Gefaehrliche Sehnsucht
plötzlich schneller schlug. Hinter sich hörte er ein Geräusch. Aus Reflex wirbelte er herum. Hinter ihm stand der vierte der Vampire. Riley sprang auf und ließ seinen Fuß in die Brust der großen Gestalt krachen. Der Vampir taumelte überrascht rückwärts. Seine Blutmahlzeit hatte ihn wohl etwas träge gemacht. Er grinste höhnisch.
»Du bist wohl lebensmüde?«, knurrte er. Sein rechter Haken traf Riley an der rechten Schulter. Riley verlor beinahe das Gleichgewicht. Ein wenig benommen sprang er auf und stürzte sich auf seinen Angreifer. Der Vampir prallte zurück. Riley zog blitzschnell sein Messer und stieß es dem Monster in den Bauch. Der Stich war nicht lebensgefährlich, aber das Silber zerstörte den Körper des Nachtwesens. Wie seine zwei Gefährten brach er zusammen und löste sich innerhalb kurzer Zeit komplett auf. Nur graue Asche blieb übrig und diese wehte der Wind in alle Richtungen. Riley starrte mit weit geöffneten Pupillen in die Dunkelheit. Wo war der erste und einzig noch lebende der vier Vampire?
Bevor er sich auf die Suche nach ihm machte, näherte er sich den beiden männlichen Opfern. Die beiden waren tot. Er konnte nichts mehr für sie tun. Riley überlegte kurz, ob er sie entsorgen sollte, aber er entschied sich dagegen. Es war wichtiger, den vierten dieser Männer zu finden. Schnell holte er sein Handy heraus und schickte Onkel John eine SMS. Sollte sich der Clan um die toten Männer kümmern. Seit George bei Dr. Grant die Befürchtung geäußert hatte, Vampire könnten in der Stadt ihr Unwesen treiben, hatte Richter Sinclair eine Gruppe von Clanmitgliedern damit beauftragt, die Opfer der fremden Vampire zu beseitigen.
Riley stand für einige Sekunden bewegungslos und blickte zum Himmel hinauf. Klar und frei funkelten die Sterne über ihm. Die Wolken hatten sich verflüchtigt. Ein Gefühl von Zufriedenheit breitete sich in ihm aus. Er hatte den Schaden begrenzt.
Ein entferntes Geräusch ließ ihn aufhorchen. Die Schritte kamen vom Club her. Schnell setzte er sich in Bewegung und rannte in Höchstgeschwindigkeit zurück an die Kreuzung, an der der Clubeingang des Crazy Horse war. Der schwarze Lieferwagen parkte ganz in der Nähe. Vielleicht hatte sich der vierte Mann dorthin zurückgezogen? Riley schlich sich an und duckte sich hinter einem parkenden Auto gegenüber der Hofeinfahrt. Er blickte auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke. Warum waren die Vampire mit einem Lieferwagen hierher gekommen? Wollten sie Vorrat sammeln?
In seinem Kopf arbeitete es. Dieser einzelne Vampir konnte heute nichts mehr anstellen. Dafür würde er sorgen. Er lehnte sich an den Baumstamm und ließ sich langsam zu Boden sinken. Zwischen zwei Autos hatte er gute Sicht zu der Einfahrt. Schlagartig hatte er das komische Gefühl, beobachtet zu werden. Erschrocken sah er hoch und blickte einem Mann in Polizeiuniform in die Augen.
»Was machen Sie hier?«, fuhr der Mann in Uniform ihn an. »Kann ich ihren Ausweis sehen?«
Riley blickte hinüber zum schwarzen Lieferwagen und fühlte zwei grün leuchtende Augen auf sich gerichtet. Der Vampir, der ihm entkommen war, beobachtete ihn und den Polizisten. Nach ein paar Sekunden startete er den Wagen und fuhr langsam die Straße Richtung stadtauswärts.
»Ich bin Riley MacLain«, sagte Riley bemüht freundlich und übergab dem Polizisten seinen Ausweis.
»Sind Sie mit John MacLain verwandt?«, kam die Frage etwas freundlicher.
»Ja. Er ist mein Onkel.«
Nach diesen Worten gab ihm der Polizist seinen Ausweis zurück und wünschte ihm noch eine gute Nacht.
In Rileys Kopf rasten die Gedanken.
»So ein Mist«, schimpfte er. »Ich war so nah dran, auch diese Bestie zu erwischen ...«
Er starrte die Straße entlang und sah, wie die Rücklichter des Autos immer kleiner wurden. Ohne nachzudenken, raste er in einem Vampirtempo die Straße entlang hinter dem Wagen her. Bald sah er die Silhouette des Autos vor sich. Das Stadtzentrum war bereits weit hinter ihnen, als der schwarze Wagen in die York Street einbog. An einer breiten Stelle der Straße parkte der Vampir sein Auto und ging zu Fuß weiter. Riley blieb in sicherer Entfernung hinter ihm. Plötzlich befand Riley sich in einer der vielen kleinen Gassen eines Randbezirks der Stadt. In diesem Viertel war er noch nie gewesen. Hier lebten wohl die weniger Begüterten. Müll lag auf der Straße. Der Schatten vor ihm bewegte sich von der Seite auf ein altes viktorianisches Haus
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