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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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gehen«, sagte Claire. »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Dann sag es und geh.«
    Ihre Kehle war trocken und sie wusste, dass er inzwischen so weit war, die nächstbeste Person, die ihn wütend machte, umzubringen. Amelie würde ihn nicht aufhalten können. Aber sie musste es ihm sagen. Sie musste es zumindest versuchen.
    »Du hast gesagt, du hättest letzte Nacht einen Vampir töten müssen«, sagte sie. »Es war nicht die Vampirin aus dem Imbiss?«
    »Nein«, sagte Oliver. Er blickte nicht zu ihr auf. »Eine alte Freundin. Ich konnte sie nicht anders aufhalten.«
    »Hat sie irgendetwas gesagt?«
    »Was?« Oliver sah sie stirnrunzelnd an. »Nein. Nichts, was einen Sinn ergeben hätte.«
    »Aber gesprochen hat sie.«
    »Sie hat nur geschrien, dass nichts mehr stimmt.«
    Das war die Bestätigung und Claire empfand ein kaltes, schwer lastendes Schuldgefühl. »Die Leute vergessen, wer sie sind. Oder wo sie sind. Oder sie wissen, dass etwas nicht stimmt, aber sie wissen nicht, was, und das macht sie verrückt.«
    »Dann beschränkt es sich offensichtlichnicht nur auf die Menschen«, sagte Oliver. »Eine Blutanalyse der betroffenen Vampire hat nichts ergeben. Es ist nicht wie bei der Krankheit, unter der wir früher gelitten haben.« Er wusste also Bescheid und hatte sogar etwas dagegen getan oder es zumindest ver- sucht.
    »Dann muss es die Maschine sein. Die, die Myrnin und ich repariert haben. Es hat ungefähr zu der Zeit angefangen, als wir sie eingeschaltet haben.« Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen; ihr Mund wurde noch trockener. »Myrnin glaubt nicht, dass irgendwas nicht in Ordnung ist damit. Ich ... ich wünschte, das stimmt, aber ich glaube, er will es nur nicht wahrhaben. Ich glaube, die Maschine löst das aus, und je länger sie an ist, desto schlimmer wird es.«
    Oliver schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Und wenn wir sie abschalten?«
    »Dann brechen die Schutzbarrieren zusammen. Aber ich glaube, dass dann auch die Gedächtnis-probleme weg sind.«
    »Und du bist dir da sicher?«
    War sie das? Sie wusste nämlich, dass ihr Leben davon abhing. »Ja.«
    Tief aus Olivers Kehle drang ein Knurren, dann sagte er: »Dann schalt das verdammte Ding ab und bring es in Ordnung. Finde heraus, was nicht stimmt. Es geht nicht lange ohne die Barrieren. Unsere menschlichen Mitbürger rebellieren schon gegen die Obrigkeit, und wenn sie erst mal merken, dass die Barrieren nicht funktionieren, dann verlieren wir vollständig die Kontrolle und es kommt zu einem Blutbad. Verstehst du?«
    »Ja. Ich schalte sie ab. Wir werden sie reparieren.«
    »Dann fang am besten gleich damit an. Raus mit dir.«
    Claire schnappte ihren Rucksack. Bei dem Pfahl und dem Messer zögerte sie, aber dann hob sie sie auf, stopfte beides in den Rucksack und warf ihn sich über die Schulter. Dann rannte sie zur Tür. Sie sah sich um, aber Oliver schien gar nicht zu bemerken, dass sie ging. Er hielt Amelie immer noch in den
    Armen und zum ersten Mal sah sie ein echtes, unverstelltes Gefühl in seinem Gesicht.
    Trauer.
    Theo Goldman trat mit seinem Arztkoffer in der Hand aus dem Aufzug. Er zwinkerte Claire zu, als sie sich vor der Tür aneinander vorbeischoben. Er sagte: »Man hat mir gesagt, ich hätte eine Patientin. Das hier ist ein seltsamer Ort für so etwas.«
    »Es ist Amelie«, sagte Claire. »Da entlang. Theo?«
    Er blickte sich um, ging aber weiter.
    »Bitte, helfen Sie ihr.«
    Er nickte, lächelte beruhigend, und bevor sie noch etwas sagen konnte, schlossen sich die Aufzugstüren.

10

    Myrnin war nicht im Labor. Das war ungewöhnlich. Vielleicht schläft er, dachte sie, aber als sie in seinem kleinen Zimmer hinten nachschaute, war alles aufgeräumt und leer. Er war einfach weggegangen.
    Naja, das machte die Sache leichter.
    Claire rief zu Hause an und erreichte Michael und Shane. »Ich brauche euch hier, ihr müsst mir helfen«, sagte sie. »Und ich brauche eine Leiter.«
    »Sag mir jetzt bloß nicht, du hast dich freiwillig gemeldet, um bei irgendjemandem das Haus zu streichen«, sagte Shane. »Das wäre nämlich dann so etwas wie Arbeit und ich arbeite sowieso schon viel zu viel.«
    Michael dagegen verstand sofort. »Du musst durch die Falltür im Labor. Ist Myrnin nicht da?«
    »Nein«, sagte Claire. »Kannst du mir helfen?«
    »Klar. Mach das Portal auf und wir kommen direkt durch.«
    Claire legte auf und schob den Schrank zur Seite, der das Portal verdeckte - keine leichte Aufgabe für einen Menschen, auch wenn Myrnin immerhin

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