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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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vielen Marmorsäulen, die den Tank stützten. An ihrem Fuß hing ein Samtvorhang vor einem offenen Durchgang – das Tor zurück in den geheimen Otterpark. Hanna schob sich durch den Vorhang und führte die Scouts in einen kleinen, feucht riechenden Raum. Louie trampelte ihnen über die Füße, ließ sich an einem Fleck nieder und gab ein seltsames Ottergeräusch von sich – eine Mischung aus Quieken und Grunzen.
    «Macht euch bereit», drang Hannas Stimme durch die Dunkelheit.
    Als sich der Vorhang wieder geschlossen hatte, hob sich der gesamte Raum in die Höhe. Die Scouts befanden sich in einem Fahrstuhl, der in der Dunkelheit der Marmorsäule aufstieg. Noah spürte die Geschwindigkeit des Fahrstuhls unter seinen wackligen Füßen.
    Als sie nach einigen Sekunden aus der Marmorsäule in den runden Tank hinaufstiegen, erfüllte helles Licht den Raum. Der Fahrstuhl war aus Glas und stieg an der inneren Wand des Turms hinauf, wobei er sich durch das Wasser schob. Auf der einen Seite konnten sie auf die Stadt der Artenvielfalt blicken, auf der anderen in den Wasserturm hinein. Noah starrte durch die Blasen, die der Aufzug im Wasser hinterließ, und sah, wie sich die Straßen wieder verkleinerten.
    Er stellte fest, dass sich dort, wo der Vorhang gehangen hatte, nun eine Wand aus Wasser befand. Und aus irgendeinem Grund strömte das Wasser nicht zu ihnen hinein.
    «Geh ruhig hin. Berühr es», meinte Hanna.
    Noah trat vor. Das Wasser machte kein Geräusch, als die Tropfen ihn benässten. Er hob den Arm und schob einen Finger in die Wasserwand, spürte, wie das Wasser über seine Haut lief. Er spreizte die Finger und schob den Arm weiter, bis seine Hand im Wasser verschwand, dann drehte er das Handgelenk und spürte den Druck des Wassers.
    «Der Vorhang, der normalerweise da hängt», erklärte Hanna, «hinterlässt Spuren von Magie. Unsere Wissenschaftler haben einen Weg gefunden, diese Magie dafür zu nutzen, das Wasser zurückzuhalten.»
    Noah zog die Hand zurück, und das Wasser schloss sich hinter seinen Fingerspitzen. Er trat zur Seite, damit Megan und Ella es auch versuchen konnten, und blickte mit Richie hinab auf die Stadt der Artenvielfalt. Ihre Dächer breiteten sich unter ihnen aus: Glaskuppeln, Bambusdächer und Dachgiebel aus Stahlblech. Frei stehende Säulen ragten in die Höhe. Vögel aller Größen und Farben segelten durch den Himmel. Ein Labyrinth aus Zweigen bildete erhöhte Straßen für die vielen Baumtiere.
    Noah bemerkte sechs senkrecht verlaufende Ketten zwischen den Turmwänden und dem Fahrstuhl. Zahnräder drehten sich darüber. An diesen Ketten wurde der Fahrstuhl also nach oben gezogen.
    Während sie in den oberen Teil des Turms hinaufschwebten, füllte sich das Wasser mehr und mehr mit Ottern. Sie schwammen in alle Richtungen, drehten sich herum, schlugen Purzelbäume und schnappten spielerisch nacheinander. Mindestens fünfzig Otter jagten hinter dem Fahrstuhl her. Sie schwammen nach oben, zeigten ihre hellen Bäuche und hinterließen V-förmige Spuren im Wasser.
    Louie sprang durch den offenen Durchgang und schwamm zu seinen Freunden.
    «Ich bin dafür, dass wir beim nächsten Mal die Rutsche auslassen und den Fahrstuhl nehmen», sagte Ella.
    «Der geht nur in eine Richtung», erklärte Hanna. «Von unten nach oben, ohne anzuhalten. Außer du passt ihn gerade auf dem Weg nach unten ab.»
    Plötzlich durchbrachen sie die Wasseroberfläche, und ein Gewirr aus Baumstämmen kam in Sicht. Der Fahrstuhl folgte der Wölbung in der Wand und trug sie in das felsige Gebiet des Otterparks. Die Felswände schienen sich vor ihnen auszubreiten. Doch schon bald schlossen sich die Wände vor dem Fahrstuhl, und die Welt um die Scouts herum wurde nachtschwarz.
    «Oh, super», meinte Richie, als der Fahrstuhl immer weiter nach oben fuhr. «Ich bin ja froh, dass das hier gar nicht gruselig ist …»
    Plötzlich blieb der Fahrstuhl mit einem Ruck stehen. Die Scouts konnten nichts sehen.
    «Streckt die Arme aus», sagte Hanna.
    Wieder hing ein Samtvorhang vor der offenen Wand des Fahrstuhls, wie Noah spürte.
    «Und jetzt folgt mir.»
    Noah merkte, dass Hanna an ihm vorbei- und durch den Vorhang ging.
    «Zeit, nach Hause zu gehen», meinte Megan und ging als Nächste.
    Dann kam Ella. Und dann Richie, der leise vor sich hin murmelte. Noah verließ den Fahrstuhl und den geheimen Zoo als Letzter.

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    24. Kapitel
    Zurück im Otterpark
    A uf der anderen Seite des Vorhangs befand sich eine

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