kaum ausagieren werden; also, das einzige an mir, das einem der Kriminalbeamten etwas zu sagen schien, war, daß mein Vater die Yale Law School besucht hat. Sie haben übrigens aus mir herausgeholt, daß ihr, du und Emanuel, einmal ein Verhältnis hattet, und daraus haben sie sicherlich geschlossen, daß wir ein phantastisches Leben à la Noël Coward führen müssen, weil wir jetzt Freunde sind und ich dir Zutritt zu meinem Haus gewähre. Weißt du, Kate, sie haben Verständnis, wenn ein Mensch bei seiner Steuererklärung mogelt oder sich mit Callgirls trifft, während seine Frau glaubt, er ist auf Geschäftsreise, aber ich glaube, wir erschrecken sie, weil wir behaupten, im Grunde ehrlich zu sein, wenn auch nach außen hin ein bißchen schlampig, während sie Verständnis für heimliche Unregelmäßigkeiten haben, Hauptsache, der Schein wird gewahrt. Wahrscheinlich sind sie davon überzeugt, daß etwas Unsittliches daran ist, wenn ein Mann einer Frau zwanzig Dollar dafür abnimmt, daß sie sich bei ihm auf eine Couch legen und reden darf.«
    »Ich glaube«, sagte Kate, »die Polizei ähnelt diesen Engländern, wie Mrs. Patrick Campbell sie gesehen hat. Sie sagte, den Engländern ist egal, was die Leute tun, solange sie es nicht auf der Straße tun und damit die Pferde scheu machen. Ich unterstelle gar nicht, daß die Polizei bewußt und aktiv gegen Emanuel oder dich, gegen mich

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