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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Überhaupt nicht.
    Als sie die Treppe hinunterging, stellte sie erst einmal fest, dass die Lichter alle aus waren. Das sah ihm nicht ähnlich; Myrnin hatte eigentlich kein Energiesparkonzept und man brauchte ihm nicht damit zu kommen, dass er ein Gerät ausschalten sollte, wenn es erst mal an war. Ein Stromausfall, dachte Claire, doch als sie den Schalter an der Wand fand und ihn drückte, gingen alle Wandlampen an, verströmten ihr beruhigendes goldenes Licht und erfüllten den Raum mit Farbe und mit Leben.
    Myrnin lag ausgestreckt auf einem Labortisch, er hatte einen purpurroten Morgenmantel an, der schon bessere Tage gesehen hatte - vor mindestens fünfzig Jahren. Seine Augen waren geschlossen und er sah aus, als wäre er... tot. Oder schlief er? Aber Myrnin schlief nie, nicht richtig jedenfalls. Sie hatte ihn hin und wieder einnicken sehen, aber beim kleinsten Geräusch wachte er wieder auf.
    »Sie stapfte die Treppe hinunter und machte die Lichter an, her er bewegte sich immer noch nicht.
    »Myrnin?« Sie sagte es ziemlich laut, aber er bewegte sich nicht. »Myrnin, geht es Ihnen gut?« Ihr war seltsam elend zumute. Er lag da … wie hingegossen. Wie ein Leichnam, der für die Bestattung aufgebahrt worden war.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit hoben sich seine Augenlider langsam und er starrte mit leerem Blick zur Decke des Labors. »Ich glaube, ich habe geträumt«, sagte er. Er sprach langsam, wie unter Drogen. »Habe ich geträumt?« Er drehte den Kopf und sah sie aus seltsam leuchtenden Augen an. »Ich dachte, du wärst weg.«
    »Ich bin nach Hause gegangen«, sagte sie und ihr Unbehagen erzeugte ein Prickeln auf ihrer Haut. »Wissen Sie das nicht mehr?«
    »Nein«, sagte er leise. »Nein, das weiß ich nicht mehr. Ich war... müde. Ich wünschte, ich könnte schlafen. Schlaf muss etwas sehr Schönes sein.« Mit derselben unbeteiligten, nachdenklichen Stimme sagte er: »Ich habe sie geliebt, weißt du?«
    Claire machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu, ohne etwas zu sagen. Myrnin schien nicht darauf zu achten. »Ich habe sie geliebt und ich habe sie zerstört. Wünschst du dir nie, du könntest etwas ungeschehen machen, Claire? Etwas Schreckliches, von dem du wolltest, es wäre nie passiert?«
    Es ging ihm wirklich nicht gut. Sie wusste es einfach. Sie spürte es. »Vielleicht sollte ich Dr. Mills anrufen«, sagte Claire. »Oder Theo. sie mögen Theo doch. Sie können mit ihm reden.«
    »Ich brauche keinen Arzt. Es geht mir gut. Ich habe mein Blut auf Anzeichen von Zerfall untersucht und keine Spur der Krankheit gefunden, die uns damals heimgesucht hat.« Er schloss wieder die Augen. »Ich bin einfach nur müde, Claire. Müde und... ich habe einfach genug. Es ist eine Verstimmung, das geht vorbei.« Wie um es zu beweisen, setzte er sich auf und hüpfte vom Labortisch - mit einem Satz von der Depression in die manische Phase. Er war nicht mit dem Herzen dabei, aber er rieb sich die Hände und lächelte sie an. »Nun. Was hast du für mich, meine kleine Mechanikerin?«
    Sie fand es schrecklich, dass sie das jetzt sagen musste, weil sie wusste, dass das der schlechteste Zeitpunkt überhaupt war, aber sie hatte keine andere Wahl. »Ich glaube, mit der Maschine stimmt etwas nicht«, sagte sie. »Vielleicht haben wir etwas falsch gemacht.«
    Er riss die Augen ganz weit auf. »Warum sagst du so etwas? Ich sage dir, ich habe alle Tests gemacht. Es ist alles in Ordnung.«
    »Es ist nichts so Offensichtliches, es ist nur so, dass...« Sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte, deshalb platzte sie heraus: »Die Leute spielen verrückt. Ich glaube, es liegt an der Maschine.«
    »Sei nicht albern. Es liegt nicht an der Maschine, das kann gar nicht sein«, sagte Myrnin. »Mach doch kein solches Drama draus, Claire. Die Leute in Morganville spielen regelmäßig verrückt, normalerweise auf ziemlich spektakuläre Art. So ungewöhnlich ist das nun auch wieder nicht, Claire. Vielleicht ist es ungewöhnlich, wenn sich so viele auf einmal seltsam benehmen, aber hier sind schon merkwürdigere Dinge passiert.« Er lächelte und breitete die Arme aus. »Bitte schön. Das ist die Erklärung. Kein Grund zur Panik.«
    »Na ja, aber da war ein Junge - Alex. Ich habe ihn gestern Morgen gesehen. Er wusste nicht, wo er war. Das war echt seltsam und er war total durcheinander.«
    »Suchen junge Männer heutzutage nicht nach immer neuen Möglichkeiten, sich das Gehirn rauszupusten? Zu meiner Zeit war das jedenfalls so, obwohl sie

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