Gefaehrliche Sehnsucht
und Blut, blasser als menschliches Blut, lief ihm in die Augen. Die Wunde schloss sich innerhalb von Sekunden. »Schon besser«, hauchte er. »Also, du neuer Zögling. Du schuldest mir einen Tribut, weil du ohne Erlaubnis hierhergekommen bist. Triff eine Wahl.«
»Was für eine Wahl?«, fragte Michael.
»Wen du haben willst.« Myrnins Vampirzähne glitten träge und drohend herunter und er packte Claire. »Ich glaube, ich mag die hier.«
Michael trat ihm direkt gegen die Brust. Myrnin taumelte zurück, aber nicht besonders weit.
Lächelnd kam er zum Stehen und neigte den Kopf. Jetzt sah er noch irrsinniger aus. »Das war nicht sehr klug, Blutkind. Gar nicht klug.«
»Lauf«, sagte Michael zu Claire und stieß sie auf den Tunnel zu. Myrnin fauchte und machte einen Satz, aber Michael packte ihn im Sprung und riss ihn nach unten.
Myrnin wollte nach Claires Fuß greifen, verfehlte ihn aber um etwa zehn Zentimeter. Am Fuß der Leiter zögerte sie. Shane war noch immer da drin, vielleicht war er verletzt. Sie konnte nicht einfach weglaufen.
Sie hörte, wie Michael einen gedämpften Schrei ausstieß, dann sagte Myrnin mit einer schmeichelnden Stimme, die von den Tunnelwänden widerhallte: »Ich mag Ratten, die fliehen. Hier, du kleine Ratte. Ich werde dich für Ada aufheben.«
Sie flitzte, so schnell sie konnte, die Leiter hinauf. Sie war schon halb oben, als sie spürte, dass die Leiter vibrierte. Myrnin war auf die Sprossen direkt unter ihr gesprungen.
Claire trat ihm ins Gesicht, sobald er näher kam.
»Au!«, heulte er überrascht auf. Sie trat noch einmal zu. »Au, hör auf , du Satansbraten! Was fällt dir ein?«
Sie trat erneut nach ihm. Er ließ die Leiter los und fiel. Er landete auf dem Rücken und sah überrascht aus. Seine Nase war schief und blutig. Er rückte sie gerade und sie rastete mit einem leisen Knirschen wieder ein.
»Au«, sagte er wieder und schüttelte den Kopf. »Du wirst nicht mehr lang genug leben, um das noch bereuen zu können.«
Claire stieg hastig die letzten paar Sprossen hinauf und warf sich im Labor auf den Boden, gerade als Myrnin die Beine anspannte und zum Sprung ansetzte, um sie oben an der Leiter zu erwischen. Er verfehlte sie, schlug ungeschickt auf dem Boden auf und rollte sich geschmeidig ab, sodass er in die Hocke kam.
Claire rappelte sich auf und rannte zu ihrem Rucksack. Eigentlich wollte sie das Silber nicht verwenden, aber sie wusste sich nicht anders zu helfen. Sie konnte nicht einfach zulassen, dass er sie auffraß.
Myrnin schien vorübergehend das Interesse an ihr verloren zu haben. Er war aufgestanden und sah sich mit halb geöffnetem Mund im Labor um. »Was zum Teufel ist hier passiert? Hat Ada das getan? Sieh mal einer an. Sie ist wirklich eine gute Haushälterin, nicht wahr? Hier war es doch immer viel unordentlicher.«
Im Laufen schnappte Claire ihren Rucksack und machte den Reißverschluss auf. Sie schnitt sich an dem Messer, das sie hineingestopft hatte, doch dann tastete sie nach dem Griff und bekam ihn zu fassen, gerade als Myrnin aufhörte, das Szenario zu bestaunen, und auf sie zugerannt kam.
Er sprang von Tisch zu Tisch, im Zickzack genau wie sie; seine Augen glühten in mattem Rot. Sie sah, wie Michael aus dem Tunnel kletterte und Shane hinter sich herzog. Keiner von beiden sah besonders gut aus.
Claire wartete, bis Myrnin nah genug war, dann fuhr sie ihm mit dem Messer quer über die Brust, wobei sie nur knapp sein Gesicht verfehlte.
Er hielt inne, sah an sich hinunter und sagte: »Oh nein, ich liebe diese Weste.« Und dann fing das Silber an, ihn zu verbrennen. Seine Augen wechselten von Blassrot zu einem hellen, zornigen Karmesinrot.
Er sah Claire an. »Niemand darf sich wehren. Das ist gegen die Regeln.«
»Sie sind nicht Sie selbst«, sagte sie. »Bitte tun Sie das nicht.«
Einen Augenblick lang glaubte sie, dass tatsächlich etwas in ihm an die Oberfläche drängte, etwas, das sie wiedererkannte... aber dann war es weg, und der alte Myrnin, der grausame, war wieder da. »Wenn du je hierher zurückkommst«, sagte er. »Dann zerfetze ich dich. Das ist mein Zuhause. Du bist hier nicht willkommen.«
»Claire!«, schrie Michael. »Das Portal! Lauf zum Portal!«
Sie war nicht weit davon entfernt, aber sie würde es nicht schnell genug dorthin schaffen. Er war teuflisch schnell und sehr wütend. Sie musste ihn so schwer verletzen, dass er aufgehalten wurde, wenigstens vorübergehend.
Sie holte aus, stieß ihm das Messer in die Schulter
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