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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Raymond Chandler gelesen, und sein Philip Marlowe war nie verlobt und schon gar nicht verheiratet.«
    »Und er hatte auch nie den netten, sicheren Job, Gefriergut durch die Lande zu fahren. Genausowenig hat er, wie mir gerade einfällt, sechs Monate als Koch bei der Army verbracht.«
    »Als Koch? Wieso denn das?«
    »Weil ich nie in meinem Leben an einem Kochtopf gestanden habe, aber eine Menge Erfahrung als Lastwagenfahrer hatte. Leider hatten sie bei der Army im Fuhrpark nichts frei, weil alle Stellen mit Köchen besetzt waren. Über meine Moral mach dir auf alle Fälle mal keine Gedanken, ganz bin ich noch nicht korrumpiert, auch nicht korrumpierbar. Ich kannte mal einen Burschen, der sich mit einer Rothaarigen einließ, nachdem er sich mit einer Brünetten verlobt hatte. Er lernte die Rothaarige in einem Nachtclub auf dem Land kennen, wo er eine Zeitlang den Kontrabaß zupfte. Die beiden Frauen machten ihn so fertig, daß er bei einem Schiffsorchester anheuerte, obwohl er schon bei der Überfahrt zur Freiheitsstatue seekrank geworden war, und das letzte Mal, daß man von ihm gehört hat, war in Rom, wo er in abgerissenen Kleidern unter einem Balkon Geige spielte und darauf wartete, daß Tennessee Williams ihn zu einer Rolle in seinem neuesten Stück macht.«
    Nachdem Kate ihm einen Abzug des Fotos aus Janet Harrisons Handtasche, etwas Geld und einen Schlüssel zu ihrer Wohnung für den Fall gegeben hatte, daß er in ihrer Abwesenheit diesen Stützpunkt brauchen sollte, machte er sich auf den Weg.
    Was Frederick Sparks anging, dessen Sprechstundentermin nach dem von Janet Harrison gelegen hatte und der dabeigewesen war, als die Leiche gefunden wurde, so war Kate geneigt, jeden noch so schlimmen Verdacht zu wälzen. Nachdem Jerry gegangen war, erwog sie kurz, Emanuel anzurufen und ihn um ein paar Worte über Mr. Sparks zu bitten. Mochte Emanuels ganze berufliche Karriere – mehr noch, sein Leben – in Gefahr sein, an seinem beruflichen Format hatte sich in Kates Augen kein Quentchen geändert; und das fand sie außerordentlich ermutigend, auch wenn es bedeutete, daß sie ihn um die Zeit für ein Gespräch bitten mußte, statt sie zu fordern. Und Kate war sich sicher, daß Emanuels Patienten genauso über ihn dachten. Also wartete sie besser, bis sie mit Frederick Sparks gesprochen oder zumindest ein paar Eindrücke gesammelt hatte, bevor sie den Versuch machte, Emanuel ein paar Worte zu entlocken.
    Aus diesen Überlegungen riß sie ein Anruf von Reed, der sich genauso anhörte wie Jerry am Abend zuvor.
    »Wir haben jetzt endlich etwas entdeckt«, sagte Reed, »von dem ich so eine Vorahnung habe, daß es auf die eine oder andere Weise die Wende bringen könnte für unseren Fall.«
    »Über die Uniform weiß ich bereits genau Bescheid«, sagte Kate geziert.
    »Was für eine Uniform?«
    »Entschuldige, ich muß an einen meiner anderen Fälle gedacht haben. Was habt ihr herausbekommen?«
    »Janet Harrison hat ein Testament hinterlassen.«
    »Hat sie das? Ich hoffe, man hat sie wegen ihres Geldes ermordet. Was wir nämlich dringend in diesem Fall brauchen, das ist ein Motiv.«
    »Sie hatte 25000 Dollar in irgendein Familienunternehmen investiert, das ihr 6 Prozent Dividende bezahlte (Vorzugsaktien), oder, um dich mit höherer Mathematik nicht in Verlegenheit zu bringen, 1500 Dollar pro Jahr.«
    »Vielleicht hat die Familie, der das Unternehmen gehört, sie wegen des Aktienpakets ermordet.«
    »Kaum. Ich versuche ja gerade, dir zu erzählen, daß sie ein Testament hinterlassen hat. Sie hat das Aktienpaket nicht der Familie vererbt. Was glaubst du, wem sie es vermacht hat?«
    »Wenn sie es Emanuel vermacht hat, erschieße ich mich auf der Stelle.«
    »Das macht nur Flecken. Außerdem schießen Leute, die nicht geübt sind, gewöhnlich daneben, machen Löcher in die Wände und erschrecken die Nachbarn. Sie hat es einem Daniel Messenger, Doktor der Medizin, hinterlassen.«
    »Wer ist das? Reed! Könnte das der Jüngling auf dem Foto sein?«
    »Zwei Seelen, ein Gedanke. Oder besser, zwanzig Seelen. Wir haben bereits eine Beschreibung des Dr. Daniel Messenger, der medizinische Forschung praktiziert – praktiziert man Forschung? Wohl nicht. In Chicago. Er ist deutlich älter als unser Mann und könnte dem Foto gar nicht unähnlicher sehen – falls er das Ding so gedreht hat, der unsägliche Schurke.«
    »Vielleicht hat er sein Äußeres verändert – die Haare gefärbt, plastische Chirurgie.«
    »Kate, Mädchen, ich mache

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