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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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die Jungs in Noahs.
    Richie schlief umgehend ein, Noah jedoch nicht. Er lag im Bett, wälzte sich hin und her und konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, was ihm in den Grotten passiert war.
    Eine Stunde verging. Und noch eine. Auf Noahs Nachttisch-Uhr leuchteten die Zahlen: 3:10. Schließlich döste Noah ein, wachte aber bald wieder auf. Die Uhr zeigte 7:57. Verärgert warf er die Bettdecke zur Seite und ging nach unten. Er machte sich eine Schüssel Müsli und begann zu essen. Doch noch während er kaute, fiel ihm das Wort Descender wieder ein. Was sie im Wörterbuch gelesen hatten, ergab keinen Sinn – jedenfalls nicht, wenn es um Menschen ging.
    Er stand auf und ging zum Regal im Wohnzimmer. Er zog das Wörterbuch aus dem Fach, setzte sich auf das Sofa und blätterte durch die Seiten. Noch einmal las er die Definition.
    «Das ist doch Quatsch», sagte er zu sich. «Die haben doch …»
    Dann schwieg er. Ein paar der Worte schienen ihm entgegenzuspringen. Laut las er sie vor. «‹… wird als Descender der Teil bzw. der Schwanz bezeichnet, der unter dem … Körper verläuft und durch die beiden zusammenlaufenden Linien gebildet wird.›»
    Er hob den Blick und starrte die Wand an.
    «Der Teil unter dem Körper … der Schwanz.»
    Die Definition bezog sich natürlich auf Buchstaben. Aber war es möglich, dass die Geheime Gesellschaft damit auch etwas anderes meinte? Wieder blickte Noah auf das Buch.
    «Wie zum Beispiel ein Tierschwanz?», fragte er sich selbst.
    Er betrachtete die letzten Worte, von den zwei zusammenlaufenden Linien , und erinnerte sich an seinen ersten Trainingstag und wie Tameron davon gesprochen hatte, dass es zwei Verteidigungslinien für die Sektoren-Durchgänge gab – eine Linie der Menschen und eine der Tiere. Und jede Linie hätte ihre eigene Stärke.
    Was, wenn diese beiden Linien miteinander verschmelzen konnten? Wenn die beiden Arten, die den geheimen Zoo beschützten, eins werden konnten? Die Intelligenz eines Menschen und die Stärke eines Tieres …
    Noah grübelte und grübelte. Vier Bilder kamen ihm in den Kopf: Tamerons Rucksack; Hannas lange, klobige Stiefel; die Reißverschlüsse und Schnallen auf Sams Jacke; und die stecknadelkopfgroßen Löcher in Solanas Lederkleidung.
    Sein Herz schlug schneller. Aus dem Englischunterricht kannte er ein ähnliches Wort: Descendant – Nachfahre . Konnte es sein, dass das Wort Descender auch etwas mit dem Wort Nachfahre zu tun hatte?
    Nein , sagte Noah zu sich selbst. Descender und Nachfahre waren zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.
    Aber wenn doch …? Nachfahren von was?, fragte er sich. Er dachte an die kurze Geschichte des geheimen Zoos, die nicht älter als hundert Jahre war. Welche Art von Abstammung konnte es in so kurzer Zeit geben?
    Vergiss es , sagte er zu sich. Er schlug das Wörterbuch zu. Du bist übermüdet und redest dir was ein. Entspann dich.
    Aber er konnte sich nicht entspannen. Nicht jetzt. Nicht, bevor er Antworten darauf gefunden hatte, wer die Descender wirklich waren. Nicht, bevor er den Zweck der Grotten verstanden hatte.
    Noah sah auf die Uhr. 8:10. Die Scouts wollten um Viertel vor neun aufbrechen, bevor Noahs Eltern aufwachten. Vielleicht konnte er schon in den Zoo laufen und sich die Grotten noch einmal ansehen. Diesmal müsste er allerdings vorsichtiger sein. Er würde die Tunnel entlanglaufen, die Schilder lesen und dann wieder rausklettern. Seinen Freunden konnte er eine Nachricht hinterlassen, dass er schon früher in den Zoo gegangen war.
    Ohne weiter nachzudenken, ging er nach oben, stieg über Richie, der in seinem Schlafsack lag, und zog sich an. Wieder unten, nahm er seine Jacke und die rote Mütze und schlich in die Garage. Er packte sein Fahrrad und trat leise aus der Seitentür hinaus.
    Dann radelte er die Straße hinunter, in Gedanken schon bei den Grotten. Beim Walkers Boulevard bog er nach rechts ein. Erst als der Zoo im schwachen Morgenlicht auftauchte, merkte Noah, dass er in der Eile vergessen hatte, seinen Freunden eine Nachricht zu hinterlassen.

[zur Inhaltsübersicht]
    26. Kapitel
    Wieder in den Grotten
    N oah stellte sein Fahrrad ab und ging zum Eingang des Zoos. Der Wärter im Wächterhäuschen war ein bisschen überrascht, Noah so früh am Morgen hier zu sehen, doch er winkte ihm bloß zu, als Noah durch das Drehkreuz ging. Ein Pendler zu sein, hatte seine Vorteile, dachte Noah, und einer davon war, nicht von Zoo-Wärtern ausgefragt zu werden, warum man früh am

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