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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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oder gegen die Psychiatrie eingestellt ist. Es sind nur leider die Pferde scheu geworden, und unglücklicherweise weiß die Polizei zu wenig von der Integrität der Psychiater – dort, wo sie integer praktiziert wird, und wir müssen wohl zugeben, daß das nicht immer geschieht –, um sich klar zu sein, daß Emanuel der letzte wäre, der das Mädchen ermordet haben könnte. Übrigens, wo warst du denn gestern morgen, und warum, zum Teufel, hast du, als du deinen Tagesablauf geschildert hast, unterschlagen, daß du nicht bei deinem Analytiker warst?«
    »Woher weißt du, daß ich nicht bei ihm gewesen bin!«
    »Ich habe meine Methoden. Beantworte meine Frage.«
    »Ich weiß nicht, warum ich es dir nicht erzählt habe, Kate. Ich hatte es vor, jedesmal, wenn die Sprache darauf kam, aber keiner benimmt sich gern wie ein Feigling, und darüber zu reden, ist noch unangenehmer. Glaube mir oder glaube mir nicht – und die Polizei tut es nicht –, ich bin im Park spazierengegangen, am Schloß und am See, dort, wo die japanischen Kirschbäume stehen. Es war immer schon mein Lieblingsplatz, seit meiner Kindheit, als ich dort den Atem anhielt und ganz blau im Gesicht wurde, wenn meine Kinderschwester versuchte, mit mir irgendwo anders hinzugehen.«
    »Aber warum, warum nur mußtest du dir gerade diesen Vormittag aussuchen, um deinen Kindheitserinnerungen nachzuhängen, wenn du das doch auch auf Dr. Sanders’ Couch hättest tun können und damit gleichzeitig ein hervorragendes Alibi gehabt hättest?«
    »Niemand hat mir gesagt, daß Janet Harrison zu der Zeit auf Emanuels Couch ermordet werden würde. Aber wie dem auch sei, ich glaube, es ist sogar besser so; hätte ich ein Alibi, dann wäre Emanuel als einziger und Hauptverdächtiger übrig. So aber ist die Polizei noch nicht weit genug, um ihn verhaften zu können. Jedenfalls haben sie jetzt genausoviel gegen mich in der Hand wie gegen Emanuel.«
    »Kommt denn normalerweise die Frau des Psychiaters mir nichts, dir nichts in die Praxis marschiert und setzt sich hinter einen Patienten? Wohl kaum. Ich möchte immer noch wissen, warum du nicht zu deinem Termin mit Dr. Sanders gegangen bist.«
    »Kate, du benimmst dich wie die Polizei, forderst ordentliche, vernünftige Antworten auf alles und jedes. Es gibt Leute, die halten jeden Termin mit ihrem Analytiker ein und kommen immer pünktlich – ich bin sicher, die gibt es –, doch mehr Leute neigen, so wie ich, zum Kneifen. Dafür gibt es verschiedene Strategien: Man kommt zu spät, sagt kein Wort, redet über dies und das und umgeht das wirkliche Problem – in diesem Fall kommt man natürlich so lange immer wieder darauf zurück, bis man es endlich anzupacken wagt. Ich bediene mich meistens der Methode des Intellektualisierens, aber an dem Tag fühlte ich, daß es Frühling war, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich kam bis zur Madison Avenue, und dann beschloß ich umzukehren und ging statt dessen in den Park. Ich hatte keine Ahnung, daß Emanuel zur selben Zeit auch im Park unterwegs war.«
    »Hast du Dr. Sanders angerufen und ihm abgesagt?«
    »Natürlich. Es wäre höchst unfair, ihn einfach sitzenzulassen, statt ihm eine freie Stunde zu gönnen. Vielleicht läuft ja auch er gern um den See. Schade, daß er es nicht getan hat, vielleicht wäre er Emanuel begegnet.«
    »Kennt Emanuel ihn?«
    »Sicher, sie sind am selben Institut.«
    »Nicki, hat dich jemand gesehen, als du das Haus verließest, um eigentlich zu deinem Psychiater zu gehen? Hat dich jemand gesehen, als du von der Madison Avenue aus bei ihm angerufen hast?«
    »Niemand hat mich beim Telefonieren beobachtet. Aber Dr. Barrister hat gesehen, wie ich das Haus verließ. Um die Zeit ist er fast immer mit seinen Patienten beschäftigt, aber diesmal stand er aus irgendeinem Grund in der Tür, um eine Patientin hinauszubegleiten oder so etwas. Er hat mich weggehen sehen, aber was beweist das schon? Ich hätte ohne weiteres wieder umkehren und das Mädchen erdolchen können.«
    »Was für ein Arzt ist er?«
    »Frauen. Ich meine, er behandelt Frauen.«
    »Gynäkologe? Geburtshelfer?«
    »Nein, er scheint nicht sehr viel zu operieren, und bestimmt macht er keine Geburtshilfe. Er kommt mir nicht vor wie einer, der sich aus dem Theater oder aus dem Bett holen läßt, um Babys auf die Welt zu helfen. Emanuel hat sich tatsächlich über ihn erkundigt, auf mein Drängen, und er hat einen hervorragenden Leumund. Emanuel mag ihn nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Nun ja, teils,

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